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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
Autoren: William Paul Young
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herausforderte. Er war all das, was Tony manchmal selbst gern gewesen wäre. Vielleicht war Jesus das Vorbild für ein Leben, in dem man über sich selbst hinauswuchs. Aber es war zu spät, um sich noch zu ändern. Je älter er wurde, desto abwegiger erschien ihm der Gedanke an eine solche Transformation.
    Und dann war da die Sache mit Gott, die er nicht verstehen konnte, besonders was Jesus betraf. Tony hatte schon vor langer Zeit entschieden, dass Gott, falls es ihn tatsächlich gab, entsetzlich und böswillig, launisch und absolut nicht vertrauenswürdig war. Bestenfalls handelte es sich bei ihm um eine Form von kalter, dunkler Materie, unpersönlich und gleichgültig, und im schlimmsten Fall um ein Monster, dem es Vergnügen bereitete, Kindern das Herz zu brechen.
    »Das ist alles Wunschdenken«, murmelte er, knüllte die Liste zusammen und warf sie in den Papierkorb. Es gab keine lebenden Menschen, denen man vertrauen konnte. Er öffnete eine neue Flasche Balvenie Malt Whisky, goss sich einen Dreifachen ein und wandte sich wieder seinem Computer zu, um zu arbeiten.
    Er nahm sich sein offizielles Testament vor und brachte die nächste Stunde damit zu, sein Misstrauen und seine Antipathie dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass er umfangreiche Änderungen vornahm. Er druckte eine neue Fassung aus, die er unterschrieb und oben auf den Stapel der anderen in den Safe legte. Er verriegelte ihn und aktivierte den Alarm wieder. Dann saß er in der Dunkelheit und dachte über seine Existenz und darüber nach, wer denn wohl hinter ihm her war. Er ahnte nicht, dass er gerade seinen allerletzten Scotch trank.

2
    STAUB ZU STAUB
    »Wie wunderbar und rätselhaft
doch Gottes Wege sind!
Er teilt das Meer mit seiner Kraft
und reitet auf dem Wind.«
William Cowper
    E r hatte die Vorhänge nicht zugezogen, und der Morgen fiel regelrecht über ihn her. Grelles Sonnenlicht mischte sich mit den Nachwirkungen des Scotchs und jagte krampfhafte Schmerzen durch seinen Schädel, eine Migräne, die ihm den Tag ruinierte, bevor er richtig begonnen hatte. Aber das war anders. Nicht nur konnte Tony sich nicht erinnern, wie er zurück in seine Wohnung gekommen war. Obendrein hatte er Schmerzen wie niemals zuvor. Dass er verkrampft und verdreht auf seinem Sofa lag, erklärte möglicherweise, warum sein Nacken und seine Schultern sich so steif anfühlten. Doch ein derartig bohrendes Hämmern hatte er noch nicht erlebt. Es war, als tobte in seinem Kopf ein Gewitter. Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung mit ihm!
    Plötzliche Übelkeit ließ ihn zur Toilette stürzen, doch ehe er es bis dorthin geschafft hatte, erbrach er heftig alles, was sich vom Abend zuvor in seinem Magen befand. Der grausame Schmerz verschlimmerte sich dadurch noch mehr. Nackte Angst packte Tony. Lange Zeit hatte er sie durch seine schiere Willenskraft im Zaum gehalten, doch jetzt brach sie hervor wie ein wildes Tier. Mit dem lähmenden Entsetzen ringend, taumelte er aus der Wohnung in den Hausflur, beide Hände gegen die Schläfen gepresst, als könnte er so seinen Schädel am Zerplatzen hindern. Er lehnte sich gegen die Wand und suchte nach seinem stets griffbereiten Smartphone. Er durchwühlte hektisch seine Taschen, fand aber nichts außer einem Bund mit Autoschlüsseln. Plötzlich überkam ihn eine schreckliche Leere, als hätte er völlig den Kontakt zur Welt verloren. Sein Retter, die elektronische Versorgung mit allem, was augenblicklich verfügbar, jedoch vergänglich war, fehlte.
    Es kam ihm in den Sinn, dass sein Handy sich möglicherweise in seinem Mantel befand, den er normalerweise über die Lehne des Küchenstuhls hängte. Aber die Tür seiner Wohnung hatte sich automatisch hinter ihm verriegelt, als er hinaus auf den Flur getaumelt war. Ein Auge funktionierte nicht richtig, also kniff er es zusammen und starrte mit dem anderen auf die verschwommene Tastatur. Er versuchte, sich an den Code zu erinnern, der ihm wieder Zutritt verschaffen würde, aber die Zahlen wirbelten in seinem Kopf durcheinander und ergaben keinen Sinn. Er schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren. Sein Herz hämmerte. Der Schmerz in seinem Kopf loderte wie eine Flamme, Verzweiflung überwältigte ihn. Tony fing an, unkontrolliert zu weinen, was ihn wütend auf sich selbst machte. Panisch tippte er wahllos Ziffern ein, verzweifelt auf ein Wunder hoffend. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen. Er sank auf die Knie und krachte mit dem Kopf gegen die Tür. Das verschlimmerte
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