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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha
Autoren: A. A. Fair
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abholen.«
    »Augenblick noch«, rief ich in den Hörer, »ich sehe ein bißchen ramponiert aus. Würdest du beim Büro vorbeifahren und mir den Koffer mitbringen, der da steht? Da ist etwas zum Umziehen drin. Ich habe das Zeug immer parat stehen — vorsichtshalber.«
    »Ist recht«, stöhnte sie, »das mach’ ich auch noch... weißt du, wenn an dieser Seelenwanderungs-Theorie was dran sein sollte, dann mußt du in einem früheren Leben mal ein Fußball gewesen sein.«
    »Ein Punchingball, würde ich sagen...«
    Damit hängte ich ein. Dann rief ich Phyllis Crockett an: »Es wird jemand von der Polizei zu Ihnen kommen«, bereitete ich sie vor. »Man wird Sie bitten, einen Jade-Buddha zu identifizieren. Sie sollen sagen, ob er aus der Sammlung Ihres Mannes stammt. Tun Sie das, sonst reden Sie nicht mehr als unbedingt nötig. Aber erwähnen Sie, daß ich Sie angerufen habe und auf dem Weg zu Ihnen bin — sagen Sie das unbedingt — es ist wichtig. Und noch etwas: Wenn die Polizei wieder weg ist, bleiben Sie unter allen Umständen zu Hause, bis ich komme — ganz gleich, wie lange es dauert. Warten Sie auf mich.«
    Ohne ihr Zeit für eine Frage zu lassen, legte ich den Hörer auf. Dann wappnete ich mich mit Geduld und einer zerlesenen Illustrierten und wartete.
    Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Bertha kam. Sie musterte mich und stellte fest: »Diesmal siehst du aber schon besonders niedlich aus, Donald.«
    »Das habe ich bereits anzudeuten versucht. Hast du den Koffer mit?«
    »Ja natürlich.«
    »Gut. Hast du Geld bei dir?«
    »Geld? Was soll denn das heißen?«
    »Meins ist weg«, erklärte ich ihr.
    Sie holte tief Luft. »Sieh mal, Donald«, begann sie, »du bist doch . berechtigt, eine Waffe zu tragen. Als lizensierter Detektiv bist du das... Warum besorgst du dir nicht eine Pistole, anstatt dich zweimal monatlich zusammenschlagen zu lassen?«
    »Weil das zu teuer kommt«, setzte ich ihr auseinander. »Weil mir doch jeder vernünftige Mensch erst das Schießeisen abnehmen würde, ehe er mich verdrischt.«
    »Bei dir ist das schon möglich«, stimmte Bertha resigniert zu. »Wir hätten wahrscheinlich den zweitgrößten Rüstungsetat in den Vereinigten Staaten — gleich nach der Regierung... Hör mal, wie ist das jetzt? Du sagst, du brauchst den Wagen. Hast du dir schon mal überlegt, wie ich mitten in der Nacht nach Hause kommen soll?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Aber du könntest zum Beispiel ein Taxi nehmen...«
    »Ein Taxi!« unterbrach sie erregt. »Wer soll denn das bezahlen?«
    »Mrs. Crockett. Schreib’s ihr auf die Rechnung. Ich bin für sie unterwegs.«
    Halbwegs beruhigt, zog Bertha ihre Börse aus der Handtasche und suchte fünf einzelne Dollarnoten heraus. »Hier«, sagte sie, »das muß bis morgen reichen, verstanden?«
    »Sehr wohl, gnädige Frau!«
    »Laß den Quatsch! Sag mir lieber, was mit dem Dienstwagen passiert ist.«
    »Ich denke, deswegen wird dich die Verkehrspolizei morgen vormittag anrufen«, vermute ich, »vielleicht schon eher. Sie werden wissen wollen, warum er seit soundsoviel Stunden in einer Parkverbotszone steht.«
    »Meinst du wirklich?« fragte sie entsetzt.
    »Ich bin ganz sicher«, erwiderte ich todernst.
    »Mit dir hat man auch nichts als Ärger«, seufzte sie und quetschte sich in die Telefonzelle, um ein Taxi zu bestellen.
    Ich nahm den Koffer, den sie mitgebracht hatte, und hinkte in den Waschraum. Das verkrustete Blut auf meinem Gesicht ging gar nicht so leicht ab. Als ich es glücklich abgewaschen hatte und in den Spiegel blickte, war ich nicht sicher, ob ich es nicht besser hätte drauf lassen sollen. Ich sah ziemlich schauerlich aus.
    Als ich nach dem Umziehen den Waschraum verließ, war Bertha schon weg. Ich gab dem Tankwart sein Kleingeld zurück und bedankte mich.
    »Gern geschehen«, meinte er. »Sie haben wohl ‘n Unfall gehabt, was?«
    »Ja«, erwiderte ich, »wie kommen Sie darauf?«
    Dann kletterte ich in Berthas Wagen und fuhr los. Vor Jaspers Haus stand ein Polizeifahrzeug. Jasper wurde also noch bewacht, und Sellers war noch nicht mit dem Durchsuchungsbefehl zurückgekommen. Ich fuhr noch einen halben Block weiter und parkte dann am Straßenrand.
    Man brauchte nur zwei und zwei zusammenzählen, dann war klar, was sich vorhin abgespielt hatte. Jasper hatte nur so getan, als habe das Telefon geläutet. In Wirklichkeit war er nach draußen gegangen und hatte seine beiden Muskelmänner beauftragt, sich meiner anzunehmen. Das setzte aber voraus, daß sich
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