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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet
Autoren: Robert Sheckley
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fügte das eine hinzu und verwarf das andere. Nachdem man sich aber erst einmal mit der Sache vertraut gemacht hatte, wurde sie schnell zu einem großen Geschäft. Es gab Dienstleistungen für Gejagte wie für Jäger.
    Das Amt für Aggressionsabbau wählte die Namen der Opfer nach dem Losverfahren aus. Dem Jäger wurden zwei Wochen gelassen, seinen Abschuss zu machen. Er musste sich jedoch auf seinen eigenen Spürsinn verlassen und durfte nicht die Hilfe Dritter in Anspruch nehmen. Er erhielt Namen, Anschrift und eine genaue Beschreibung des Opfers mitgeteilt und die Erlaubnis, eine handelsübliche Schusswaffe zu benutzen. Er durfte allerdings keine kugelsichere Kleidung tragen.
    Das Opfer erhielt seine Benachrichtigung eine Woche früher, jedoch erfuhr es lediglich, dass es als Opfer zugeteilt worden war. Den Namen seines Jägers erfuhr es nicht. Dafür wurde ihm Schutzkleidung seiner Wahl zugestanden und es durfte Scouts einsetzen. Scouts durften nicht töten. Das war allein dem Jäger und dem Opfer vorbehalten. Aber ein Scout konnte gefahrlos einen Fremden in der Stadt aufspüren oder einen Jäger in eine Falle des Opfers locken.

    Auf das Töten oder Verletzen einer falschen Person standen strenge Strafen. Kein anderer Mord war erlaubt. Wer aus Hass oder Habgier tötete, den erwartete die Todesstrafe.
    Das Herrliche an diesem System war, dass Leute, die töten wollten, es auch wirklich durften. Wer es nicht wollte – die Mehrheit der Bevölkerung -, wurde auch nicht dazu gezwungen.
    Es gab keine großen Kriege mehr – es gab noch nicht einmal mehr einen Anschein dafür. Dafür gab es Hunderttausende kleiner Kriege.
    Frelaine gefiel der Gedanke, eine Frau zu töten, nicht besonders, aber sie hatte sich immerhin freiwillig gemeldet. Es war nicht seine Schuld. Und er hatte keine Lust, deswegen seine siebte Jagd abzublasen.
    Den Rest des Vormittags verbrachte er damit, sich die Einzelheiten der Personenbeschreibung seines Opfers genau einzuprägen. Dann heftete er das Schreiben zu den Akten.

    Janet Patzig lebte in New York. Das gefiel ihm. Er jagte gern in der Großstadt und hatte New York schon immer kennenlernen wollen. Ihr Alter war nicht angegeben, aber nach den Fotos schätzte er sie auf Anfang zwanzig.
    Nachdem er telefonisch einen Flug nach New York bestellt hatte, nahm er eine Dusche. Mit aller Sorgfalt zog er den eigens für ihn angefertigten Protec-Special-Anzug an. Aus seiner Waffensammlung suchte er sich eine passende Pistole heraus, säuberte und ölte sie, bevor er sie in die Federtasche des Anzugs steckte. Dann packte er den Koffer.
    Erregung pulsierte durch seine Adern. Seltsam, dachte er, wie aufregend doch jeder neue Mord war. Man wurde der Sache niemals überdrüssig wie etwa Gänseleberpastete oder Frauen oder Cocktails. Jedes Mal war es wieder so neu und aufregend wie beim ersten Mal.

    Schließlich sah er sein Bücherregal nach der passenden Lektüre durch.
    Er besaß alle wesentlichen Veröffentlichungen zu dem Thema. Die Bücher mit Ratschlägen für das Opfer brauchte er noch nicht – L. Fred Tracys Taktik des Opfers , mit seinen besonderen Ausführungen über die gewissenhafte Observierung der Umgebung, oder Dr. Frischs Das Opfer als Jäger würden erst in einigen Wochen an der Reihe sein.
    Sein Interesse galt im Augenblick den Jagdbüchern. Taktik der Menschenjagd galt als Standardwerk. Aber diesen dicken Schinken kannte er inzwischen fast auswendig. Der Hinterhalt – Methodik und Kritik war für diese Jagd auch nicht nach seinem Geschmack.
    Er wählte Mittwell und Clarkes Die Großstadt-Jagd , Erkennen von Scouts leicht gemacht von Algreen und vom selben Autor Das Opfer in seiner Welt .
    Alles war vorbereitet. Er ließ eine Nachricht für den Milchmann zurück, schloss sein Apartment ab und nahm ein Taxi zum Flughafen.
    In New York stieg er in einem Hotel direkt im Stadtzentrum ab, nicht weit von der Wohnung seines Opfers entfernt. Das Hotelpersonal bediente ihn mit besonderer Zuvorkommenheit, was ihm nicht so recht gefiel – er fühlte sich als zugereister Mörder erkannt und das war keine gute Ausgangsposition.
    In seinem Zimmer fiel ihm sofort eine Broschüre auf dem Nachttisch auf. Deine Aggressionen gehören dir lautete der Titel, überreicht mit den besten Empfehlungen des Hauses. Frelaine blätterte lächelnd darin herum.
    Da er zum ersten Mal in New York war, verbrachte er den Nachmittag damit, in der Umgebung der Wohnung seines Opfers ein wenig spazieren zu gehen. Danach sah
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