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Der Zauderberg

Der Zauderberg

Titel: Der Zauderberg
Autoren: Dr. Piers Steel
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auf.
    Wie’s weitergeht
    Da haben Sie’s also. Die Aufschieberitis ist überall. Sie ist fast so allgegenwärtig wie die Schwerkraft und hat beinahe dieselbe Wirkung. Sie begleitet uns vom frühen Morgen, wenn wir den überquellenden Mülleimer in der Küche stehen lassen, bis zum späten Abend, wenn wir die leergequetschte Zahnpastatube in die Hand nehmen. Im nächsten Kapitel sehen wir uns an, was die Forschung zu unserer irrationalen Aufschieberei zu sagen hat und warum sie so verbreitet ist. Außerdem stelle ich Ihnen eine einfache Formel vor, die diese Dynamik erklärt, und beschreibe Ihnen meine erstaunlichen Erkenntnisse bei der Erforschung dieses Phänomens im wirklichen Leben. In den folgenden Kapiteln betrachten wir uns dann, was in unserem Kopf und Bauch vorgeht, wenn wir aufschieben, und welchen Preis wir dafür bezahlen.
    Die Forschung, die ich Ihnen hier vorstelle, hält allerdings immer auch einen Lichtblick bereit: In den Ursachen der Aufschieberitis ist immer auch schon ihr Gegenmittel enthalten. Deshalb zeige ich im letzten Teil des Buchs, wie Sie als Chef, Lehrer, Elternteil und vor allem als Mensch sich selbst und andere motivieren können, um die Aufschieberei in den Griff zu bekommen. Im letzten Kapitel zeige ich Ihnen schließlich, welche Techniken Sie für sich selbst umsetzen können. Die Methoden sind wissenschaftlich erprobt, haben keine Risiken und Nebenwirkungen und wirken schon in geringer Dosierung.

Kapitel 2
    Die Aufschiebeformel
    Die Essenz aus tausendundeiner Untersuchung
    Ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich will, sondern das, was ich hasse.
Apostel Paulus
    Eddie ist frustriert von der Ablehnung, die ihm in seinem ersten Verkaufsjob entgegenschlägt. Er hat eifrig an allen Verkaufsseminaren teilgenommen und die ganze Liste der empfohlenen Bücher gelesen. Jeden Morgen wiederholt er pflichtschuldig vor dem Spiegel die positiven Losungen: »Ich schaffe es! Ich bin der Beste!« Doch nach einem weiteren Tag ohne einen einzigen Verkaufsabschluss hat er Angst, auch nur den Telefonhörer in die Hand zu nehmen. Er ruft den nächsten potenziellen Kunden an und stählt sich schon dafür, einmal mehr durch ein »Ich bin in einer Besprechung« oder ein eisiges »Klick« abgewürgt zu werden. Und wie erwartet wird er wieder abgebügelt. Das hat doch alles keinen Sinn, denkt Eddie. Entmutigt räumt er seinen Schreibtisch auf, füllt die Formulare für seine Krankenversicherung aus und schaut sich im Internet das Angebot der Konkurrenz an. Weitere Anrufe verschiebt er auf später, wenn die meisten seiner potenziellen Kunden schon in Feierabendlaune sind. Sein Chef schaut zur Tür herein und erkennt die untrüglichen Signale. Eddies Entscheidung, seine Anrufe aufzuschieben, ist der Anfang vom Ende seiner Verkaufskarriere.
    Valeries Gesicht ist so leer wie der Computerbildschirm vor ihr. Sie starrt ihn an und weiß, dass da Worte stehen sollten, Worte, die sie geschrieben hat. Aber da steht nichts. Nicht ein einziger Buchstabe. »Warum?«, fragt sie sich. Es ist schließlich nicht ihr erster Artikel, aber aus unerfindlichen Gründen ist diese Geschichte über Gemeindepolitik, die sie morgen abliefern soll, einfach nur öde und langweilig. »Schreib was!«, befiehlt sie sich. »Tipp ein paar Tasten.« Auf dem Bildschirm erscheint »asdfgh«. Besser als nichts. Um dem bleiernen Gefühl der Lähmung zu entkommen, legt sie eine kurze Pause ein und chattet mit ein paar Freunden, die ihr den Link zu einer witzigen Website mit satirischen Musikvideos schicken. Nach einigen Videos stößt sie auf die Satire einer Fernsehserie und schickt ihren Freunden den Link. Schon bald entbrennt ein Wettbewerb, wer das lustigste Video findet. Stunden vergehen. Irgendwann dämmert es Valerie, dass der Tag schon fast vorüber ist, und sie fühlt sich noch weniger inspiriert als zu Beginn ihrer »kurzen Pause«. Sie tippt los, doch am Ergebnis lässt sich gut ablesen, wie viel Zeit und Hirn sie investiert hat. Der Artikel ist unterirdisch.
    Der Urlaub ist geplant! Tom hat sich ausnahmsweise rechtzeitig bewegt und schon früh einen Flug in die Dominikanische Republik gebucht. Dank seiner Umsicht hat er es sogar geschafft, den Flug mit den Meilen aus seinem Vielfliegerprogramm zu bezahlen. Bleibt nur noch die Reservierung eines Hotelzimmers, aber das lässt sich ja jederzeit erledigen. Doch was sich jederzeit erledigen lässt, das wird oft nicht rechtzeitig erledigt. Die Monate gehen ins Land, Tom
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