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Der Wolfstrank

Der Wolfstrank

Titel: Der Wolfstrank
Autoren: Jason Dark
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dir und auch bei deiner Enkelin ist der Anfang gemacht worden. In euren Körper floss mein Trank, und ihr werdet bald zu mir gehören und es nicht abwarten können, bis sich der Vollmond wieder am Himmel zeigt. So ist es auch mit meinem ersten neuen Freund Morton geschehen. Er hat die Herrlichkeit bereits gespürt und ist in den Nächten unterwegs. Ihr werdet die Nächsten sein. Dabei wollte ich nur deine Enkelin haben, aber du bist mir in die Quere gekommen. Jetzt wirst du beim nächsten Vollmond, der noch in dieser Nacht am Himmel strahlt, in meine Welt für immer und ewig eintreten.«
    Marlene hatte alles gehört, vieles verstanden, aber recht wenig begriffen. Ihr war nur klar, dass sich ihr Leben seit diesem Tag von Grund auf geändert hatte, daran gab es nichts mehr zu deuteln, denn sie hatte von der Mixtur getrunken. Sie war schon so sehr davon beeinflusst, dass sie nicht einmal Furcht verspürte und sich der anderen Person nahe lethargisch hingab.
    Gordon beugte sich ihr entgegen. Er streckte dabei die Arme vor. Zum ersten Mal sah Marlene die Hände, die diesen Namen nicht verdienten. Was einmal Hände gewesen waren, hatte sich in Pranken verwandelt. Sie sah auch keine Finger unter dem Fell, dessen Oberfläche schwarz schimmerte.
    Er sah sie an.
    Seine Augen leuchteten noch nicht so stark. Die gelbe Farbe hielt sich etwas zurück, aber die Bosheit darin war nicht zu übersehen. Es war ein kalter und auch ein grausamer Blick, und die Hände umfassten plötzlich die Schultern.
    Unter dem dichten Fell bewegten sich tatsächlich Finger. Sie wanderten über die Schultern der Frau hinweg, um sich von zwei verschiedenen Seiten ihrem Hals zu nähern.
    Dicht vor ihrem Gesicht hörte sie die Kreatur atmen. Wobei das Atmen mehr einem heftigen Keuchen glich.
    Etwas Warmes fuhr von vom her gegen ihr Gesicht und drang auch durch ihren offenen Mund bis tief in die Kehle hinein.
    Er wollte ihr seinen Geist einhauchen. Sein Gesicht bewegte sich dicht vor ihrem, und eine klebrig feuchte Zunge fuhr dabei über ihre Wangen hinweg.
    Marlene hörte ihn wieder sprechen. Abermals musste sie sich anstrengen, um ihn verstehen zu können. »Wir werden gemeinsam in der Nacht den Segen des Vollmonds empfangen, das verspreche ich dir. Ich werde dich ebenso zu meiner Braut machen wie deine Enkelin. Du wirst die neue Kraft kennen lernen, die allem anderen überlegen ist. Wenn der Mond sein Licht verschickt, bist du stark, ganz stark...«
    Marlene King hörte die Worte, aber sie wurden von ihr nicht voll erfasst. Sie saß auf dem Boden und hatte Glück, eine Stütze im Rücken zu haben.
    »Du bist die Zweite. Lucy die Dritte. Und auch ihr werdet euch Menschen suchen, um den Keim weiterzugeben. Es läuft alles so, wie es Morgana gewollt hat, auch wenn sie noch in der Vampirwelt gefangen ist. Aber es kann sein, dass wir gemeinsam stark genug sind, um sie zu befreien. Das wird sich ergeben und...«
    Er stoppte mitten im Satz!
    Plötzlich schien das normale Leben in der Hütte völlig erstarrt zu sein.
    Auch Marlene kam sich vor wie eine Gefangene ohne Fessel. Sie bewegte sich nicht, während sich der Werwolf von ihr langsam zurückzog, aber noch nicht auf die Beine kam.
    Er blieb in der gebückten Haltung und hatte seine vorgestreckten Hände auf den Boden gedrückt. So sah er aus, als könnte er sich jeden Moment abstoßen.
    Sein Blick war nicht mehr ruhig. Er irrlichterte von einer Seite zur anderen. In seine gelben Augen trat ein Flackern, das einfach nicht verschwinden wollte. Auch dann nicht, als einige Sekunden verstrichen waren.
    Marlene King begriff das Verhalten der Kreatur nicht. Sie konnte sich allerdings vorstellen, dass er eine Gefahr gewittert hatte und nun auf der Lauer lag.
    »Jemand ist da...«, zischte er.
    »Wer?«
    »Ein Feind.«
    »Kennst du ihn?«
    »Nein, aber ich spüre ihn. Er ist in der Nähe. Ich weiß es. Ich habe von ihm gehört über Morgana. Sie wusste sehr genau, vor wem ich mich in dieser Welt in Acht nehmen muss.«
    Für Marlene King hatte die Kreatur in Rätseln gesprochen. Sie war auch nicht mehr wichtig für den Werwolf, der sich drehte und mit einem Griff den Kolben mit dem Trank an sich genommen hatte. Er war sehr wichtig für ihn.
    Sie konnte nicht mehr an sich halten. »Was ist los? Was hast du jetzt vor?«
    »Sei still!«
    Marlene schwieg. Aber ihr Gegenüber hatte sich nicht beruhigt. Nach wie vor stand er unter gewaltigem Druck. Er sah aus wie jemand, der nicht genau wusste, welche Entscheidung er nun
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