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Der Zauderberg

Der Zauderberg

Titel: Der Zauderberg
Autoren: Dr. Piers Steel
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Büro oder Ihre E-Mail-Ordner auf, gehen ins Fitnessstudio, kaufen ein und kochen. Eine innere Stimme sagt Ihnen, dass Sie eigentlich Wichtigeres zu tun haben, aber Sie reden sich ein, dass Sie sich damit auf die Arbeit einstimmen. Leider ist es inzwischen schon zu spät geworden, um noch damit anzufangen, also legen Sie sich besser schlafen. Am nächsten Morgen beginnt der Vermeidungskreislauf von Neuem.
    Um Ihre wachsende Sorge zu verdrängen, geben Sie sich gelegentlich hemmungslos Ihren Zerstreuungen hin. Sie lesen Ihre E-Mails oder die Sportnachrichten. Und wo Sie schon dabei sind, warum beantworten Sie nicht gleich ein paar E-Mails oder schauen ein paar Minuten fern? Schnell erliegen Sie diesen Verlockungen. Irgendwo in Ihrem Gedächtnis regt sich die Erinnerung an die Aufgabe, aber Sie wollen ihr nicht ins Auge sehen und suchen immer neue Ablenkungen. Sie schreiben lange und leidenschaftliche Beiträge in Onlineforen, lesen die neuesten Nachrichten oder zappen sich manisch durch die Fernsehkanäle. Sie können sich nicht losreißen, und die ursprüngliche Lust weicht einem Gefühl der Ohnmacht.
    Je näher die Deadline rückt, desto tiefer verstricken Sie sich in Ihre Vermeidungsstrategien. Aus Furcht vor allem, was Sie an das gefürchtete Projekt erinnern könnte, meiden Sie Kalender und Uhren. Sie stutzen Ihre Pläne zurecht und wollen nun nicht mehr das Beste erreichen, sondern nur noch das Nötigste. Statt konzentriert zu arbeiten, bleiben Sie morgens lange liegen, träumen von einer besseren Welt, vom Lottogewinn oder davon, ganz weit weg zu sein. Während Ihre Sorge wächst, sehen Sie sich nach Ventilen, Fluchtmöglichkeiten oder Belohnungen um – alles, was Ihnen die Illusion von Sicherheit vermittelt. Wenn Freunde oder Kollegen Sie aus Ihren Vermeidungsstrategien reißen wollen, antworten Sie ärgerlich: »Gleich! Ich kümmere mich darum, wenn ich hiermit fertig bin!« Doch was immer »hiermit« ist, Sie werden nie damit fertig. Insgeheim plagen Sie sich mit Vorwürfen und Selbstzweifeln und beneiden Menschen, die ihre Aufgaben scheinbar spielend erledigen.
    Der Druck wird immer größer, bis er irgendwann einen kritischen Punkt erreicht und einen inneren Schalter umlegt. Sie fangen an zu arbeiten. Irgendwo im Hinterkopf haben Sie Ihre Aufgabe auf das Wesentliche eingedampft, denn für mehr reicht Ihre Zeit sowieso nicht mehr. Sie krempeln die Ärmel hoch, treffen einige mutige Entscheidungen und machen erstaunliche Fortschritte. Die finsteren Gewitterwolken in Ihrem Kopf weichen einer plötzlichen Klarheit. Sie arbeiten zielstrebig und befeuert von der Dringlichkeit des Jetzt oder Nie. Für einige wenige Glückspilze reicht dieser plötzliche Energieschub aus, um das Projekt zu erledigen. Bei den meisten versickert er jedoch, lange bevor sie das verdammte Ding fertig haben. Nach Stunden der schlaflosen Konzentration schaltet das Gehirn ab. Kaffee und Zucker wirken nicht mehr. Tick – tack – die Zeit ist um. Sie humpeln über die Ziellinie, sind nicht ausreichend vorbereitet und präsentieren der Welt nur einen Schatten dessen, was möglich gewesen wäre.
    Dieses Szenario ist so verbreitet, dass es kaum der Erwähnung wert scheint – außer natürlich für diejenigen, dies es durchlitten haben und wissen, dass ihre Leistung weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Die Erleichterung darüber, dass Sie das Projekt endlich abgeschlossen haben, reicht nicht immer aus, um die Erkenntnis zu verdrängen, dass Sie Ihre Sache nicht gut gemacht haben. Und selbst wenn Ihre Arbeit genial war, wird Ihre Freude immer durch das nagende Gefühl getrübt, dass Sie es besser hätten machen können. Ganz zu schweigen von den Abendessen, den Partys und den Urlaubsreisen, die Sie sich vermiest haben, weil Sie mit Ihren Gedanken anderswo waren und sich innerlich mit dem Projekt herumgeschlagen haben, das Sie vermeiden wollten. Deswegen nehmen Sie sich vor, beim nächsten Mal alles anders zu machen, denn der Preis des Aufschiebens ist einfach zu hoch.
    Leider ist die Aufschieberei eine hartnäckige Angewohnheit. Statt Ihren Vermeidungsstrategien ins Auge zu sehen, suchen Sie nach Entschuldigungen – Aufschieben und Selbstbetrug gehen oft Hand in Hand. 2 Es ist oft schwer, zwischen nicht können und nicht wollen zu unterscheiden, weshalb Sie die Schwierigkeiten betonen, mit denen Sie zu kämpfen hatten: eine schwere Erkältung, eine chronische Müdigkeit oder der Notfall eines Freundes. Sie wälzen die
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