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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re
Autoren: Anke Dietrich
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murmelte sie kauend vor sich hin. »In die eine bettet man den Körper des verstorbenen Pharaos; dann muss diese Kammer durch einen Mechanismus beim Verschließen verschoben werden und an ihre Stelle eine gleichartige treten.«
    Zufrieden nickte sie über ihren Lösungsansatz und biss ein Stück von der Zwiebel ab.
    Wenn Räuber kämen, fänden sie ein leeres Grab vor, was ihnen vorgaukeln würde, es sei bereits beraubt oder der König doch nicht an dieser Stelle beigesetzt worden. In Wirklichkeit würde seine Mumie nur eine Wand neben dem Raum schlummern, in dem sich diese Unholde befanden.
    »Dennoch bleibt ein Risiko«, überlegte sie und leckte sich die fettigen Finger ab. »Es gibt immer noch die Handwerker und die Priester, die über diese List Bescheid wissen.«
    Aber auch da fand sie schnell eine Lösung.
    Ramses darf nur ihm treu ergebene Untertanen für die Planung und den Bau des Grabes einsetzen. Zudem muss er verfügen, dass in den Jahrzehnten nach seinem Ableben niemand sein Grab betritt, damit keiner den Schwindel bemerkt. Sämtliche Hinweise müssen aus den Unterlagen getilgt und vernichtet werden. Irgendwann gerät alles in Vergessenheit.«
    Sie hatte aufgegessen, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schloss die Augen.
    Im Königstal aber werden regelmäßig die Häuser der Ewigkeit von den Amun-Priestern kontrolliert, ob sie unversehrt sind, erinnerte sie sich. Wie soll es also geheim bleiben?
    Grübelnd strich sie sich mit der flachen Hand über ihren Kopf. Die harten, kurzen Stoppeln der seit zwei Tagen ungeschorenen Haare kratzten dabei an ihren Fingern.
    »Dann darf Pharao eben nicht im Königstal bauen!«, schlussfolgerte sie etwas lauter als gewollt.
    Erschrocken sah sie sich nach allen Seiten um, doch es war niemand in der Nähe, der es hätte gehört haben können.
    Warum lässt er sich nicht einfach unter seinem Tempel in Abydos beisetzen?, führte sie ihre Überlegungen in Gedanken fort, und ihre Augen leuchteten auf.
    Ja. – Das war die Lösung!
    Sie sprang auf und lief aufgeregt umher, um besser nachdenken zu können.
    Niemand würde auf die Idee kommen, unter dem Fußboden eines Heiligtums nach einem Gab zu suchen, vor allem, da sich Ramses bereits im Königstal in Theben ein Westliches Haus aus dem Felsen meißeln ließ. Vor allem aber erschien Satra eine Grabstätte im Bereich eines Tempels weitaus sicherer als eine im Tal der Könige. Sie wusste zwar, dass nicht nur gewöhnliche Diebe und Handwerker sich solch frevelhafte Taten zuschulden kommen ließen, sondern dass zum Teil selbst hohe Beamte wie Wesire oder Priester daran beteiligt waren; zumindest war aber in einem Tempel der Kreis der Personen um einiges eingeschränkt. Und wenn Ramses die richtigen Männer für den Dienst an seinem göttlichen Ka einsetzen würde, bestände die Möglichkeit, seinen Leib vor der Zerstörung und seine Schätze vor Raub zu bewahren.
    »Jetzt muss mir nur noch einfallen, wie man eine ganze Sarkophagkammer verschwinden lässt.«
    Satra begann durch den Garten zu streifen.
    Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man verschob den Raum waagerecht oder man verschob ihn senkrecht.
    Sie versuchte, sich für beide Möglichkeiten die praktische Realisierung vorzustellen, und kam zu der Erkenntnis, dass die Räume für eine horizontale Verschiebung zwar leichter zu bauen wären, ihre Verschiebung selbst würde aber Schwierigkeiten bereiten. Also verwarf sie vorerst diesen Gedanken und widmete sich der zweiten Variante.
    Über ihren Überlegungen hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren. Erst als sich ihr Magen vernehmlich meldete, bemerkte sie, dass es inzwischen bereits später Nachmittag geworden war. Sie holte sich etwas zu essen und begab sich im Anschluss zu Amunhoteps Gemächern, falls dieser in der Zwischenzeit wieder zurückgekehrt sein sollte und ihre Dienste benötigte.
    Der Oberpriester war nicht da.
    Noch immer mit dem Problem einer vertikalen Verschiebung der Grabkammer beschäftigt, setzte sie sich mit gekreuzten Beinen auf ihren Strohsack. Es war eine ziemliche Herausforderung, sich alle baulichen Eventualitäten vor dem geistigen Auge vorzustellen und dabei nichts zu übersehen.
    Ich brauche etwas zum Schreiben, um meine Gedanken zu Papyrus zu bringen!, schlussfolgerte sie schließlich und erhob sich von ihrem Platz, um sich auf die Suche nach Ki zu machen, den sie wenig später zusammen mit einem königlichen Schreiber im Hof des Palastes fand.
    »Der Gebieter schickt
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