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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels
Autoren: James Morrow
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ging Francis hinter Ticoma her, entschlossen, sich diesmal nicht zu verirren. Er folgte dem hüpfenden Licht ihrer Laterne um Ecken herum, durch Korridore, immer tiefer hinab.
    Endlich gähnte ein Dekagon mit einem hohen Gewölbe vor ihm. Neun Pilger, darunter Ticoma, verteilten sich im Raum. Jeder schlüpfte durch die nächstbeste Tür. Die zehnte Kapelle gehört mir, dachte Francis.
    Als er drinnen saß, legte er seine Hirnschale auf ein rotes Kissen, zog die Elektrode aus ihrer Halterung. Die Kapelle erwachte dröhnend zum Leben. Er steckte die Elektrode in die Kommissur seines Großhirns, wo sie aufrecht stehen blieb wie ein Löffel in einem Pudding. Dann richtete er seinen Blick, den Blick eines Kino-Epen-Süchtigen, auf den Bildschirm, in dessen Wänden grüne Schleier wirbelten und sich in einer flüssigen Revolution aufbäumten. Francis formte die Nebel mit seinen Gedanken, fachte sie mit seiner Leidenschaft an.
    Ein Sumpf erschien. Er erkannte ihn wieder. Einen halben Kilometer davon entfernt war er zur Schule gegangen. Francis konzentrierte sich.
    Ein Junge mit winzigen Augen und Kraushaar huschte über den Bildschirm, eine Aktentasche im Schlepptau. Plötzlich tauchte ein Schatten auf, vertrat ihm den Weg. »Sind sie da drin?« fragte der Besitzer des Schattens, eine besonders widerliche Inkarnation von Robert Poogley.
    »Meine schönsten Insekten«, versicherte der Junge. Robert Poogley packte die Tasche, riß den Deckel auf…
    Als es vorbei war, blieb Francis noch lange in der Kapelle und beobachtete, wie seine feindseligen Gefühle erstarben. Ein kleiner Beitrag – nicht das Denkmal, das Tez verdiente, aber wenigstens ein Anfang. Er fühlte sich schläfrig und wie frisch gebadet – und sehr klug. Kurz bevor das Tierchen losgesprungen war, hatte er herausgefunden, wie man einen Korkenzieherkäfer zum Lächeln bringen konnte.
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