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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel
Autoren: Patrick Woodhead
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gut kannte.
    «Es ist vorbei», sagte sie und streichelte ihm über die Arme.
    Joshua nahm ihre Hände und schien immer noch nicht glauben zu können, dass er gerettet war. Nach all den Monaten in der Mine konnte er sich nur langsam an den Gedanken gewöhnen, dass er Mordecai entkommen war.
    Auf der anderen Seite der Kabine saß Luca ans Fenster gelehnt, den Kopf in die Hände gestützt. Nun, da die Anspannung vorbei war, sackte er kraftlos in sich zusammen, und die Augen fielen ihm zu. Tagelang hatte er die letzten Reserven mobilisiert und mehr aus sich herausgeholt, als er je für möglich gehalten hatte, aber jetzt war er endgültig am Ende. Sein Kopf wurde zu schwer für seine Hände und fiel herunter, sodass er ruckartig aufwachte.
    «Luca, du hast gesagt, die Männer aus der Mine seien in Sicherheit», sagte Joshua. «Aber wie? Ich kann es noch gar nicht glauben.»
    Müde zeigte Luca auf Thierrys Rücken. «Der Pilot hat einen Notruf an
Ärzte ohne Grenzen
in Uganda abgesetzt. Sie schicken einen Großraumhubschrauber, um die Männer abzuholen.»
    «Und was ist mit der LRA ?»
    «Der größte Teil von Mordecais Armee marschiert Richtung Süden. Bears Vater hat sich um die Vorhut der anderen gekümmert, die zur Bewachung der Mine zurückgeblieben waren, und die Mai-Mai sind gerade dabei, den Rest zu erledigen.»
    «Die Mai-Mai? Was haben die denn damit zu tun?» Joshua konnte sich nicht vorstellen, dass die LRA keinen Zugriff mehr auf die Mine hatte.
    «Keine Ahnung», sagte Luca.
    «Und was ist mit dem Feuer-Coltan? Habt ihr schon jemanden informiert?»
    Luca schüttelte den Kopf. «Zuerst bringen wir dich ins Krankenhaus. Alles andere kann warten.»
    «Nein!», protestierte Joshua und wusste selbst nicht, woher er die Kraft nahm. «Ich kann warten, das andere geht vor. Wir müssen rauskriegen, wohin das Zeug geliefert worden ist, und die Menschen warnen, die damit in Berührung kommen. Wir müssen verhindern, dass es auf den Markt kommt.»
    «Wir können den Handelsweg über meine Firma verfolgen», schaltete sich Bear ein, und auch Thierry meldete sich.
    «Vor zwei Tagen haben wir einen chinesischen General ins Basislager der LRA gebracht», sagte er. «Der Major hat gesagt, dass die Lieferungen, die wir aus der Mine geschafft haben, alle an ihn gingen.»
    «Wer ist dieser Kerl?», fragte Joshua.
    «Weiß ich nicht», sagte Thierry. «Wir haben ihn von einer der alten Kolonialvillen am See abgeholt.»
    «Können Sie uns dahin fliegen?», fragte Joshua.
    Thierry nickte.
    Die alten belgischen Wohnhäuser lagen am Ufer des Kivusees, einen knappen Kilometer vom Flughafen entfernt. Ohne die Instrumente zu checken, wusste Thierry, dass der Treibstoff für den kleinen Umweg ausreichen würde.
    «Ich kann euch hinfliegen», sagte er. «Aber ich glaube nicht, dass er noch da ist.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 37
    Drei Allradgeländewagen, Marke Nissan Patrol, folgten der alten, unbefestigten Uferstraße des Kivusees. Sie blieben dicht zusammen, und ihre grellen Scheinwerfer zogen eine Leuchtspur durch die Dunkelheit, erhellten Schlaglöcher und streiften die Kolonialvillen an den Berghängen. Die Wagen fuhren langsam, um den Insassen auf dem Rücksitz des mittleren Fahrzeugs nicht zu sehr durchzurütteln. In den anderen Fahrzeugen saßen handverlesene Soldaten eines Sondereinsatzkommandos der chinesischen Volksbefreiungsarmee, die den wichtigen Mann im mittleren Wagen als Bodyguards begleiteten.
    Als sie eine Häuserzeile passierten, sah Kai Long Pi aus dem Fenster. Die meisten einst hochherrschaftlichen Gebäude, die nun zu sehen waren, bestanden nur noch aus eingestürzten Mauern und hohlen Fenstern, und die ehemals gepflegten Rasenflächen davor waren von Unkraut übersät. Ein Stück vor ihnen stand ein großes Haus mit beleuchteten Fenstern auf der Halbinsel, die in den See ragte. Weit und breit war es das einzige, das noch bewohnt war.
    Kai rückte sich im Sitz zurecht und veränderte die Position seines rechten Beins. Als er zu der Bewegung ansetzte, streckte der Arzt, der neben ihm saß, die Hände aus, um ihm zu helfen, aber Kai schlug ihm auf die Finger. Dabei löste sich der dünne Sauerstoffschlauch, der in Kais Nase führte, und legte sich auf seine Wange. Ungehalten machte Kai sich daran, ihn wieder zu befestigen. Er benutzte diesen Schlauch nur auf Reisen, und von allen medizinischen Maßnahmen, denen er sich unterziehen musste, war es diejenige, die er am meisten hasste.
    Obwohl er mit seinem
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