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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
Autoren: William Paul Young
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aus dem rechten Ohr.«
    »Sieht nach einer ziemlich schweren Kopfverletzung aus.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Okay, dann auf die Rettungstrage mit ihm.«
    Tony wurde von der Feuerwehrcrew sicher festgeschnallt, während der Sanitäter einen Zugang für eine Infusion legte.
    »Er zeigt immer noch keine Reaktionen, und die Atmung ist unregelmäßig«, sagte der Feuerwehr-Rettungsassistent. »Sollte man ihn nicht intubieren?«
    »Gute Idee, aber das machen wir besser im Rettungswagen.«
    »Grünes Licht bei der Universitätsklinik«, rief der Fahrer des Rettungswagens.
    Auf einer fahrbaren Trage rollten sie Tony rasch in den Rettungswagen, während der Fahrer die Klinik verständigte.
    Tonys Vitalfunktionen fielen dramatisch ab, und er ging in eine Asystolie, eine Form des Herzstillstands. Hektische Aktivitäten der Sanitäter, zu denen eine Epinephrin-Injektion gehörte, brachten Tonys Herz wieder in Gang.
    »Uniklinik, hier Medic 333. Wir kommen zu Ihnen, Code 3, mit einem Mann in den Vierzigern, der in einer Tiefgarage gefunden wurde. Der Patient hat eine Kopfverletzung und zeigt bislang keine Reaktionen. Patient ist eine 5 auf der Glasgow-Skala. Wirbelsäule wurde stabilisiert. Er hatte eine kurze Asystolie, aber nach 1 Milligramm Epi ist der Puls zurück. Blutdruck 80/60. Puls 72. Wir beatmen ihn zwölfmal pro Minute aus dem Beutel und bereiten die Intubation vor. Fahrzeit zu Ihnen etwa 5 Minuten.«
    »Verstanden.«
    Mit heulender Sirene fuhren sie aus der Tiefgarage. Die Fahrt auf der sich den Hügel emporwindenden Straße zur Oregon Health Uni-Klinik, die über der Stadt sitzt wie das Dämonengesicht eines gotischen Wasserspeiers, dauerte weniger als fünf Minuten. Als Tony in die Notaufnahme geschoben wurde, eilten Ärzte, Schwestern und Techniker herbei, und es folgte ein wohlgeordnetes Chaos, ein komplizierter Tanz, bei dem alle genau ihre Rollen und Aufgaben kannten. Die Ersthelfer wurden mit Fragen bombardiert, bis der verantwortliche Arzt zufrieden war. Dann durften sie gehen, und ihr bei solchen Einsätzen in die Höhe schnellender Adrenalinspiegel konnte sich wieder normalisieren.
    Ein erster CT-Scan und die spätere CT-Angiografie zeigten eine subarachnoidale Blutung und einen Gehirntumor im Frontallappen. Stunden später wurde Tony auf die neurologische Intensivstation, Zimmer 17, gebracht. An Schläuche und medizinische Geräte angeschlossen, durch die man ihn ernährte und beatmete, bekam er nichts mit von all der Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde.

    Tony spürte, wie er aufwärts schwebte, als würde ein sanftes, aber starkes Schwerkraftfeld ihn anziehen. Es fühlte sich eher wie die Liebe einer Mutter und nicht so sehr wie eine physische Kraft an, und er widersetzte sich nicht. Er erinnerte sich dunkel, einen Kampf durchgemacht zu haben, der ihn völlig erschöpft hatte. Aber nun verblasste dieser Konflikt.
    Während er hinaufschwebte, überkam ihn die Ahnung, dass er starb. Er versteifte sich innerlich, als hätte er die Macht, dagegen anzukämpfen. Wogegen? Gegen das Nichts? Seine Verschmelzung mit dem unpersönlichen All-Geist?
    Nein. Er hatte schon vor langer Zeit entschieden, dass der Tod einfach das Ende war, das Verlöschen des Bewusstseins, Staub, der ohne jedes Gefühl wieder zu Staub wurde.
    Eine solche Philosophie war ihm in seiner Selbstsucht ein Trost gewesen. War es angesichts dieser Sinnlosigkeit nicht gerechtfertigt, dass er sich ganz um sich selbst kümmerte und nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen zu seinem Nutzen und Vorteil kontrollierte und beherrschte? Es gab nichts absolut Richtiges, keine absolute Wahrheit, sondern nur juristisch festgelegte soziale Sitten und auf Schuldgefühlen basierende Konformität. Der Tod, so wie Tony ihn sah, bedeutete, dass nichts wirklich wichtig war. Leben war ein gewalttätiges evolutionäres Keuchen ohne jeden tieferen Sinn, das vorübergehende Überleben der Geschicktesten und Schlauesten. In tausend Jahren, vorausgesetzt, die Menschheit existierte noch so lange, würde niemand wissen, dass es Tony je gegeben hatte, oder sich dafür interessieren, wie er sein Leben gelebt hatte.
    Während er von der unsichtbaren Strömung in die Höhe getragen wurde, begann er, seine eigene Philosophie ziemlich hässlich zu finden. Etwas in ihm sträubte sich, wollte nicht akzeptieren, dass dann, wenn der letzte Vorhang fällt, nichts und niemand mehr einen Sinn haben soll, dass alles Teil eines zufälligen, selbstsüchtigen Chaos ist,
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