Der Zauderberg

alle paar Minuten ein neues Ziel brauchen könnten«, meinte Tom.
    »Du darfst nur nicht den Fehler machen, den dein Unternehmen so gern macht«, sagte Tim und tönte mit der pompösen Stimme eines Unternehmenssprechers: »›Bis zum Jahresende werden wir die Umsätze um 20 Prozent steigern!‹ Das klappt nie. Ich frage mich, warum die sich überhaupt die Mühe machen, so was zu verkünden.«
    »Klar. Das ist so weit weg und derart abstrakt, dass sich niemand dafür anstrengt. Außerdem glaubt es sowieso keiner, wenn man sich die Wirtschaft so anschaut.«
    Tim sah über Toms Schulter, um nach dem Essen Ausschau zu halten. »Und letztes Jahr haben sie die Latte zu niedrig gelegt. Wenn das Ziel zu einfach zu erreichen ist, machen die Mitarbeiter das, was man eben so macht, wenn man über die Ziellinie kommt – sie tun nichts mehr.«
    »Genau wie bei meinem ersten Ziel«, sagte Tom. »Alle waren genau einen Tag schneller. Das ist doch verdächtig, oder? Ich glaube, diesmal lege ich die Latte ein bisschen höher.«
    »Das gefällt dir bestimmt: Versuch’s doch mal mit einer Party«, meinte Tim.
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Wenn ihr das Ziel erreicht habt, musst du das mit deinen Leuten feiern«, erklärte Tim. »Die meisten Leute erinnern sich bei einer Aufgabe an zwei Sachen: den Höhepunkt und das Ende. Mit einer Party am Ende haben alle das Gefühl, dass es sich gelohnt hat.«
    »Ich verstehe. Wie ein gutes Essen am Ende eines guten Gesprächs«, sagte Tom, der sah, dass die Kellnerin mit dem Tablett näher kam.
    Also baute Tom effektive Zielsetzungen ein. Wenn er seine Mitarbeiter nach ihrer Tätigkeit befragte, motivierte er sie, sich konkrete, kurzfristige und anspruchsvolle Etappenziele zu setzen. Wenn er sie später wieder traf, mussten sie ihm von ihren Fortschritten berichten. Für einige war dies überhaupt kein Problem, und sie nutzten die Gelegenheit, um ein wenig anzugeben, aber Tom fand das in Ordnung, denn so gaben sie ihm die Möglichkeit, ihre Leistungen anzuerkennen. Andere mussten stärker motiviert werden.
    Schließlich gab er dem Team ein neues Ziel vor: Sie sollten den Monatsbericht eine Woche schneller fertigstellen. Wenn ihnen das gelang, dann würden sie am Freitag eher Feierabend machen und zusammen feiern. Das Unternehmen würde Babysitter und Taxis für die Heimfahrt spendieren. Diesen Monat arbeitete das Team konzentriert und erreichte sein Ziel. Die Party war ein voller Erfolg und nicht nur eine Belohnung für das Team, sondern auch für Tom. Er liebte Partys. Wenn es in den folgenden Monaten so aussah, als würden »seine Leute«, wie er sie nannte, das Ziel nicht erreichen, dann verdoppelte er seine Anstrengungen, um sicherzustellen, dass es doch noch klappte und die Party steigen konnte. Nächstes Mal werde ich im Budget ein bisschen Geld für eine Wildwasserfahrt locker machen, dachte er. Das kann ich vermutlich als Förderung des Teamgeists rechtfertigen. Und einen Preis für den, der diesen Monat die meisten Berichte schreibt.
    Gerade als sich Tom in seiner Rolle als Führungskraft so richtig wohl zu fühlen begann, erhielt er eine Nachricht von oben. Im Gegensatz zu den anderen Abteilungsleitern reichte Tom seine Berichte immer rechtzeitig ein. Seine Leistung war außergewöhnlich, und seine Abteilung war die zufriedenste und produktivste des ganzen Unternehmens. 4 Es war nur logisch, dass er erneut befördert wurde. Toms Erfolgsgeheimnis war einfach: Er hatte verstanden, dass andere Menschen sich von denselben Dingen motivieren lassen wie er. Um in seine Fußstapfen zu treten und eine echte Führungskraft zu werden, müssen Sie es ihm nur nachmachen. Führungsqualitäten sind ein knappes Gut, und die Welt hofft dringend, dass Sie sie entwickeln.
    Eine Warnung zum Schluss
    Eddie, Valerie und Tom profitierten von den Prinzipien der Aufschiebeformel, indem sie sich auf die drei entscheidenden Faktoren Erwartung, Wert und Zeit konzentrierten. Auch Sie können von den Techniken in diesem Buch profitieren, wenn Sie sie umsetzen. Aber Achtung: Übertreiben Sie es nicht. Die Aufschieberitis kann Sie zwar daran hindern, Ihr Leben zu leben und Ihre Träume zu verwirklichen. Aber wenn Sie versuchen, Ihrer Aufschieberitis vollständig den Garaus zu machen, kann sie machtvoll zurückschlagen. 5 Als erwachsene und autonome Menschen streben wir ein Leben an, in dem wir unsere ganze Persönlichkeit verwirklichen und nicht nur einen kleinen Teil. Jeder Versuch, unsere impulsive Seite zu