Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten
Autoren: Jordan Weisman
Vom Netzwerk:
nach Schmerz.

    Mit zwei mächtigen Schlägen seiner Flügel schwang er sich in eine Position oberhalb des Helikopters. Er riß den Kopf erst zurück, stieß ihn abwärts und spie ein gelboranges Inferno hervor. Der kreiselnde Rotor zog die Flammen direkt zu sich herunter, so daß die Maschine von einem leuchtenden Kokon umhüllt wurde. Sie explodierte, und ihr von einem Feuersturm durchtobtes Skelett stürzte herab wie ein Stein.
    Ganz gefangen von Latties Verwandlung, bemerkte ich nicht sofort, wie Cortez zu fliehen versuchte. In dem Augenblick, als ich es tat, strömte frische Kraft von seiten des Alten durch mich. Ein tiefes, unheimliches, lachendes Knurren rollte aus meiner Kehle hervor, während ich quer über die Krocketfelder hinter Cortez hersprintete. Als ich ihn eingeholt hatte und abbremste, um auf gleicher Höhe mitzulaufen, bellte ich ihm zu: »Ich bin Gift; du verlierst!«
    Ich packte zwei Handvoll seines Haares und beschleunigte wieder. Ich zerrte ihn über die Krockettore und schleuderte ihn schließlich von mir. Aus dem Gleichgewicht geraten, stürzte er schwer in einen Berg Erdbeeren und ertrank beinahe in einer Flutwelle aus geschmolzener Schokolade. Ich ging zu ihm hin, packte seinen rechten Fußknöchel und schleppte ihn zum Pavillon zurück.
    Dort warf ich den schlaffen Körper Yamamoto vor die Füße.
    »Es ist fünf Uhr früh. Wissen Sie, wo Ihre Untergebenen sind?«
    Yamamoto ignorierte mich.
    Cortez
    schüttelte
    die
    Nachwirkungen
    seines
    Zusammenstoßes mit echter Klasse ab und richtete sich in die knieende Position auf, die hier angemessen war. Flammende Augen blickten aus einem tropfenden, braunen Gesicht. »Es ist alles Ihre Schuld, Nadia Mirin, aber ich kenne Ihr Geheimnis!«

    Er wandte sich an den Oyabun. »Wollen Sie den Vertrag? Ich gebe Ihnen Mirin.« Er stieß einen Finger in ihre Richtung. »Sie heißt gar nicht Nadia Mirin. Ihr Name lautet Dawn McGrath, und sie ist eine Lohnmagierin, die sich Hondisumis Zugriff zu entziehen versucht! Jetzt muß sie entweder den Vertrag unterschreiben, oder Sie können sie preisgeben!«
    Weder Nadia noch Yamamoto bewegten auch nur einen Muskel. Beide starrten Cortez an, als wollten sie, daß er unter ihren Blicken schmolz. Irgendwie schaffte er es, sich weiterhin für einen gleichwertigen Teilnehmer am Spiel seiner Vorgesetzten zu halten und den Versuch zu unternehmen, sein Leben durch Preisgabe von Nadias Geheimnis zu retten.
    Erwartungsvoll musterte er den Oyabun.
    Yamamoto hob den Blick zu Wakako und nickte ihr einmal zu.
    Cortez’ Yakuza‐Geliebte zog eine kleine Pistole aus den Falten ihres Kimono hervor. Ohne eine Spur von Gefühl schoß sie ihm zwischen die Augen.
    Über
    uns
    schwang
    sich
    Häßlich
    durch
    die
    Morgendämmerung,
    um
    einen
    weiteren
    Helikopter
    abzufangen, der sich uns näherte. Als der Drache jedoch sah, daß die Maschine keine Waffen hatte und das Logo der Zeppelin‐Linie trug, schwenkte er ab. Er zog eine langsame Kreisbahn über uns hinweg, musterte uns alle, huschte dann mit unglaublicher Grazie hoch in die Lüfte und verschwand im letzten Dunkel der Nacht.
    Trotz des heftigen Windes, den der hinter dem Pavillon landende Helikopter erzeugte, zeigte Yamamoto äußerste Gelassenheit, als er aufstand. »Ich entschuldige mich für die Notwendigkeit, Cortez zu töten, aber ich kann einen Lügner nicht dulden.« Seine Haifischaugen wanderten an mir vorbei zu Raven, der neben einem verletzten Krocketspieler kniete und ihm zu helfen versuchte. »Ich beglückwünsche Sie zur Beschwörung dieses Drachengeistes. Wenn man sich vorstellt, daß Cortez glaubte, mich davon überzeugen zu können, Ms.
    Mirin wäre eine Hexenmeisterin!«
    Er verneigte sich vor Nadia. »Ich bedanke mich dafür, daß Sie North American Trucking diese Gelegenheit boten, ein Angebot für Speditionsdienstleistungen bei Ihnen zu unterbreiten.
    Leider
    sind
    wir
    nicht
    zu
    einer
    zufriedenstellenden Übereinkunft gelangt.« Hinter ihm sah ich in der Ferne die Lampen der Graf Zeppelin wieder angehen.
    »Ich freue mich auf künftige Geschäfte zwischen uns.«
    Mit Wakako im Schlepptau bestieg er den Hubschrauber, und dieser hob ab. Der Luftzug des Rotors wehte den nicht unterschriebenen Vertrag vom Tisch. Nadia deutete verstohlen darauf, und er ging in Flammen auf. Die Asche senkte sich auf Cortez’ Leiche und zerstob in winzige Teilchen.
    Ich streckte die Arme aus und drückte Nadia an mich, eine Geste, die uns beiden guttat, wie ich fand. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher