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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter
Autoren: Brad Meltzer
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werden.«
    »Laaaaangweilig!« meinte Lisa und streckte alle viere von sich. »Warum gibst du mir nicht gleich deinen Lebenslauf? Erzähl mir wirklich was von dir. Vorlieben, Abneigungen, Lieblingsgerichte, Sexskandale, was mit deiner Familie los ist. Irgendwas.«
    »Bist du immer so frech?« Ben setzte sich auf die Ecke seines Schreibtischs.
    »Na hör mal, wir werden die nächsten zwölf Monate zusammen in diesem Zimmer wohnen. Da sollten wir doch irgendwie anfangen. Also was ist, antwortest du oder nicht?«
    »Meine Mutter ist in der Geschäftsführung einer Computerfirma in Boston. Sie ist der Prototyp einer kampflustigen, mit allen Wasser gewaschenen Powerfrau aus Brooklyn. Mein Dad schreibt eine liberale Kolumne für den Boston Globe. Die beiden haben sich an der Universität von Michigan in einem Soziologieseminar getroffen. Ihre erste Unterhaltung war ein Streit: Mein Vater ist ausgerastet, als meine Mutter gesagt hat, das Gehalt eines Menschen stehe in direkter Beziehung zu seiner Intelligenz.«
    »Ausgezeichnet. Konfliktpotential vorhanden!« Lisa setzte sich auf.
    »Sie kommen wirklich gut miteinander aus, bloß über Politik kann man bei uns zu Hause nicht sprechen.«
    »Und wo stehst du politisch?«
    »Ich schätze, irgendwo zwischen gemäßigt konservativ und liberal.« Ben zog eine imaginäre Linie mit seinen Händen. »Schließlich bin ich das Produkt einer Zweiparteienehe.«
    »Irgendwelche Freundinnen?« erkundigte sich Lisa.
    »Nein, ich glaube, mein Dad beschränkt sich weitgehend auf meine Mutter.«
    »Sehr lustig.«
    »Ich wohne mit meinen drei besten Freunden aus der High-School zusammen.«
    »Warst du schon mal verliebt?«
    »Hat dich schon mal jemand als aufdringlich bezeichnet?«
    »Beantworte einfach meine Frage«, sagte Lisa.
    »Erst einmal, obwohl ich nicht sicher bin, ob man es Liebe nennen kann. Nach dem Studium bin ich zwei Monate um die Welt gereist - nach Europa und Asien, Bangkok und Bali, nach Spanien und in die Schweiz - und hab' alles mitgenommen, was ich sehen konnte.«
    »Reisen scheint deine Leidenschaft zu sein.«
    »Durchaus. Wie auch immer, in Spanien bin ich einer Frau namens Jacqueline Ambrosio begegnet.«
    »Wie exotisch. Kam sie von dort?«
    »Nee. Sie arbeitete in Rhode Island im Marketing-Bereich. Sie hatte ihre Reise in Spanien begonnen, und ich war am Ende der meinen. Wir haben uns in Salamanca kennengelernt, sind übers Wochenende auf die schöne Insel Mallorca geflogen, und nach fünf Tagen ist jeder seiner Wege gegangen.«
    »Halt ein, du brichst mir das Herz«, stöhnte Lisa. »Und laß mich raten: Du hast ihre Adresse verloren, konntest die Liebste nie wiedersehen, und bis zum heutigen Tag sehnt sich dein Herz nach ihr.«
    »Nicht ganz. An meinem letzten Tag in Spanien hat sie mir gestanden, daß sie verheiratet ist, es aber sehr genossen hatte, wieder ein wenig Single zu spielen. Offenbar traf am folgenden Tag ihr Mann ein.«
    Lisa schwieg einen Augenblick. Schließlich sagte sie: »Ist die Geschichte purer Blödsinn?«
    »In keiner Weise.«
    »Trug sie keinen Ehering?«
    »Nicht, während wir zusammen waren.«
    »Na schön, es ist 'ne gute Story. Aber mit Sicherheit war es keine Liebe.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, sagte Ben grinsend. »Und wie steht's mit dir? Was ist deine Geschichte? Bloß die pikanten Einzelheiten.«
    Lisa schwang ihre Beine auf das rote Sofa. »Ich bin aus Los Angeles, und ich hasse diese Stadt. Ich finde, es ist die Kloschüssel der großen Toilette des Westens.
    Ich bin bloß deshalb von Anfang bis zum Ende auf die Stanford gegangen, weil ich gern in der Nähe meiner Familie wohne.«
    »Laaaaangweilig«, tönte Ben.
    »Jetzt wart mal noch 'nen Augenblick«, sagte Lisa. »Mein Vater ist in L. A. geboren, meine Mutter kommt aus Memphis. Sie haben sich - und das ist die reine Wahrheit - auf einem Treffen von Elvis-Fans in Las Vegas kennengelernt. Sie sammeln alles, was mit Elvis zu tun hat - Teller, Handtücher, Serviettenhalter. Wir haben sogar einen Pez-Spender im Elvis-Look.«
    »So was gibt's?«
    »Irgendein verrückter Sammler in Alabama hat einen Spender mit Fred-Feuerstein-Kopf bearbeitet. Er hat die Nase abgefeilt und Koteletten und eine Sonnenbrille draufgemalt. Meine Eltern sind ausgeflippt und haben zweihundert Dollar dafür bezahlt. Frag bloß nicht weiter, es sind totale Freaks.«
    »Du willst doch nicht etwa sagen, daß dein zweiter Vorname ...«
    »Ganz recht. Lisa Marie Schulman.«
    »Phantastisch«, sagte Ben
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