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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes
Autoren: Paul Harding
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sagen, sie wollen die Stadt bis
     auf die Grundmauern niederbrennen, alle Bischöfe und Lords umbringen
     und Gaunts Kopf auf eine Stange stecken.«
    Cranston beugte sich noch
     weiter vor, denn was sie da redeten, war Hochverrat.
    »Ich weiß, Bruder«,
     raunte er. »Die Steuerlast ist groß und die Ernte noch nicht
     eingefahren, die Gefängnisse sind voll, die Galgen ebenfalls. Jede
     Woche kommt neue Kunde von Unruhen in den Dörfern und Angriffen auf königliche
     Beamte. In Hertford ist ein Steuereintreiber totgeschlagen und an den
     Galgen gehängt worden, und daneben eine tote Katze, die sie
     kahlgeschoren und wie einen Bischof angezogen haben.« Er schnaufte.
     »Aber was kümmert dich das, Bruder?«
    »Oh, um Gottes willen,
     Sir John! Geht durch die Gassen von Southwark, und Ihr seht eine ganze
     Armee, die nur auf das Zeichen wartet: die Unterdrückten, die Gauner,
     die Halsabschneider und Diebe. Die leiseste Provokation, und sie strömen
     über die London Bridge; dann wird die Stadt wochenlang in Flammen
     stehen.« Athelstan senkte die Stimme noch mehr und spielte mit einem
     Holzsplitter an der Tischplatte. »Einige meiner Gemeindekinder sind
     beteiligt. Pike, der Grabenbauer, Tab, der Kesselflicker… dauernd
     schleichen sie wie die Wiesel zu dieser oder jener Versammlung aufs Land
     hinaus.«
    »Wenn sie erwischt
     werden«, sagte Cranston leise, »hängt man sie auf.«
    »Ich weiß, ich
     weiß, und das macht mir Sorgen. Es wird einen Aufstand geben und
     Tote, Mord und grausame Unterdrückung.« Er hielt kurz inne.
     »Sir John, habt Ihr schon einmal von einem Mann gehört, der
     sich Ira Dei nennt, der Zorn Gottes?«
    Cranston nickte. »Jeder
     hat schon von ihm gehört«, flüsterte er. »John von
     Gaunt hat einen furchtbaren Eid geschworen: daß dieser Mann gehängt,
     gestreckt und gevierteilt werden soll. Weißt du, Athelstan, die
     Bauern haben recht mit ihren Klagen, und weiß Gott, ihre Lage muß
     erleichtert werden. Ihre Anführer sind wilde Männer - Jack
     Straw, der Priester John Bull aber hinter ihnen lauert der Führer des
     geheimen Rats der Großen Gemeinschaft, die Schattengestalt, die sich selbst Ira Dei nennt. Sein Arm
     reicht weit und ist sehr stark. Hast du gehört, was in Aldersgate
     passiert ist?«
    Athelstan schüttelte den
     Kopf.
    »In einem schäbigen
     Haus dort drang eine Grabesstimme aus den Wänden. Hunderte von Bürgern
     drängten hinzu, um dieser, wie sie meinten, Stimme eines Engels zuzuhören.
     Als sie schrien: ›Gott schütze unseren Regenten, Herzog John,
     antwortete ihnen das eingemauerte übernatürliche Wesen nicht.
     Als dann einer rief: ›Gott schütze unseren jungen König
     Richardis da antwortete die Stimme: ›So soll es sein.‹ Und
     als man fragte: ›Was erwartet Herzog John in der Zukunft?‹,
     da antwortete die Stimme spöttisch: ›Tod und Vernichtung.
     ‹ Die Garde wurde geholt, und sie fand eine junge Frau in den
     Mauern, die so tat, als sei sie der Engel. Sie mußte tagelang mit
     kahlgeschorenem Kopf am Pranger sitzen. Aber Gaunt glaubt«, Cranston
     klopfte mit dem Finger auf dem Tisch, »daß Ira Dei
     dahintersteckte. Das zeigt, wieviel Macht und Einfluß er hat, mein
     guter Bruder.«
    »Und was hat Lord Gaunt
     vor?«
    Cranston legte den Kopf schräg,
     denn die Glocken der nahen Kirche von St. Mary Le Bow läuteten jetzt
     zum Abendgebet. »Oh, Gaunt macht sich Sorgen. Er kann kein Parlament
     einberufen, denn das Unterhaus ist ihm feindselig gesonnen. Aber heute
     abend veranstaltet er ein großes Bankett im Rathaus, und ich muß
     auch hin.« Cranston holte tief Luft. »Gaunt hofft, zwischen
     den streitenden Parteien der Gilden Frieden zu stiften. Er ist zum Freund
     der Londoner Kaufmannsfürsten und ihrer Anführer geworden:
     Thomas Fitzroy, Philip Sudbury, Alexander Bremmer, Hugo Marshall,
     Christopher Goodman und James Denny. Sie werden ihre neue Freundschaft in
     einer Orgie von Leckereien, Wein und falscher Freundlichkeit feiern.«
     Er räusperte sich. »Du mußt wissen, mein lieber Bruder,
     daß einer der fähigsten Handlanger Gaunts, der Lord Adam
     Clifford, sich für seinen Herrn dieser Sache angenommen hat. Jeder
     der Gildemeister hat einen großen Goldbarren in eine Truhe gelegt,
     die in der Rathauskapelle steht - zum Zeichen ihres guten Willens und der
     Unterstützung für den Regenten.« Cranston leerte seinen
     Becher und stand auf. »Und ich, mein Bruder, muß als Zeuge
     dieser Farce
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