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Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes
Autoren: Michael Moorcock
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von der Gefahr, in der sie schwebten, und werden folglich keine Dankbarkeit empfinden. Es wäre wirklich das beste, wenn ich meine Rechnung mit deinem Zauberer begliche und weiterreiste. Sicher ist die Stadt schon voller Gerüchte, daß du den Mörder deines Bruders mit ins Bett genommen hast. Um deine Popularität bei den Jharkorern dürfte es ziemlich schlecht bestellt sein, meine Dame.«
    »Das ist mir egal.«
    »Das wird es nicht mehr sein, wenn der Adel das Volk zum Aufstand anstachelt und dich nackt auf dem Marktplatz kreuzigt.«
    »Du bist mit unseren Gebräuchen vertraut.«
    »Wir Melniboneer sind ein gebildetes Volk, Königin.«
    »In allen Künsten bewandert.«
    »In allen.« Wieder geriet sein Blut in Wallung, während sie aufstand und die Tür verriegelte. In diesem Augenblick hatte er keinen Wunsch nach den Kräutern, die Mondmatt holen sollte.
    Als er sich an jenem Abend auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schlich, fand er Mondmatt geduldig wartend im Vorzimmer. Doch Elrics Stimmung war nicht von Fröhlichkeit bestimmt. Er nahm das Kräuterbündel aus dem Beutel und suchte sich das Benötigte heraus.
    Mondmatt verzog das Gesicht, als er mitansehen mußte, wie Elric die Pflanzen kaute und hinunterschluckte. Dann schlichen sich die beiden Männer aus dem Palast.
    Elric saß hoch im Sattel, Sturmbringer an seiner Seite, und ließ sich von Mondmatt auf den Weg in die Berge hinter Dhakos führen.
    »Wenn ich den Zauberer von Pan Tang richtig einschätze«, murmelte der Albino, »ist Theleb K'aarna erschöpfter gewesen als ich. Mit ein bißchen Glück treffen wir ihn schlafend an.«
    »In dem Fall warte ich vor der Höhle«, sagte Mondmatt, der sich inzwischen mit Elrics Rachegelüsten auskannte und nicht den Wunsch hatte, Theleb K'aarnas qualvoll langsamen Tod zu beobachten.
    Sie galoppierten durch die Nacht, bis sie die Berge erreichten. Mondmatt zeigte Elric den Höhleneingang.
    Der Albino ließ sein Pferd stehen und ging mit erhobenem Schwert leise in die Höhle.
    Mondmatt wartete nervös auf die ersten Schreie Theleb K'aarnas, doch es war nichts zu hören. Er wartete, bis das erste schwache Licht des Morgens heraufzog und dann Elric mit vor Wut starrem Gesicht aus der Höhle trat.
    Heftig packte er die Zügel des Pferdes und schwang sich in den Sattel.
    »Bist du befriedigt?« fragte Mondmatt zögernd.
    »Befriedigt? Nein! Der Hund ist verschwunden!«
    »Er ist fort, aber das...«
    »Er war raffinierter, als ich dachte. Es gibt dort hinten mehrere Höhlen, und ich suchte ihn überall. In der hintersten entdeckte ich an den Felswänden und am Boden die Reste von Zauberrunen. Er hat sich irgendwohin versetzt, und ich konnte den Ort nicht feststellen, obwohl ich die meisten Runen entziffert habe. Vielleicht ist er nach Pan Tang zurückgekehrt.«
    »Ah, dann ist unser Ritt vergeblich gewesen. Kehren wir nach Dhakos zurück, um Yishanas Gastfreundschaft noch ein wenig länger zu genießen!«
    »Nein - wir reisen nach Pan Tang.«
    »Aber Elric - Theleb K'aarna kann sich dort auf zahlreiche anderer Zauberer stützen, außerdem hat Theokrat Jagreen Lern die Einreise von Fremden verboten!«
    »Egal. Ich möchte meine Angelegenheit mit Theleb K'aarna ins reine bringen.«
    »Du hast keinen Beweis, daß er sich dort aufhält!«
    »Egal!«
    Und schon spornte Elric sein Pferd an: er galoppierte wie ein Besessener dahin - oder floh er vor einer fürchterlichen Gefahr? Vielleicht war es beides, vielleicht war er besessen und zugleich auf der Flucht. Mondmatt folgte ihm nicht sofort, sondern blickte seinem Freund gedankenvoll nach. Er neigte sonst nicht zu tiefschürfenden Überlegungen, doch jetzt fragte er sich, ob Yishana dem Albino womöglich tiefer unter die Haut gegangen war, als er sich das wünschte. Er nahm nicht an, daß die Rache an Theleb K'aarna der wichtigste Grund für Elrics Weigerung war, nach Dhakos zurückzukehren.
    Schließlich zuckte er die Achseln, grub seinem Tier die Fersen in die Flanken und galoppierte los, um Elric einzuholen. Der kalte Morgen zog herauf, und er fragte sich, ob sie wohl tatsächlich nach Pan Tang reisen würden - sobald Dhakos weit genug entfernt war.
    Elrics Kopf dagegen enthielt keine Gedanken -er war von Emotionen eingehüllt, Emotionen, die er nicht zu analysieren wünschte. Das weiße Haar flatterte hinter ihm, das hübsche totenbleiche Gesicht war starr, die schmalen Hände krampften sich um die Zügel des Hengstes, und so ritt er dahin. Und nur in seinen seltsamen roten
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