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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re
Autoren: Anke Dietrich
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Ramses für vier Tage Halt, um seinem berühmten Vorfahren zu opfern. Es ging weiter bis zur Festung Buhen, von wo aus sich das Gefolge des Königs zu Fuß auf der Karawanenstraße in die östliche Wüste begeben wollte.
    Der Aufbruch verzögerte sich um ein paar Tage. Der Kommandant hatte es nicht geschafft, rechtzeitig alle Vorräte an Nahrungsmitteln und vor allem Wasser bereitzustellen. Als es so weit war, nahmen die Mitglieder der Expedition schweren Herzens Abschied von den schützenden Mauern der kemitischen Festung und begaben sich in die glutheiße Abgeschiedenheit der nubischen Wüste. Ramses selbst führte auf seinem Streitwagen die Männer an, die von fünfhundert gut ausgebildeten Soldaten beschützt wurden. In einer langen Karawane begannen sie ihren Weg in das Ungewisse, denn eigentlich befanden sich die Goldvorkommen weiter nördlich. Ramses gedachte jedoch, in dieser Gegend nach neuen Quellen zu suchen.
    »Die Hitze ist unerträglich«, merkte Amunhotep an und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Er fuhr neben dem Wagen des Königs, dem er die Strapazen ebenfalls anmerken konnte.
    Re stand grell am Himmel und brannte unbarmherzig auf alles hinab, was sich ungeschützt in seinen Strahlen über den verdorrten Wüstenboden bewegte. Die Männer waren völlig erschöpft, obwohl es noch früh am Tag war.
    »Wir werden dort rasten.« Ramses wies auf einen Felsen in ihrer unmittelbaren Nähe. »Ich werde ein provisorisches Lager aufschlagen und Nahrung und Wasser verteilen lassen, damit die Männer wieder zu Kräften kommen. Erst wenn Res Barke in Nuts Rachen versunken ist, ziehen wir weiter.«
    Eine Stunde später streckten sich alle auf dem harten Boden aus, deckten sich ihren Schurz über den Kopf und verschliefen die größte Hitze, bis der Pharao am frühen Abend zum Aufbruch rief. Die Temperaturen waren kaum gesunken, aber die Luft begann sich allmählich abzukühlen. Der Himmel verfärbte sich glutrot, und nachdem Nut den Sonnengott verschluckt hatte, folgte die ersehnte Kühle, die schnell einer beißenden Kälte wich.
    Tag um Tag verging und Nacht um Nacht. Längst hatte die Expedition die felsige Wüstenlandschaft erreicht, doch noch immer waren die Männer nicht auf neue Goldvorkommen gestoßen. Tagsüber schliefen sie, und nachts zogen sie weiter. Fanden sie eine aussichtsreiche Stelle, wurde ein Lager aufgeschlagen, um sie am folgenden Tag zu untersuchen. Ihre Bemühungen waren jedoch nicht von Erfolg gekrönt, und allmählich sank der Enthusiasmus der Männer.
    Sie hatten ein weiteres Gebiet erreicht, in dem Ramses nach Gold zu suchen gedachte. Der erste Tag war ohne nennenswerte Ergebnisse verlaufen. Erschöpft begaben sich die Männer in ihre Zelte, und schon bald senkte sich Ruhe über das Lager. Einzig die wachhabenden Soldaten kamen müde ihren Pflichten nach und sicherten die Gegend weiträumig ab.
    »Halt! Wer da?«, fragte einer von ihnen, der zusammen mit zwei weiteren Kameraden die Lebensmittel- und Wasservorräte bewachte.
    »Ich bin es, Thut.«
    Als die dunkle Gestalt in das spärliche Licht des kleinen Feuers trat, lächelte ihnen ein freundlicher Mann Anfang dreißig entgegen. Sein Schädel war kahl rasiert, und der Schein des Feuers spiegelte sich auf seiner geölten Kopfhaut wider.
    »Was machst du hier?«, fragte der Krieger argwöhnisch.
    »Ich kann nicht schlafen. Also wandere ich durch das Lager und trinke etwas dabei.« Thut hob seinen Krug empor und prostete den Soldaten zu. Dann führte er ihn an den Mund und tat, als ob er einen Schluck nehmen würde. Anschließend setzte er ihn wieder ab und rieb sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Probiere mal«, forderte er den Krieger fröhlich auf und reichte ihm das Gefäß. »Der Wein schmeckt ausgezeichnet und ist sogar etwas kühl.«
    Ohne zu zögern griff der Soldat nach dem Krug und trank, bevor er ihn an seine Kameraden weitergab, die sich ebenfalls hocherfreut an dem edlen Rebensaft labten.
    Der Priester grinste. »Schmeckt, habe ich recht? Behaltet ihn. Ich glaube, nun werde ich allmählich müde.« Wie zur Bestätigung des Gesagten, reckte sich Thut und gähnte ungeniert. Listig äugte er dabei zu den Soldaten, bei denen der dem Wein beigemengte Mohn bereits zu wirken begann. Kurze Zeit später lagen sie ausgestreckt neben ihrem Feuer und schliefen tief und fest.
    Vorsichtig sah sich der Priester nach allen Seiten um und schlich zu den Wasservorräten, um die Tonpfropfen aus den Schläuchen zu entfernen,
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