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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re
Autoren: Anke Dietrich
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betrachtete sie mit kritischem Blick.
    »Nichts, aber die Priester, die die Horoskope erstellen, haben gesagt, dass es ein sehr schlechtes Datum war, an dem unser Sohn geboren wurde. Sie haben prophezeit, dass Usirhotep nicht lange leben wird.« Schluchzend warf sie sich ihrem Mann in die Arme. »O Amunhotep, warum konnte er nicht einen Tag früher oder fünf Tage später das Licht der Welt erblicken?.« Ein Weinkrampf schüttelte sie. »Ich bin so in Sorge. Vorgestern wandte ich mich an das Orakel des Gottes Bes im Tempel von Osiris Sethos I., doch auch der Gott konnte mir keine bessere Antwort geben, als es die Osiris-Priester taten.«
    Meritusir war völlig aufgelöst und schluchzte unaufhörlich, sodass Amunhotep ihr Mut zusprechen wollte, doch er konnte es nicht, wollte er sie nicht belügen.
    Es stimmte. Die letzten fünf Tage eines Jahres galten als die größten Unglückstage. Er wusste das und hatte angenommen, dass das auch seiner Frau bekannt sei. Dennoch war er erbost, dass man ihr diese Mitteilung in seiner Abwesenheit hatte machen müssen.
    »Gräme dich nicht, liebe Schwester. Unser Kind wird leben«, versprach er nur. »Osiris, Bes und all die anderen Götter des Schwarzen Landes wachen über ihn.«

SECHSUNDZWANZIG
      
     
     
     
     
     
     
    Sethi war außer sich vor Wut. Soeben hatte ihm Senehat mitgeteilt, dass sie von ihm schwanger war. Hatte er ihr nicht immer gesagt, dass sie die empfängnisverhütenden Mittel gebrauchen sollte? Er selbst hatte sie sich für sie von ihrem Vater geben lassen, doch Senehat, diese kleine Schlange, hatte ihn hintergangen, um ihn an sich zu binden und die Heirat zu erzwingen.
    Was sollte er nun tun? Würde er es ablehnen, sie zu ehelichen, warf es ein schlechtes Licht auf ihn. Senehat hatte natürlich schon all ihren Freundinnen von dem glücklichen Ereignis erzählt, und nun wusste es bereits die gesamte thebanische Gesellschaft. Selbst Ramses war es zu Ohren gekommen, und er hatte ihm zur bevorstehenden Vaterschaft gratuliert. Allerdings hätte Sethi schwören können, dass in Ramses’ Stimme ein gewisses Maß an Schadenfreude mitgeklungen hatte. Würde er nun Senehat zur Gemahlin nehmen, hätte er sie für den Rest des Lebens auf dem Hals. Dieser Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht.
    Er befand sich in einer verzwickten Lage. Ramses hatte nach dem Anschlag auf sein Leben weitreichende Untersuchungen einleiten lassen. Auch wenn er ihm nicht misstraute, er durfte sich keinen Fehler erlauben. Zu viel stand auf dem Spiel.
    »Worüber denkst du so lange nach, mein Prinz?«, säuselte Senehat glückstrunken und blickte verträumt zu ihm auf. »Du wirst Vater. Freust du dich gar nicht darauf?«
    »Warum sollte ich? Ich bin bereits seit elf Jahren Vater!«, erwiderte er schroff.
    Senehat zog ein beleidigtes Gesicht. »Ich dachte, du würdest anders reagieren«, schmollte sie und drehte ihm den Rücken zu, damit er nicht sehen konnte, dass ihr die Tränen in die Augen traten.
    »Verzeih bitte«, lenkte Sethi ein wenig sanfter ein und trat einen Schritt auf sie zu. »Es kam nur etwas überraschend für mich.« Er legte Senehat die Arme um die Schultern und zog sie zu sich heran. »Ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen, erneut Vater zu werden.«
    »Ach so?« Senehat klang gereizt. Unwirsch machte sie sich aus seiner Umarmung los. Sie drehte sich ihm wieder zu und starrte ihn böse an. »Ich glaube, dass von dir mehr als genug Söhne und Töchter die Unterkünfte deiner Dienerschaft bevölkern«, schleuderte sie ihm ins Gesicht.
    »Aber das ist doch etwas völlig anderes«, erwiderte er. Ihm riss allmählich der Geduldsfaden. »Sie stammen zwar aus meinem Samen; sie sind von mir aber nicht offiziell anerkannt, und das weißt du genau!«
    »Warum nur bist du so gemein?«, heulte sie und warf sich auf das Bett, das linker Hand neben ihr stand. Sie vergrub das Gesicht in den weichen Kissen und weinte bitterlich. »Tue ich denn nicht alles, was du willst?«
    Nein, dachte Sethi, sonst wärest du jetzt nicht schwanger!
    »Ich habe immer versucht, dir zu gefallen, Hoheit. Warum bist du nun nicht froh, dass ich deinen Sohn gebären werde?«
    »
Meinen Sohn?
« Sethherchepeschef klang spöttisch.
    »Ja, oder deine Tochter, Hoheit. Das ist doch völlig einerlei. Die Hauptsache ist, dass ich dein Kind austragen werde.«
    Sethi atmete tief durch, schluckte seine Wut herunter und setzte sich neben Senehat aufs Bett. »Du hast recht«, meinte er besänftigend. »Ich war gemein
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