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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel
Autoren: Lynn Carver
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sich in seine Stimme.
    Juliane griff nach der Flasche mit dem Heiltrank, den Moira gebraut hatte. »Hier, trink.« Sie half ihm, sich aufzurichten und flößte ihm etwas von dem Gebräu ein.
    Wärme breitete sich in Arans Körper aus und seine Augenlider wurden schwer. »Ti ma nae nejche, Juliane«, murmelte er.
     
    *
     
    Juliane streichelte dem schlafenden Aran über die Stirn. Was meinte er damit, sie wäre weg? Hatte er in die Zukunft gesehen? Oder nur einen Fiebertraum?
    Ihre Hände zitterten. Sie hatte lange, viel zu lange nicht mehr an ihre Heimatwelt gedacht. Anfangs hatten sie die Umstände abgelenkt, dann wollte sie nicht mehr an ihren Herkunftsort denken. Was hatte sie auch dort? Ihre Mutter verachtete sie, ihr Vater war nie zu Hause und nicht einmal ihre Schwestern schienen sich ernsthaft etwas aus ihr zu machen. Hier in Goryydon hatte sie ihr wirkliches Zuhause, ihre wahre Familie gefunden.
    Juliane berührte Arans Wange. Er war hier. Der Gedanke, ihn zu verlassen, war unerträglich. Sie liebte ihn mehr als alles andere. Und sie wusste, dass es nie einen anderen geben konnte, der ihr Herz auch nur annähernd so berühren würde. Juliane ergriff Arans Hand. Der Körperkontakt war warm und tröstlich.
    Die Tür öffnete sich und Juliane zuckte erschrocken zusammen.
    »Ich bin es, kein Grund zu erschrecken.« Ranon grinste.
    »Habe gehört, man sollte sich in Acht nehmen vor dir«, feixte sie.
    Zwar hatte sie die letzten Tage ausschließlich an Arans Krankenlager verbracht, doch die zahlreichen Besucher und Dienstboten, die angeblich zufällig des Wegs kamen, und Juliane und ihrem kranken Freund die Aufwartung machen wollten, hatten ihr nach und nach von den gesamten Geschehnissen des Scharmützels berichtet.
    »Mir hat man erzählt, man müsste vor dir erzittern. Tatsächlich gibt es Gerüchte, du seist um das doppelte gewachsen und hast Feuer gespuckt.«
    Juliane verzog das Gesicht. »Oje, so schlimm ist es schon?« Kalira hatte sie nach dem Kampf vorgewarnt, dass sie sich auf größte Heldenverehrung gefasst machen sollte. Juliane hatte es nicht geglaubt und gehofft, dass man ihre Rolle bei diesem Gefecht ganz schnell wieder vergessen würde. Ja, das war sehr naiv von ihr gedacht. Sie wollte es mit Humor nehmen. Sie war nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Oder am falschen.
    »Das lässt wieder nach«, meinte Ranon. »Hast du gehört, dass sie dir den Titel Drachentochter offiziell verliehen haben? Seit Zadieyek wurde kein Mensch mehr so genannt.«
    Juliane zog es vor, das Thema zu wechseln. »Ist mit Kalira alles in Ordnung? Sie wollte gestern Abend vorbeisehen.«
    »Mein Vater Rael und Elyna lassen ihr kaum eine freie Minute. Es gibt viel zu tun und Kalira muss den beiden zur Hand gehen. Sie bereiten sie auf ihre künftige Rolle als Herrscherin vor.«
    Juliane nickte. Das hatte sie bereits gewusst. Sie musterte Ranon, weil dieser ganz verlegen wurde.
    Warum muss ich das erledigen?
    »Ist alles in Ordnung? Ist etwas passiert?«
    Ranons Ohrläppchen färbten sich rot. »Nein, … ja.«
    Juliane wurde ungeduldig. Sie verschränkte ihre Arme. »Was gibt es für Neuigkeiten? Lass hören!«
    »Kalira hat eingewilligt, meine Verbundene zu werden.«
    »Heiraten? Ihr wollt heiraten?« Juliane umarmte Ranon überschwänglich. »Ich freue mich unglaublich für euch! Wahnsinn, das habe ich nicht erwartet. Wann ist es so weit?«
    Ranon wirkte erleichtert und lehnte sich an das Tischchen, auf dem Verbandsmaterial, Kräuter und Heiltränke standen. »Die Zeremonie wird in kleinstem Kreis stattfinden, nur unsere Eltern und die besten Freunde.«
    »Ist das so üblich? Keine große Feier, kein Spektakel für das Volk?« Juliane war erstaunt, dass die Hochzeit der zukünftigen Herrscherin so einfach gehalten werden sollte.
    »Wir wollen es so. Die Feierlichkeiten zu Ehren unserer khiraischen Verbündeten sollen der Abschluss sein. Das Volk muss zum normalen Tagesgeschehen zurückfinden.«
     
    *
     
    Aran erwachte und fühlte zum ersten Mal seit Tagen keine Schmerzen. Als er sich jedoch bewegte, fuhr ein eisiger Stich durch seine Eingeweide. Er richtete sich mit zusammengebissenen Zähnen auf, nicht willens, länger Zeit im Bett zu verschwenden.
    Juliane lag auf einer Pritsche an der gegenüberliegenden Wand und schlief.
    Wärme durchströmte ihn, als er ihr Gesicht musterte. Mit unerwarteter Heftigkeit stieg in ihm das Bedürfnis auf, sie zu berühren.
    Unvermutet schlug sie die Augen auf und blickte ihn
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