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Der Zauderberg

Der Zauderberg

Titel: Der Zauderberg
Autoren: Dr. Piers Steel
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unterdrücken, geht letztlich nach hinten los, denn unsere Triebe und Bedürfnisse sind unser Motor und wollen befriedigt sein. Übermäßige Selbstbeherrschung ist ungesund und macht Sie nicht glücklich. 6 Sie müssen Ihr persönliches Gleichgewicht finden.
    Was passieren kann, wenn die Selbsthilfe zu gut funktioniert, können Sie in Will Fergusons satirischem Roman Glück ® nachlesen: Nachdem die Menschen den Ratgeber Was der Berg mich lehrte gelesen hatten, wurden sie glücklich, zufrieden, freundlich und tugendhaft. Sie entsagten Nikotin und Alkohol, umarmten einander und nahmen sich so an, wie sie waren. Ihre Supersize-Cheeseburger tauschten sie gegen bescheidene Tofuburger ein. Doch die Artigkeit hatte ihren Preis: Die Menschen waren zufrieden, langweilig und austauschbar. Bei dem Versuch, ihre Schwächen zu beseitigen, hatten sie ihre Persönlichkeit gleich mit ausradiert, und mit den Lastern verschwanden Süßigkeiten, Moden und Lust.
    In unserer Aufschieberei schlägt das Pendel lediglich zu weit in Richtung der Kurzsichtigkeit und des Hier und Jetzt aus. Aber es wäre genauso schlecht, wenn es zu weit in Richtung der Vernunft und Weitsicht ausschlüge, denn dann leben wir nur noch in der Zukunft. 7 Burn-out-Opfer wünschten, sie hätten gelegentlich die Seele baumeln lassen, und allzu strebsame Studierende bereuen, ihre Semesterferien über ihren Büchern verbracht zu haben. 35a Optimale Selbstbeherrschung bedeutet also nicht, unsere Emotionen zu unterdrücken, sondern sie zu respektieren. 8 Nicht jeder Aufschub, mit dem wir uns selbst einen Gefallen tun, ist unbedingt unvernünftig. Wir brauchen diese Momente, in denen wir uns ausdrücken, mit Freunden lachen und uns verwöhnen lassen. Um es mit den Worten von W. H. Davies zu sagen, dem vagabundierenden walisischen Dichter aus der Jugendzeit meiner Mutter: »Was soll’n die Mühen dieser Welt, wenn uns die Zeit zum Staunen fehlt?« Faulheit, Extravaganz, Spontaneität und Spinnerei sind Qualitäten, die genauso ihren Platz in unserem Leben haben.
    Wie’s weitergeht
    Vor neuntausend Jahren war das Aufschieben unbekannt. Damals haben wir gearbeitet, geschlafen und andere Bedürfnisse befriedigt, wenn uns danach war. Das war unsere Natur. In diesem goldenen Zeitalter passten Notwendigkeit und Bedürfnis aufeinander wie zwei Puzzleteile. Wir waren perfekt gemacht für diese Welt der Jäger und Sammler.
    Neuntausend Jahre später hat sich unsere menschliche Natur nicht geändert, aber unsere Bedürfnisse passen nicht mehr zu unserem Alltag. Wir müssen früh aufstehen, lange To-do-Listen mit Diäten und Fitnessprogrammen abarbeiten und uns einer Menge anderer Quälereien unterziehen, die unserem Motivationssystem schwer im Magen liegen. In fast allen Lebensbereichen tut sich ein schier unüberwindlicher Abgrund zwischen unseren Wünschen und Pflichten auf, denn überall ziehen wir die Gegenwart auf Kosten der Zukunft vor. Wir frönen unseren unmittelbaren Gelüsten, stopfen uns mit Fett und Zucker voll, schlagen Wurzeln vor dem Fernseher und vergessen darüber gesunde Ernährung und Bewegung. Wir lassen unserem Zorn und unserer Enttäuschung freien Lauf und schieben Nachdenken und Versöhnung auf die lange Bank. Wir greifen nach der verbotenen, aber leicht verfügbaren Frucht der Promiskuität und setzen unsere langfristigen Beziehungen und unsere Gesundheit aufs Spiel. Dies alles sind Beispiele für eine menschliche Natur, die früher an ihre Umwelt angepasst war, es aber heute nicht mehr ist und unerhörterweise das Jetzt mehr schätzt als das Später. Doch an diesem Punkt muss die Geschichte nicht enden.
    Wie wir in diesem Buch gesehen haben, neigen wir zwar zum Aufschieben, aber wir sind nicht dazu verdammt. Wenn wir erkennen, wie es um uns steht, können wir etwas dagegen unternehmen. Wenn wir uns nicht mehr mit Göttern verwechseln, können wir uns mit unserer unvollkommenen menschlichen Natur versöhnen und entsprechend handeln. Wenn Sie wollen, gehört Ihre Aufschieberitis der Vergangenheit an. Aber dazu müssen Sie Ihre eigene Beschränktheit anerkennen und Techniken umsetzen, die auf dieser Erkenntnis beruhen. Dazu müssen Sie niemanden um Erlaubnis bitten. Niemand schickt Ihnen eine schriftliche Einladung. Sie wissen, was Sie zu tun haben, um Ihr Leben nach Ihren Vorstellungen zu gestalten und der Mensch zu sein, der Sie schon immer sein wollten. Sie haben alle Antworten in der Hand. Tun Sie’s einfach.

Dank
    Dieses Buch begann mit einem Anruf
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