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Der Zauderberg

Der Zauderberg

Titel: Der Zauderberg
Autoren: Dr. Piers Steel
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liegen lassen, was wir nicht mögen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass wir uns um Aufräumen, Organisieren oder Zahnarztbesuche herumdrücken. 6 Viele empfinden Sport als Qual, weshalb 70 Prozent aller Mitglieder von Fitnessclubs kaum je im Studio anzutreffen sind. 7 Auch Weihnachtseinkäufe gelten als stressig, weshalb der Einzelhandel an Heiligabend die größten Umsätze des gesamten Jahres erzielt. 8 Doch jeder von uns hat sein eigenes Päckchen von Aufgaben, die er oder sie als besonders unangenehm empfindet. Je nach den spezifischen Abneigungen der Bewohner stapelt sich in der einen Wohnung das schmutzige Geschirr in der Spüle, während in der anderen das Arzneimittelschränkchen vor abgelaufenen Medikamenten überquillt. In einigen Wohnungen wollen die Kühlschränke mit Lebensmitteln gefüllt werden, in anderen die Wohnzimmer mit Freunden.
    Da wir das am ehesten in die Hand nehmen, was uns Spaß macht, ist es nicht weiter verwunderlich, dass chronische Aufschieber die verschiedenen Verpflichtungen des Lebens als unangenehm empfinden. Wenn Sie also Aussagen wie »Arbeit langweilt mich« oder »Mir fehlt es an der nötigen Begeisterung, um meinen Verpflichtungen nachzukommen« zustimmen, dann ist der Grund für Ihr Aufschieben vermutlich, dass Sie diesen Verpflichtungen keinen Wert beimessen und keinen Spaß an ihnen haben. Wäsche zu waschen, Essen zu kochen, den Abwasch zu erledigen und Rechnungen zu bezahlen, empfinden Sie nicht als harmlose Kleinigkeiten, sondern als lästige Bürde. Es fällt Ihnen enorm schwer, Energie für die Kleinigkeiten des Alltags aufzubringen. Alles, was Langeweile verheißt, ist für Sie unbedeutend, weshalb Ihre Gedanken abschweifen. 9 Bei der Arbeit an diesem Buch war diese Eigenschaft für mich eine besondere Herausforderung: Ich bin mir schmerzlich bewusst, wie launisch Sie sind und wie kurz Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist. Deswegen darf ich mich nicht zu lange bei einer Sache aufhalten. Also gleich zum nächsten Punkt.
    Tom und der Faktor Zeit
    Eddies geringe Erwartung und Valeries mangelndes Bewusstsein für den Wert ihrer Arbeit tragen zwar maßgeblich zum Aufschieben bei. Aber die eigentliche Ursache finden wir in Toms Verhalten. Tom wollte ein Hotelzimmer reservieren, aber er konnte sich einfach nicht dazu aufraffen, bis es schon fast zu spät war. Jedes Mal wenn er es angehen wollte, ließ er sich ablenken. Als er schließlich aktiv wurde, wusste er, dass er zu viel Zeit vertrödelt hatte, und er wurde prompt dafür bestraft. Wenn Sie ein Aufschieber sind, dann fühlen Sie sich Tom vermutlich verwandt und geben zu, dass Sie sich gelegentlich »in Schwierigkeiten« bringen, weil Sie sich »von kurzfristig angenehmen Aktivitäten ablenken lassen«, oder dass Sie »den kleinen, unmittelbaren Lustgewinn einer umfassenderen Zufriedenheit in der Zukunft« vorziehen. Wenn Sie sich für eine Tätigkeit entscheiden, ist Ihre Motivation nicht die Art oder Wahrscheinlichkeit der Belohnung, sondern der Zeitpunkt. Sie wollen nicht auf Ihre Belohnung warten, Sie wollen sie hier und jetzt. Sie sind eben ein impulsiver Mensch.
    Wie schon im letzten Kapitel erwähnt, ist der Zusammenhang zwischen Impulsivität und Aufschieben eindeutig. Dutzende Studien mit Tausenden Versuchspersonen haben ergeben, dass Impulsivität und ähnliche Eigenschaften wie mangelnde Sorgfalt, geringe Selbstbeherrschung und leichte Ablenkbarkeit die entscheidenden Ursachen für die Aufschieberitis sind. Ich habe die Persönlichkeitsprofile von mehr als zwanzigtausend Testpersonen ausgewertet, um den Zusammenhang genauer zu untersuchen. Dabei bestätigte sich, dass die Impulsivität tatsächlich die Hauptschuldige für das Aufschieben ist. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn wir uns die weiteren Eigenschaften impulsiver Menschen ansehen: Sie verspüren ihre Wünsche besonders intensiv, handeln unüberlegt und haben Schwierigkeiten, eine Aufgabe zu Ende zu bringen. 10 Alle drei Aspekte spielen eine Rolle, und letzterer ist beinahe identisch mit dem Aufschieben selbst. Wer eine Aufgabe nicht zu Ende führen kann, der kann sich seine Zeit nicht einteilen, um rechtzeitig fertig zu werden. Wer unüberlegt handelt, seine Gefühle nicht im Griff hat und auf bloße Eingebungen reagiert, der schiebt auch auf.
    Bei diesem Zusammenhang zwischen der Impulsivität und dem Aufschieben spielt der Faktor Zeit eine ganz entscheidende Rolle. Unsere Ziele und Anliegen von morgen erscheinen uns eher abstrakt und haben
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