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Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes
Autoren: Michael Moorcock
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schritt weiter, wobei die Blautönung immer tiefer wurde.
    Dann begann Sturmbringer zu murmeln, und Elric, durch das Schwert oder einen eigenen sechsten Sinn gewarnt, fuhr nach rechts herum. Dort war ein zweiter Torbogen aufgetaucht, aus dem nun Licht fiel, das so tiefrot leuchtete, wie das andere blau war. Wo sich die beiden Farben trafen, herrschte eine purpurne Tönung von fantastischer Intensität, und Elric starrte darauf, im Banne einer ähnlichen hypnotischen Anziehung, wie er sie schon auf der Rampe gespürt hatte. Doch wieder war sein Verstand stärker, und er zwang sich dazu, durch den roten Torbogen zu treten. Sofort erschien links von ihm ein neues Portal mit einem Strahl grünen Lichts, das sich mit dem Rot verband, und ein neuer Durchgang zu seiner Linken brachte gelbes Licht, ein weiterer vor ihm einen malvenfarbigen Schimmer, bis er in einem Hin und Her von Lichtstrahlen gefangen zu sein schien. Er hieb mit Sturmbringer danach, und die schwarze Strahlung ließ die Bahnen der Helligkeit einen Augenblick lang zu bloßen Lichtbächen werden, die sich aber sofort neu formten. Elric setzte seinen Weg fort.
    In dem Gewirr der Farben ragte nun eine Gestalt auf, und Elric glaubte die Umrisse eines Menschen auszumachen.
    Der Form nach mochte es ein Mensch sein -aber anscheinend nicht in der Größe. Aus der Nähe betrachtet, war die Erscheinung allerdings kein Riese, sondern kleiner als Elric. Aber der Eindruck gewaltiger Proportionen blieb, als wäre das Wesen tatsächlich ein Riese und als wäre Elric lediglich zu entsprechender Größe angewachsen.
    Die Gestalt stürzte auf Elric zu - und durch ihn hindurch. Nicht daß der Mensch nicht fühlbar war - Elric spürte das Gespenst. Die Masse des Wesens schien von unglaublicher Dichte zu sein. Die Kreatur drehte sich um, die riesigen Hände streckten sich vor, das Gesicht war eine spöttische Grimasse. Elric schlug mit Sturmbringer danach und reagierte verblüfft, als das Runenschwert abgebremst wurde, an der Masse des Wesens aber keinen Eindruck hinterließ.
    Doch als es Elric packte, fuhren seine Hände durch ihn hindurch. Erleichtert grinsend wich Elric zurück. Dann sah er mit Entsetzen, daß auch das Licht durch ihn hindurchschimmerte. Er hatte recht, er war das Gespenst!
    Wieder griff die Kreatur nach ihm, und dann ein drittes Mal, vermochte ihn aber nicht festzuhalten.
    Elric erkannte, daß ihm von dem Monstrum keine physische Gefahr drohte, wußte aber andererseits, daß seine geistige Gesundheit ernsthaft gefährdet war. Er machte kehrt und floh.
    Urplötzlich befand er sich in einem Saal, der dieselben instabilen, sich wandelnden Farben offenbarte, wie sie überall in dieser Zitadelle zu finden waren. Doch mitten im Saal saß eine kleine Gestalt auf einem Stuhl und blickte fröhlich grinsend zu Elric empor; in den Händen hielt sie einige winzige Wesen, die auf seiner Handfläche herumzulaufen schienen.
    »Willkommen, König von Melnibone. Wie geht es dem letzten Herrscher meiner liebsten Erdenrasse?«
    Das Männchen war in ein schimmerndes Gespinst gekleidet. Auf dem Kopf saß eine kleine, mit Spitzen versehene Krone - eine Travestie, zugleich ein Kommentar auf die Kronen der Mächtigen. Sein Gesicht war eckig, der Mund breit.
    »Sei gegrüßt, Lord Balo.« Elric verbeugte sich spöttisch. »Eine seltsame Gastfreundschaft bietest du mir hier.«
    »Aha - du bist nicht amüsiert, wie? Menschen sind soviel schwerer zu erfreuen als Götter -kaum vorstellbar, nicht wahr?«
    »Die Freuden der Menschen sind selten so kompliziert. Wo ist Königin Yishana?«
    »Gönne auch mir meine Freuden, Sterblicher. Hier ist sie, glaube ich.« Balo zupfte an einem der winzigen Wesen auf seiner Handfläche. Elric trat vor und erkannte, daß sich Yishana tatsächlich dort befand, wie auch viele der verschollenen Soldaten. Balo hob den Blick und blinzelte ihm zu. »In dieser Größe sind sie viel leichter zu handhaben.«
    »Das bezweifle ich nicht, obwohl ich mich frage, ob hier nicht eine Täuschung im Spiel ist. Vielleicht sind nicht sie kleiner, sondern wir nur größer geworden.«
    »Du bist scharfsinnig, Sterblicher. Aber kannst du dir vorstellen, wie es dazu gekommen ist?«
    »Dein Wesen dort hinten - deine Abgründe und Farben und Torbogen - sie bewirken eine Verformung, nicht wahr?«
    »Masse, König Elric. Aber von solchen Dingen verstehst du nichts. Selbst die Lords von Melnibone, die gottesähnlichsten und intelligentesten aller Sterblichen, haben nichts weiter
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