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Der weiße Bikini

Der weiße Bikini

Titel: Der weiße Bikini
Autoren: Carter Brown
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er
mit resignierter Stimme. »Ich weiß, daß Sie ein großes Problem mit sich
herumschleppen, aber diese Holt kann nicht Ihre Schwester sein. Und sehen
können Sie sie nicht, weil sie nicht mehr hier ist .«
    »Nicht mehr hier?« Ich starrte
ihn ausdruckslos an.
    »Ihr Vater hat heute vormittag die Leiche abgeholt .« Seine feuchtkalten Finger blieben einen Augenblick lang eklig auf meinem
Handgelenk liegen. »Und ein Vater wird sich doch wohl kaum hinsichtlich seiner
eigenen Tochter irren, oder ?«
    »Kaum anzunehmen«, sagte ich
mißvergnügt. »Es hat sich dabei nicht zufällig um einen gewissen Frank Holt
gehandelt ?«
    Er warf erneut einen Blick auf
das Register. »Nee. Ein gewisser William Holt steht hier — aus San Diego .«
    »Ich kannte mal einen Bill
Holt«, sagte ich mit sturer Entschlossenheit. »Groß, kahlköpfig, stiernackig?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte
er heiter. »Ich habe erst seit Mittag Dienst, und sie war schon abgeholt
worden, als ich kam .«
    »Nun, dann vielen Dank
jedenfalls.« Ich legte eine Zehndollarnote in seine feuchtkalte Hand, und seine
Augen weiteten sich beglückt.
    »Das wäre nicht nötig gewesen,
Kollege !« Damit steckte er den Schein in die
Hosentasche, um der Möglichkeit vorzubeugen, daß ich ihn beim Wort nahm. »Aber
ich weiß es natürlich zu schätzen .«
    »Ich bin froh, nun die
Sicherheit zu haben, daß es nicht meine Schwester war«, sagte ich. »Schrecklich
so was! — Schließlich war sie ja noch ein Kind - nicht ?«
    »Nicht älter als einundzwanzig,
schätze ich — und eine wirkliche Schönheit .« Seine
drei Kinne schwabbelten vor Bedauern. »Es war nicht das geringste an ihr zu
sehen, sagte Doc Humphries , daher nahm er an, daß sie
einfach nicht schwimmen konnte .«
    »Vielleicht war sie betrunken ?«
    »Nix da!« Seine Kinne
schwabbelten, als er eine gewichtige verneinende Geste machte. »Keine Spur von
Alkohol oder irgendwelchen Medikamenten, nichts dergleichen, hat der Doktor
gesagt .«
    »Na schön, ich muß weiter
versuchen, meine Schwester zu finden«, sagte ich. »Als nächstes werde ich es
mal in den Krankenhäusern versuchen .«
    »Vielleicht hat sie sich
einfach verheiratet, Kollege. Haben Sie schon mal daran gedacht ?« Sein fettes Gekicher war noch immer zu hören, als ich mir
meinen Weg durch die Schwingtür nach außen bahnte.
     
    Es war am Freitag um
Mitternacht, und der Strip kochte dermaßen vor Geschäftigkeit über, als ginge
die Welt früh am Sonntagmorgen unter und ließe jedermann nur noch dreißig
Stunden übrig, um sein ganzes Geld in Las Vegas zu verspielen. Das besondere
Lokal, in das ich wollte, war so voll, daß ich fünfzehn Minuten benötigte, um
von der Tür zu dem Burschen zu gelangen, der mitten auf einem kleinen freien
Platz neben dem Schalter des Kassierers stand.
    Es handelte sich um einen
solide gebauten Kerl im Smoking, der einfach dastand, während seine in ihrer
Wachsamkeit nie nachlassenden Augen die Runde machten und die Kartengeber, die
Croupiers, die Kassierer, die Rausschmeißer, kurz die ganze Menge beobachteten.
Ich wartete, bis er jemandes Scheck als in Ordnung befunden hatte, dann trat
ich nahe heran.
    »Hallo, Joe !« sagte ich strahlend.
    Seine Augen schnellten in meine
Richtung und sogleich wieder von mir weg. »Lange Zeit nicht mehr gesehen, Rick .«
    »Ich suche jemanden in Vegas«,
erklärte ich. »Da habe ich mir gesagt, wen kenne ich denn, der mir erklären
kann, wo ich den Kerl auf der Stelle finde. Und wissen Sie was? Joe Kirk, sagte
ich mir — « dabei schnippte ich leichthin mit den Fingern, »der ist der
Richtige !«
    »Der gute alte Joe«, sagte er
leise. »Stets bereit, einem Kollegen zu helfen — gegen Bezahlung ?«
    »Was denn sonst?« Ich zuckte die
Schultern. »Hundert Eier nur fürs Rumstehen hier und sich dabei ein bißchen
unterhalten .«
    »So gut sollte Rockefeller es
mal haben«, sagte er bar jeglichen Enthusiasmus. »Hat der Bursche, den Sie
suchen, zufällig auch einen Namen ?«
    »Ein Croupier«, sagte ich.
»Johnny Fedaro.«
    »Hunderter ade«, flüsterte er.
»Auf Wiedersehen, Rick Holman.«
    »Es gibt keinen Ärger«, sagte
ich. »Ich möchte mich nur ein bißchen mit ihm unterhalten, das ist alles .«
    »Sie haben den verkehrten Namen
aus dem Zylinder gezogen. Versuchen Sie es mit ’nem anderen .«
    »Mir genügt der, den ich schon
habe«, gestand ich. »Zweihundert, Joe, aber das ist das Äußerste was ich biete .«
    »Ich habe Fedaro seit Monaten
nicht gesehen .«
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