Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wüstenpalast

Der Wüstenpalast

Titel: Der Wüstenpalast
Autoren: Lynne Graham
Vom Netzwerk:
Zügen, den hohen Wangenknochen und seiner gebräunten Haut hätte er geradewegs einem berberischen Wandbehang entsprungen sein können. Für einen Mann seiner Rasse war er sehr hochgewachsen. Bekleidet mit einem Gewand aus feinem cremefarbenen Leinen, die Kopfbedeckung mit einem doppelten, königlich goldenen
iqal
gebunden, sah Razul auf Bethany herab.
    Langsam schlenderte er um sie herum, fast wie ein Raubtier, das seine Beute einkreiste. Ihr wurde der Mund trocken.
    “So still”, sagte Razul, als er schließlich vor ihr innehielt. “Du bist schockiert … Der Barbar hat gelernt, richtiges Englisch zu sprechen …”
    Bethany zuckte zusammen, und ihr wich alle Farbe aus den hektisch geröteten Wangen. “Bitte …”
    “Und sogar, wie man euer feines westliches Besteck benutzt”, fuhr Razul gnadenlos fort.
    Sie senkte den Kopf. Glaubte er wirklich, dass ihr diese Lappalien irgendetwas ausgemacht hatten? Im Gegenteil, sie hatte mit ihm mitgefühlt, als er mit all seinem wilden Stolz darum gekämpft hatte, sich in eine Welt einzufügen, zu der sein misstrauischer alter Vater ihm jeglichen Zugang versagt hatte, bis zu einem Alter, in dem der Lernprozess umso schwieriger zu vollziehen gewesen war.
    “Aber eine Lektion, die du ihn hast lehren wollen, hat der Barbar nicht gelernt”, murmelte Razul leise. “Ich hatte sie nicht nötig, denn ich kenne die Frauen. Ich habe die Frauen schon immer gekannt. Ich habe dich nicht umworben, weil ich in meiner primitiven, chauvinistischen Arroganz geglaubt hätte, ich sei unwiderstehlich. Sondern deshalb, weil in deinen Augen eine eindeutige Aufforderung zu lesen war …”
    “Nein!”, stieß Bethany abwehrend hervor.
    “Sehnsucht … Verlangen … Begehren”, fuhr er so weich fort, dass sich ihr die Nackenhaare sträubten. “Diese vollen roten Lippen sagten nein, aber diese smaragdgrünen Augen flehten darum, dass ich beharrlich bleiben sollte. Habe ich Ihrem Ego geschmeichelt, Dr. Morgan? Hat es Sie erregt, den Lockvogel zu spielen?”
    Bethany war wie gelähmt, dass Razul offenbar jedes Wort, das sie ihm an den Kopf geworfen hatte, behalten hatte.
    “Wenn du glaubst, ich hätte mich irreführend verhalten, dann war das völlig unabsichtlich, das versichere ich dir”, erwiderte sie angespannt, den Blick zu Boden gerichtet.
    Ein erdrückendes Schweigen trat ein.
    “Kann ich jetzt gehen?”, flüsterte Bethany schließlich.
    “Schau mich an …”
    “Nein …”
    “Sieh mich an!”, brauste Razul auf.
    Ihre Augen trafen sich mit den seinen, die goldfarben waren wie die eines Tigers. Auf einmal fühlte Bethany sich schwindelig und orientierungslos. Die elektrisierende sexuelle Spannung, die zwischen ihnen herrschte, riss all ihre Verteidigungsmauern nieder, und ihre blassen Wangen waren von heißer Röte übergossen.
    Razul bedachte sie mit einem wissenden Lächeln, während er seine goldfarbenen Augen über ihre Gestalt gleiten ließ und dabei an jeder ihrer üppigen Rundungen hängen blieb, die unter Bethanys lose geschnittener Kleidung sichtbar waren. Dann, ohne jede Vorwarnung, trat er einen Schritt zurück und klatschte in die Hände. Es klang wie ein Pistolenschuss.
    “Jetzt werden wir Tee trinken und uns unterhalten”, verkündete Razul in dem einfachen Befehlston dessen, der hier das Sagen hatte.
    Bethany verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich glaube nicht, dass …”
    Drei Diener erschienen wie aus dem Nichts. Einer von ihnen trug ein Tablett, auf dem die Tassen standen, der zweite eine Teekanne, und der dritte brachte einen niedrigen Tisch mit einem Ebenholzgestell und einer Messingplatte.
    “Earl Grey … extra für dich”, teilte Razul Bethany mit, der auf das Podium stieg und sich dort in von Natur aus angeborener Würde auf den Kissen niederließ.
    Wenig begeistert folgte Bethany seinem Beispiel und nahm ebenfalls auf dem prachtvollen Teppich und den dort verstreuten Kissen Platz.
    “Am Flughafen gab es ein kleines Missverständnis wegen meines Visums … Andernfalls hätte ich deinen Namen überhaupt nicht erwähnt”, sagte sie.
    Die feine Porzellantasse, die sie rasch an sich nahm, um sich irgendwie zu beschäftigen, klirrte verräterisch auf dem Unterteller. Eilig nippte Bethany an dem heißen, duftenden Tee.
    “Dein Visum war ungültig.”
    “Wie bitte?” Erstaunt, diese unsinnige Behauptung noch einmal zu hören, blickte sie auf.
    “Junge Frauen bekommen nur nach strengen Richtlinien ein Visum. Entweder, wenn sie hier eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher