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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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einbrennen will.«
    Auch ihm war dieser Blick schon aufgefallen, und es hatte ihn jedes Mal geschmerzt, wenn Annora ihn so betrachtet hatte. Anfangs hatte er nicht über eine Zukunft reden können, weil er nicht sicher gewesen war, überhaupt eine zu haben. Dann hatte er sich zurückhalten müssen, weil sie nie allein gewesen waren; allerdings vermutete er, dass Annora dafür gesorgt hatte. Und jetzt war ihm verwehrt, mit ihr zu reden, weil sie ihm aus dem Weg ging.
    »Ich kenne diesen Blick«, sagte er leise.
    Meggie nickte. »Also musst du jetzt sehr bald wieder ganz gesund und stark werden, und dann kannst du ihr nachlaufen und ihr sagen, dass sie bei uns bleiben muss, weil wir sie brauchen.«
    »Genau das habe ich vor, Mädchen.«
    »Ich kann dir helfen. Ich bin nämlich sehr gut im Knotenmachen.«
    James musste sich ein Lächeln verbeißen. »Das werde ich im Hinterkopf behalten, aber ich hoffe, ich kann Annora überzeugen zu bleiben, ohne dass ich sie dazu fesseln muss. Annora MacKay gehört uns, meine Meggie, und ich habe vor, ihr das begreiflich zu machen. Das hier ist ihr Zuhause, wir sind ihre Familie, hier soll sie bleiben.«
    »Bist du jetzt bereit, deine Frau zur Strecke zu bringen?«, fragte Tormand drei Tage, nachdem James Meggie versprochen hatte, dafür zu sorgen, dass Annora blieb.
    James warf einen letzten Blick in den kostbaren, sündteuren Glasspiegel, den MacKay im Schlafgemach des Lairds hatte anbringen lassen. Der Mann hatte zu viel für solchen unsinnigen Luxus ausgegeben, aber in diesem Moment war James ganz froh über den Spiegel. Außerdem freute er sich über seine roten Haare. Sich das Haar braun zu färben und dafür zu sorgen, dass es auch braun blieb, war ziemlich aufwendig gewesen. Bis auf die Narbe auf seiner Wange und ein paar Falten in seinem Gesicht sah er mehr oder weniger so aus wie früher, bevor all seine Schwierigkeiten begonnen hatten. Selbst nackt war er wohl auch ziemlich unverändert, abgesehen von der hässlichen roten Narbe in seiner Seite. Er hoffte inständig, dass er wie ein Mann aussah, den Annora lieben und heiraten wollte. Dass sie ihn in ihrem Bett haben wollte, wusste er, aber jetzt ging es ihm um weit mehr als nur um Leidenschaft.
    »So bereit wie nur möglich«, erwiderte er. »Sobald die Wunden sich geschlossen hatten, habe ich mich ja zum Glück rasch erholt. Macht sie dir Ärger?«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, sie weiß, dass ich sie beobachte, auch wenn sie nicht weiß, warum. Und wenn sie mich wieder einmal ertappt, fängt sie an, sich mit irgendetwas schrecklich Langweiligem zu beschäftigen, nur um zu sehen, wie lange ich es aushalte. Mir war gar nicht klar, wie viele langweilige Dinge ein Mädchen im Lauf eines Tages verrichten muss.«
    »Ich glaube, bei MacKays Wächtern ist sie genauso vorgegangen. Wenn die Burschen gründlich gelangweilt waren, sind sie gegangen, aber dann haben sie mit Egan Ärger bekommen.«
    »So lästig diese Beobachterei ist – heute kam es noch schlimmer: Big Marta hat sich auf mich gestürzt. Sie hat mich am Ohr gepackt und mir befohlen, mich von deiner Frau fernzuhalten. Mir tut noch immer der Rücken weh, weil sie mich dazu gezwungen hat, mich eine schiere Ewigkeit zu bücken. Ich musste ihr stundenlang schwören, mich zu benehmen, und Süßholz raspeln, bis sie mir geglaubt hat, dass ich nur aufpasse, dass Annora nicht davonläuft, bevor du Gelegenheit hattest, sie dir zu schnappen und zu Verstand zu bringen.«
    James lachte leise und schüttelte den Kopf. »Ich vermute, Big Marta hat dir viel rascher geglaubt, als du denkst. Aber sie hat es noch ein wenig ausgekostet. Diese Frau nutzt jede Gelegenheit, uns arme wirre Männer zurechtzuweisen.«
    »Dann hat sie heute bestimmt ihren Spaß gehabt«, murrte Tormand und rieb sich das brennende Ohr, das Big Marta so gründlich missbraucht hatte. »Ich wollte dir nur sagen, dass dein Mädchen soeben in ihre Kammer geeilt ist, um sich für die Abendmahlzeit umzukleiden.«
    »Wie überaus günstig. Das ist der perfekte Ort für mein Vorhaben.«
    »Das dachte ich auch. Soll ich dafür sorgen, dass Meggie nicht versucht herauszufinden, ob du Annora schon überzeugt hast? Auch sie hat sie kaum aus den Augen gelassen. Und das Kind ist unheimlich geschickt im Bespitzeln, darüber solltest du dir im Klaren sein.«
    James verzog das Gesicht und nickte. »Aye, es ist wohl besser, jetzt auf Meggie aufzupassen. Ich habe wahrhaftig keine Lust, einer Fünfjährigen zu erklären, wie ich
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