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Der Wüstenpalast

Der Wüstenpalast

Titel: Der Wüstenpalast
Autoren: Lynne Graham
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gehst, wirst du eine andere Frau sein.”
    Die Beine weit auseinandergestellt, die Arme angespannt, beherrschte Bethany nur mühsam die Woge des Zorns, die in ihr aufstieg. “Wenn du mich noch einmal so anschaust, dann schlage ich dir die Zähne ein, das schwöre ich dir!”
    Mit einem wohlgefälligen Lächeln betrachtete er sie. “Mein Vater hat gesagt:
Ist diese Frau einen diplomatischen Zwischenfall wert?
– Wenn er dich jetzt so sehen könnte, hätte er diese Frage niemals gestellt.”
    “Was soll das heißen, diplomatischer Zwischenfall?”, wollte Bethany schrill wissen.
    “Früher oder später wird man dich vermissen”, erklärte Razul bereitwillig. “Es werden Fragen gestellt, die eine Antwort verlangen. Unser Botschafter in London wird ins Außenministerium einbestellt. Aber ich vermute, es wird noch viele Wochen dauern, bis es so weit ist.”
    “Das Außenministerium?” Ungläubig schüttelte Bethany den Kopf.
    “Nun, es gibt so wenige Menschen in deinem Leben, die dich als vermisst melden könnten. Deiner Mutter schreibst du nur einmal im Monat, mit deinem Vater hast du überhaupt keinen Kontakt. Deine einzige enge Freundin befindet sich gerade auf einer ausgedehnten Hochzeitsreise in Südamerika. Und was deine Kollegen betrifft … Es sind Sommersemesterferien, und ich bezweifle, dass sie erwarten, von dir zu hören. Ich muss sagen, ich finde dein isoliertes Leben ein trauriges Zeugnis eurer wundervollen westlichen Zivilisation.”
    Der Schock saß tief. Bethany befeuchtete sich mit der Zunge die trockenen Lippen. “Wo… Woher weißt du all diese Dinge über mich?”, flüsterte sie.
    “Ein Detektivbüro.”
    “Du hast einen Privatdetektiv auf mich angesetzt? Aber wann? Du hast doch nicht einmal gewusst, dass ich nach Datar komme!”
    “Nein? Eine großzügige Spende an deine Universität garantierte, dass du irgendwann kommen würdest …”
    “Ich … verstehe nicht …” stotterte Bethany, in deren Kopf ein stechender Schmerz zu pulsieren begann.
    “Was glaubst du, weshalb deine Vorgesetzten darauf bestanden haben, dass du deine Forschungen auf Datar konzentrierst?”
    “Die Nomadenstämme hier sind der modernen Welt nicht so ausgesetzt gewesen wie in anderen Ländern”, antwortete sie schroff, die Hände geballt.
    “Schon … Aber wer hat das Thema deiner Forschung vorgeschlagen?”
    Bethany verstummte. Der Vorschlag war von ganz oben gekommen, nicht etwa aus dem ethnologischen Fachbereich selbst. Tatsächlich hatte es einige unmutige Äußerungen darüber gegeben, dass sie wohl Verehrer an höherer Stelle haben musste, denn solcherart Forschungsmöglichkeiten im Ausland waren im Zuge der allgemeinen Mittelkürzungen an den Universitäten höchst selten.
    “Ich baue deiner Universität eine funkelnagelneue Bibliothek”, fuhr Razul freundlich fort. “Und mein sorgfältig ausgewählter britischer Vertreter, der sein ganz besonderes Interesse an Datar bekundet und außerdem erwähnt hat, wie beeindruckt er von einer Vorlesungsreihe gewesen ist, die du letztes Jahr gehalten hast, hat als Gegenleistung für diese Spende darauf bestanden, dass sein Name absolut anonym bleiben würde.”
    Bethany zitterte. Ohne einen einzigen Funken Reue erzählte Razul ihr gerade, dass sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Datar gelockt worden war.
    “Nein … Das glaube ich nicht. Ich weigere mich, das zu glauben!”
    “Ich habe von dem Datum deiner Einreise gewusst, seit du dein Visum beantragt hast. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass du allein am Flughafen erscheinen würdest”, gab Razul bedauernd zu. “Und auch nicht mit dem Aufruhr wegen deines Visums. Doch dies hat sich nun als Vorteil für mich herausgestellt. Du hast jetzt keinen Begleiter, der deinetwegen Alarm schlagen könnte … Und ich habe dich umso eher in meinem Besitz.”
    “Du hast mich keineswegs in deinem Besitz, du Irrer!” Bethany packte ihre Tasche und stolzierte auf den Ausgang zu. “Ich habe mir diesen Unsinn lange genug angehört!”
    “Dir ist klar, dass man dich in Gewahrsam nehmen wird?”
    “Was soll das heißen?”
    “Ohne meine Erlaubnis ist es dir untersagt, den Palast zu verlassen.”
    “Niemand untersagt mir irgendetwas … Ich tue, was
ich
will!”, fuhr sie ihn an und riss aufgebracht an den reichverzierten Türgriffen. “Und ich fahre zum Flughafen zurück!”
    “Falls du meine Männer dazu zwingst, Hand an dich zu legen, wird es ihnen äußerst peinlich sein, dich derartig
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