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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher
Autoren: Michael Connelly
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und Chu am Dienstagvormittag in den Buena Vista Apartments eintrafen. Bosch hatte vorher angerufen und mit Hannah Stone gesprochen. Clayton Pell musste zwar um zwölf im Supermarkt anfangen zu arbeiten, aber sie hatte sich bereit erklärt, ihn zu bitten, bis zum Eintreffen der Detectives im Zentrum zu bleiben.
    Die Eingangstür wurde sofort geöffnet. Stone kam ihnen im Durchgang entgegen.
    Bosch wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, weil er seinen Partner dabeihatte und es eine dienstliche Angelegenheit war. Er schüttelte ihr förmlich die Hand. Chu machte es genauso.
    »Sie können eins der Sprechzimmer nehmen, wenn Ihnen das recht ist.«
    »Ja, wunderbar«, sagte Bosch.
    Er hatte am Abend zuvor über eine Stunde mit ihr telefoniert. Es war schon spät gewesen – nachdem seine Tochter zu Bett gegangen war. Nach dem ereignisreichen Tag war er zu überdreht gewesen, um gleich schlafen zu können. Er hatte Hannah angerufen und bis kurz vor Mitternacht mit dem Telefon auf der Terrasse gesessen. Sie hatten über alles Mögliche gesprochen, aber hauptsächlich über den Fall Hardy. Danach war Hannah besser darüber informiert gewesen als jeder, der im Fernsehen die Nachrichten gesehen oder die
Los Angeles Times
gelesen hatte.
    Stone führte Bosch und Chu in ein kleines Zimmer mit zwei Polstersesseln und einer Couch.
    »Ich gehe ihn gleich mal holen«, sagte sie. »Sollte ich auch diesmal dabei sein?«
    Bosch nickte.
    »Wenn ihm das lieber ist und er uns die Erklärung unterschreibt.«
    »Ich werde ihn fragen.«
    Damit ging sie.
    »Du, Harry, ich glaube, sie steht auf dich.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »So, wie sie gelächelt hat, als sie dich angesehen hat. Ich sag ja nur. Du hättest auf jeden Fall Chancen bei ihr.«
    Bosch nickte.
    »Gut zu wissen.«
    Bosch setzte sich auf die Couch, und Chu nahm in einem der Sessel Platz. Sie schwiegen, während sie warteten. Sie hatten an diesem Vormittag bereits zwei Stunden damit zugebracht, einem Deputy der Staatsanwaltschaft das Material für die Anklageerhebung zu übergeben. Der Mann hieß Oscar Benitez, und Bosch hatte ihm schon öfter Fälle gebracht. Er war ein guter, cleverer und vorsichtiger Deputy, der für Kapitalverbrechen zuständig war. Seine Aufgabe war, zu prüfen, ob die Polizei genügend belastendes Material vorlegte, um Anklage gegen einen Verdächtigen erheben zu können. Er war jemand, der sich nichts vormachen ließ. Das war einer der Züge, die Bosch an ihm schätzte.
    Benitez hatte ihr Material positiv aufgenommen und wollte nur einige wenige Dinge verdeutlicht oder in offiziellerer Form vorgelegt haben. Eines davon war Clayton Pells Beitrag zur Strafverfolgung Chilton Hardys. Bosch und Chu waren hier, um sicherzugehen, dass dieser Bestandteil der Beweisführung auf festen Füßen stand. Als Benitez von Pells Vergangenheit erfuhr, kamen ihm Bedenken, er könnte aufgrund der großen Bedeutung seiner Zeugenaussage versuchen, bei der Staatsanwaltschaft irgendwelche Vergünstigungen herauszuschlagen, oder sich auf die Seite der Verteidigung stellen und seine Darstellung ändern.
    Deshalb entschied sich Benitez dafür, Pell schriftlich festzunageln, sprich: ihn eine eidesstattliche Versicherung unterschreiben zu lassen. Auf diese Maßnahme wurde nur selten zurückgegriffen, denn zum einen wurden dadurch die Details einer Darstellung unverrückbar festgeschrieben, zum anderen musste eine solche eidesstattliche Versicherung gemäß den Offenlegungsbestimmungen auch der Verteidigung ausgehändigt werden.
    Wenige Minuten später kam Stone mit Clayton Pell zurück. Bosch deutete auf den freien Sessel.
    »Hallo, Clayton. Nehmen Sie doch Platz. Sie erinnern sich sicherlich an meinen Partner, Detective Chu.«
    Chu und Pell nickten einander zu. Bosch sah Stone an, als wollte er sie fragen, ob sie bliebe oder wieder ginge.
    »Clayton möchte gern, dass ich dabei bin«, sagte sie prompt.
    »Klar, kein Problem. Auf der Couch ist für uns beide Platz.«
    Sobald alle saßen, öffnete Bosch den Aktenkoffer auf seinem Schoß und nahm einen Ordner heraus.
    »Clayton, haben Sie seit gestern Abend mal Nachrichten geschaut?«
    »Klar. Sieht ganz so aus, als hätten Sie ihn.«
    Er zog die Beine unter sich hoch. Er war so klein, dass er in dem großen Polstersessel wie ein Kind aussah.
    »Wir haben Chilton Hardy gestern wegen des Mordes festgenommen, über den ich letzte Woche mit Ihnen gesprochen habe.«
    »Ja, finde ich echt cool. Haben Sie ihn wegen dem verhaftet,
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