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Der Weg ins Glueck

Titel: Der Weg ins Glueck
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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»dass die in Uniform und im Schlamm der Schützengräben Buße tun werden und dass die Hunnen auch ein paar Sünden zu bereuen haben.« -»Die sind doch für den Allmächtigen bloß Instrumente, mit denen er die Kornkammer reinigt«, sagte Sophia. Das hat mich wütend gemacht, liebe Frau Doktor, und ich habe zu ihr gesagt, ich glaube nie im Leben, dass der Allmächtige solche schmutzigen Instrumente in die Hand nimmt, egal für welchen Zweck, und ich fände es nicht anständig von ihr, mit den Worten der Heiligen Schrift genauso schludrig umzugehen wie mit ihrer Umgangssprache. Sie wäre doch schließlich kein Pfarrer oder so was, habe ich zu ihr gesagt. Der habe ich es vorläufig gezeigt. Bei Cousine Sophia ist wirklich Hopfen und Malz verloren. Ihre Nichte, Mrs Dean Crawford aus Overharbour, ist da ganz anders. Sie wissen ja, dass die Dean Crawfords schon fünf Buben haben, und das Baby, das jetzt gekommen ist, ist glatt wieder ein Junge. Die ganze Verwandtschaft und Dean Crawford sowieso waren zutiefst enttäuscht, weil sie sich alle ein Mädchen in den Kopf gesetzt hatten. Aber Mrs Dean lachte nur und sagte: »Egal, wo ich diesen Sommer hingegangen bin, ständig bin ich auf einen Aushang gestoßen mit den Worten Männer gesucht. Glaubt ihr wirklich, ich könnte unter solchen Umständen ein Mädchen auf die Welt bringen?« Das nenne ich aber Humor, liebe Frau Doktor. Aber Cousine Sophia würde dazu sagen, das Kind wäre bloß wieder neues Kanonenfutter.«
    Cousine Sophia konnte in diesem trüben Herbst ihrem Pessimismus so richtig freien Lauf lassen, und selbst Susan als unverbesserlicher Optimistin fiel es schwer, die Dinge auf die leichte Schulter zu nehmen. Als Bulgarien sich mit Deutschland zusammenschloss, bemerkte Susan bloß verächtlich: »Noch ein Land, das unbedingt Prügel einstecken will.« Aber dass die Griechen sich auf einen Kampf einließen, das war mehr, als sie mit ihrer Philosophie verkraften konnte. »Konstantin von Griechenland hat eine deutsche Frau, liebe Frau Doktor, und diese Tatsache macht jede Hoffnung zunichte. Wer hätte je gedacht, dass ich mir mal Gedanken darum mache, was für eine Frau Konstantin von Griechenland hat! Der arme Kerl steht doch unter ihrer Fuchtel, und das ist schlecht für einen Mann. Ich bin eine alte Jungfer, und eine alte Jungfer muss unabhängig sein, wenn sie nicht will, dass man sie fertig macht. Wenn ich aber geheiratet hätte, liebe Frau Doktor, dann wäre aus mir eine demütige und bescheidene Frau geworden, ln meinen Augen ist diese Sophia von Griechenland ein Drachen.«
    Susan war wütend, als die Nachricht kam, dass Venizelos eine Niederlage hatte einstecken müssen.
    »Ich könnte diesen Konstantin versohlen und ihm anschließend das Fell über die Ohren ziehen, jawohl!«, wetterte sie. »Susan, ich muss mich doch sehr über dich wundern«, sagte Gilbert und schnitt eine Grimasse. »Was sind denn das für Sitten? Ihm das Fell über die Ohren zu ziehen ist ja in Ordnung, aber doch nicht versohlen!«
    »Wenn er früher öfter mal eine Trächt Prügel bekommen hätte, dann wäre er jetzt vernünftiger«, verteidigte sich Susan. »Aber Prinzen werden wahrscheinlich nie versohlt, zu dumm aber auch. Wie ich hier lese, haben die Alliierten ihm ein Ultimatum gestellt. Na, da gehört aber mehr dazu als ein Ultimatum, wenn die einer Schlange wie Konstantin beikommen wollen. Vielleicht kommt er ja durch die Blockade der Alliierten zur Vernunft. Aber das wird wohl eine Weile dauern bis dahin und was soll inzwischen aus dem armen Serbien werden?«
    Sie sahen nur allzu deutlich, was aus Serbien wurde, und in dieser Zeit war Susan unausstehlich. Sie ließ ihre Wut an allem und jedem aus, mit Ausnahme von Kitchener, und schimpfte wie ein Rohrspatz über den armen Präsidenten Wilson.
    »Wenn der seine Pflicht getan und bei dem Krieg schon viel früher mitgemacht hätte, dann hätten wir jetzt nicht diesen Schlamassel in Serbien«, erklärte sie.
    »Das wäre eine viel zu ernste Sache, ein so großes Land wie die Vereinigten Staaten mit einer so gemischten Bevölkerung in den Krieg zu treiben, Susan«, sagte Gilbert, der hin und wieder den Präsidenten in Schutz nahm, aber nicht etwa, weil er fand, Wilson hätte das verdient, sondern weil er Susan ganz einfach gern neckte.
    »Kann sein, lieber Doktor, kann sein! Aber das erinnert mich an diese alte Geschichte von dem Mädchen, das seiner Großmutter erzählt, dass es heiraten will. Aber verheiratet zu sein ist eine
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