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Der Zauberer von Schreckenstein

Der Zauberer von Schreckenstein

Titel: Der Zauberer von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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seid ihr dann gekommen?“
    „Um einen Irrtum aufzuklären, ein Missverständnis“, sagte Stephan betont höflich.
    Und wieder war es Mücke, der druckreif fortfuhr: „Wie wir gehört haben, sollen Sie der irrigen Ansicht sein, dass wir es waren, die Ihnen den Reißnagel auf den Stuhl gelegt haben. Dabei ist das technisch gar nicht möglich.“
    Sie stutzte. „Was soll das heißen?“
    Ottokar lächelte. „Wir wussten ja gar nicht, wo Sie Platz nehmen würden.“
    „Ja. Aber...“ Hier brach Fräulein Dr. Horn ab. Der Verstand hatte ihr Mundwerk eingeholt.
    Mücke vervollständigte den vermuteten Gedankengang. „Es wurde nur ein A... Nur ein Anwesender wurde verletzt.“
    Diesmal dachte das Vogelhirn schärfer. „Dann muss ihn jemand aus der zweiten Reihe hingelegt haben.“
    Um die Mädchen nicht reinzureiten, bog Stephan den Gedanken geschickt ab. „Das ist genauso eine Vermutung, wie die, dass wir es gewesen seien.“
    Die Leiterin fiel prompt auf den Trick herein. „Und wenn ihr’s doch wart?“ Sie sah von einem zum andern. „Ihr wolltet euch entschuldigen, und jetzt habt ihr Angst bekommen. Gebt es doch zu!“
    Mann! dachten Ottokar und Stephan gleichzeitig. Besser hätte sich die Unterredung gar nicht in die Richtung steuern lassen. Jetzt ist der Moment gekommen!
    Während sie sich daran freuten, ging Mücke bereits zum Gegenangriff über. „Wenn wir etwas getan haben, stehen wir dafür ein. Das ist Ihnen ja bekannt.“
    „Ach!“ sagte sie spitz.
    „Und wenn ich es trotzdem bezweifle?“
    „ Das ist Ihr Problem.“ Lässig kam der Satz von Ottokar. Er sah sie nicht einmal an.
    Jetzt ging sie hoch. „Mein Problem? Ja, was fällt euch denn ein? So leicht könnt ihr’s euch nicht machen. Mit mir nicht. Ich bleibe dabei: Ich glaube euch kein Wort!“
    Ohne sich vorher abgesprochen zu haben, standen die drei stumm und steif wie Zinnsoldaten. Fräulein Dr. Horn betätigte wieder ihre Lichthupe und sagte dann mit Verachtung: „Ritter nennt ihr euch? Für mich seid ihr Feiglinge!“
    Statt aufzubegehren oder zusammenzubrechen, wie sie es erwartete, wandten sich die drei von ihr ab, sahen einander an, und Mücke fragte in nachgerade gelangweiltem Ton: „Was machen wir denn jetzt?“
    „Das Gegenteil beweisen!“ gab Ottokar ebenso privat zur Antwort. „Die Anschuldigung können wir nicht auf uns sitzen lassen.“
    „Okay!“ Stephan wandte sich ihr wieder zu. „Sie werden sich jetzt vielleicht wundern, aber vergessen Sie nicht, dass Sie uns dazu gezwungen haben!“
    Mücke öffnete die Tür. Für einen Augenblick verschwanden die Ritter, dann rollten sie drei Autoräder ins Zimmer.
    Fräulein Dr. Horn war platt. „Was soll der Unfug?“
    „Die müssen Sie doch kennen!“ rief Ottokar. „Die sind von Ihrem Wagen!“
    Wie vom Reißnagel gestochen, sprang sie auf, rannte über den Westkorridor ins erste Mädchenzimmer mit Fenster nach der Südseite und lehnte sich hinaus.
    „Sind wir nicht linguistisch respektabel talentiert?“ flachste Mücke.
    Langsam folgten sie ihr. In dem Zimmer standen Bettina und Sabine vor ihren Stühlen, erschreckt wie Goldhamster, und wussten nicht, was der ganze Rummel bedeuten sollte.
    „Unerhört! Unerhört ist das!“ Die Vogelköpfige schnaubte, soweit ihre schmale Nase das zuließ.
    „Sie dürfen sich nicht aufregen, mit Ihrer schweren Verletzung!“ flötete Mücke.
    „Es ist nichts kaputt! Wir haben nur die Räder abmontiert und den Wagen aufgebockt“, erläuterte Ottokar. „Zudem nur drei Räder. Wir wollten uns nicht unnötig abschleppen!“
    Für diese Dreistigkeit bekam er einen giftigen Blick. Fräulein Dr. Horn ging über den Korridor zurück.
    „Halten Sie uns immer noch für Feiglinge?“ fragte Stephan, als sie wieder hinter ihrem Schreibtisch saß.
    Sie sah ihn nicht an, auch Ottokar und Mücke nicht. Erst nach längerer Pause sagte sie leise und mit ruhiger Stimme: „Ihr habt das alles vorbereitet!“
    „Ja!“ bekannte Ottokar.
    „Ihr habt also von vornherein angenommen, dass ich euch nicht glauben würde.“
    Es klang gekränkt. Mücke grinste, als sei die Schlacht schon gewonnen. „Wir mussten leider damit rechnen.“
    „Und was wäre gewesen, wenn ich euch geglaubt hätte?“
    „Gar nichts!“ antwortete Stephan. „Wir hätten die Räder stillschweigend wieder anmontiert.“
    „Es war aber gut, dass wir sie runter haben“, fügte Ottokar hinzu. „Eine Schraube saß ziemlich locker, vorne links.“
    Fräulein Dr. Horns schmale
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