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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
Autoren: Alexandra Potter
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Glück wird zu Ihnen kommen …« Sie hält mir einen lahmen Zweig mit einem verblassten rosafarbenen Band unter die Nase. »Unterschätzen Sie nie die Macht von Heidekraut.«
    »Nein, danke«, erwidere ich entschlossen.
    »Nur zwei Pfund, Schätzchen.«
    »Nein, wirklich nicht.« Ich versuche, ihrem Blick auszuweichen, doch die Zigeunerin packt meine Hand. Sie fühlt sich rau an, und die dunkle, verwitterte Haut steht in deutlichem Kontrast zu meiner sommersprossigen Blässe. Ich registriere die schmutzigen, abgebrochenen Fingernägel, die arthritisch gekrümmten Knöchel, das silberne Armband neben der rosafarbenen Swatch-Armbanduhr. Das Armband klirrt, als sie mit dem Heidekraut wedelt und lockend gurrt wie die Tauben auf den Fenstersimsen über uns. »Nehmen Sie’s. Vertrauen Sie mir, es wird seinen Zauber entfalten. Das Glück wird zu Ihnen kommen. All Ihre Wünsche werden in Erfüllung gehen.«
    Ja klar, sehe ich vielleicht aus wie eine Vollidiotin?
    Doch das Glitzern in ihren stechend grünen Augen verrät mir, dass sie kein Nein akzeptieren wird, außerdem werde ich mit jeder Sekunde noch nasser, also gebe ich nach und drücke zwei Pfundmünzen in ihre sandpapierartige Handfläche, nur um sie loszuwerden. Sofort verschwindet sie in der regennassen Menschenmenge und lässt mich mit einem Bund weißem Heidekraut mitten im Regen auf der Straße stehen.
    Heidekraut. Lucky Heather. Mein Namenspatron.
    Ich halte den Zweig zwischen Daumen und Zeigefinger und beäuge die dürren, fedrigen Stängel, die von einem billigen Plastikband zusammengehalten werden. Dieses Ding soll magische Kräfte besitzen? Ich überlege, ob ich es in den nächsten Mülleimer zu all den anderen städtischen Abfällen werfen soll, doch der Einzige, den ich sehe, ist auf der anderen Straßenseite, also stecke ich den Zweig in meine Tasche - dann werfe ich ihn eben zu Hause weg. Nachdem ich meine nassen Sachen ausgezogen, eine Flasche Wein aufgemacht habe und in die dampfend heiße Badewanne gestiegen bin.
    Während ich von einem herrlichen Schaumbad mit Moschusduft bei einem Glas Sauvignon blanc träume, vergesse ich die Zigeunerin und das Heidekraut und haste mit vor Nässe quietschenden Golfschuhen nach Hause.

KAPlTEL 5
    Geschickt drehe ich den Wasserhahn mit der großen Zehe ab und lasse mich in das Kissen aus schaumigen Blasen sinken. Herrliche, ungetrübte Wonne. Ich nippe an meinem Wein und atme das köstliche Aroma von Vanille und Zimt ein - ein Hoch auf die Miniflaschen von Molton Brown Schaumbad, die ich kürzlich aufgestöbert habe. Sie lagen in einem Weidenkorb, gemeinsam mit einigen anderen Erinnerungsstücken an ein Wochenende, das ich mit Daniel in einem Hotel im Lake District verbracht habe: eine abgerissene Eintrittskarte von Wordsworths Landhaus; eine Speisekarte mit Kaffeeflecken aus dem Café, die kleinen Schokoladentäfelchen, die das Zimmermädchen jeden Abend aufs Kopfkissen gelegt und die ich aus Angst um meine Oberschenkel aber nicht gegessen hatte. Meine Oberschenkel, die, wie ich mich mit einem Anflug von Unsicherheit erinnere, Daniel immer als »kräftig« bezeichnet hat.
    »Kräftig«, murmle ich, verärgert über meine Sentimentalität, aus der ich all diesen Blödsinn aufbewahrt habe, und über die Arroganz dieses Mannes, an meinem Körper herumzukritteln, wo er selbst unter einem Stiernacken und Geheimratsecken litt (die der wahre Grund dafür waren, dass er sich den Schädel kahl rasiert hat, und nicht, wie er immer behauptete, weil er wie Jason Statham aussehen wollte).
    »Du sollst noch erfahren, dass diese Schenkel dreimal pro Woche durch den Park joggen«, brumme ich und trinke einen eiskalten Schluck Sauvignon blanc. Na schön, zweimal, und eigentlich ist es eher eine Art strammes Spazierengehen, aber trotzdem … »Diese Schenkel schaffen hundert Ausfallschritte - wenn es nötig ist«, füge ich hinzu. »Diese Schenkel, die sich wie eine Python um den Hals eines Liebhabers legen können, verdammt noch mal!« Zugegeben - dafür haben sie in letzter Zeit nicht allzu häufig Einsatz gefunden, aber, hey, ein paar Lockerungsübungen und schon …
    Vorsichtig stelle ich das Glas auf den Wannenrand und greife nach dem Luffaschwamm und der Seife. Dann hebe ich den einen rosig schimmernden Schenkel aus dem Wasser und beginne, ihn zu bearbeiten wie ein Kriegsveteran, der seine Tapferkeitsmedaillen poliert. Hin und her, in kreisenden Bewegungen, zuerst im Uhrzeigersinn, dann dagegen, zuerst die Außenseite, ehe
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