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Der Zauderberg

Der Zauderberg

Titel: Der Zauderberg
Autoren: Dr. Piers Steel
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halbherzig betreiben, dann vielleicht, weil Sie meinen, dass Sie sowieso keiner einstellen wird.
    In einer wegweisenden Untersuchung zeigte Martin Seligman, einer der Begründer der positiven Psychologie, dass es einen Zusammenhang zwischen einem Mangel an Selbstbewusstsein oder Optimismus einerseits und dem Aufschieben andererseits gibt. 1 Wenn Sie wie ich ein Tierfreund sind, dann sehen Sie es Dr. Seligman bitte nach, dass er in seinem Experiment Hunde mit Stromschlägen traktierte. 2a Seligman teilte seine Hunde in zwei Gruppen ein und versetzte ihnen in unregelmäßigen Abständen Stromstöße. Die Tiere erhielten dieselben Stromstöße, doch die Hunde der ersten Gruppe konnten einen Hebel betätigen und so die Quälerei für alle abstellen. Die Hunde der zweiten Gruppe hatten dagegen nichts dergleichen zur Verfügung und mussten die Stromschläge über sich ergehen lassen, bis die Hunde der anderen Gruppe der Tortur ein Ende bereiteten. Dann veränderte Seligman die Versuchsanordnung. Jetzt setzte er alle Hunde in einen Käfig, der durch eine niedrige Trennwand in der Mitte zweigeteilt war. Nur die Hälfte, in der sich die Hunde zu Beginn des Experiments befanden, wurde unter Strom gesetzt, und alle Hunde hatten die Möglichkeit, den elektrischen Schlägen zu entkommen, indem sie einfach über die Trennwand auf die andere Seite sprangen. Die Hunde der ersten Gruppe, die gelernt hatten, den Strom mittels Hebel abzustellen, sprangen sofort in die andere Käfighälfte. Auch die Hunde der zweiten Gruppe hatten aus dem vorhergehenden Experiment gelernt: Als der Käfig unter Strom gesetzt wurde, sprangen sie nicht etwa, sondern legten sich hin und ließen die Tortur einfach über sich ergehen. Wie Eddie mit seiner geringen Erwartung hatten diese Tiere gelernt, dass sie nichts tun konnten. Sie hatten gelernt, dass sie hilflos waren. 2
    Erlernte Hilflosigkeit führt dazu, dass jemand schnell aufgibt und sich einfach mit einer langen Krankheit oder einer schlechten schulischen Leistung abfindet. Das Phänomen der erlernten Hilflosigkeit erklärt auch, warum das Aufschieben von Entscheidungen oft ein Anzeichen für eine Depression sein kann. 3 Die Ursache ist mangelndes Selbstbewusstsein, und das macht es schwer, Energie in anspruchsvolle Aufgaben zu stecken. 4 Ein gewisses Maß an erlernter Hilflosigkeit ist weit verbreitet. Vielleicht erinnern Sie sich an Situationen, in denen sich alles gegen Sie zu verschwören schien. Für Eddie ist es seine Arbeit als Verkäufer, andere könnten eine schwierige Kindheit gehabt haben und von der Familie oder von Klassenkameraden in starre Rollen gezwungen worden sein. Wir können derartige einengende Überzeugungen verinnerlichen und sie noch mit uns herumschleppen, wenn wir die Familie oder die Schule schon längst hinter uns gelassen haben. Unsere erlernte Selbstwahrnehmung wird zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Weil wir davon ausgehen, dass wir scheitern, scheitern wir tatsächlich. Wir strengen uns erst gar nicht an, sondern wir schieben auf.
    Valerie und der Faktor Wert
    Wie stehen Sie zu dem, was Sie gerade aufschieben? Wenn Sie über diese Frage nachdenken, dann bewerten Sie. Genau wie Valerie, die lustlos ihren Artikel über die Gemeindepolitik zusammenschreibt, schieben wir gern alles auf, was uns keinen Spaß macht. Die Aufgabe, die Sie in diesem Moment aufschieben, ist also vermutlich eine, auf die Sie keine Lust haben. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von Wert. Je weniger Wert eine bestimmte Aufgabe für Sie hat, umso schwerer fällt es Ihnen, sie anzugehen. Es fällt uns leicht, bei einem Glas Wein oder einem üppigen Nachtisch ein langes Gespräch mit Freunden zu beginnen, aber den meisten von uns fällt es schwer, sich aufzuraffen und die Steuererklärung zu machen oder den Keller aufzuräumen. Studenten, die ihre Seminararbeiten aufschieben, nennen als wichtigsten Grund, dass sie ganz einfach extrem ungern Seminararbeiten schreiben. 3a Für den Laien liegt es auf der Hand, dass wir uns nicht voller Begeisterung auf unangenehme Aufgaben stürzen, aber Wissenschaftlern fehlt diese spontane Einsicht offenbar. Deshalb haben sie ein gutes Dutzend Untersuchungen durchgeführt und zweitausend Testpersonen befragt, um zu demselben Schluss zu kommen. Jetzt wissen wir es wenigstens ganz genau.
    Einige Tätigkeiten scheinen wir grundsätzlich als unangenehm zu empfinden, weshalb sie besonderen Aufschluss über das Aufschieben geben. 5 Da wir gern alles
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