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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Autoren: Brandon Sanderson
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und betrachtete die lange Knolle. Sie wuchsen in Felsspalten, wo sich das Wasser sammelte. Sie schmeckten schwach nach Mineralien, waren aber einfach anzubauen. Seine Familie brauchte in diesen Tagen Nahrungsmittel, die nicht viel kosteten.
    »Also essen wir Sprengsel«, sagte Kal geradeheraus.
    »Nein«, entgegnete seine Mutter. »Wir essen die Wurzeln.«
    »Weil wir es müssen «, fügte Tien mit einer Grimasse hinzu.
    »Und die Sprengsel?«, bohrte Kal nach.
    »Sie werden befreit. Sie kehren an den Ort zurück, wo die Sprengsel leben – wo immer das sein mag.«
    »Habe ich ein Sprengsel?«, fragte Tien und schaute auf seine Brust.
    »Du hast eine Seele, mein Lieber. Du bist ein Mensch. Aber die Teile deines Körpers könnten durchaus lebende Sprengsel besitzen. Allerdings sehr kleine.«
    Tien kniff seine Haut, als wollte er die winzigen Sprengsel herauspulen.

    »Mist«, sagte Kal plötzlich.
    »Kal!«, fuhr ihn Hesina an. »So spricht man nicht beim Kochen! «
    »Mist«, wiederholte Kal jedoch stur. »Hat er auch Sprengsel? «
    »Ich vermute ja.«
    »Mistsprengsel«, sagte Tien und kicherte.
    Seine Mutter zerkleinerte weiterhin die Knollen. »Was sollen denn plötzlich all diese Fragen?«
    Kal zuckte mit den Schultern. »Ich … ich weiß nicht. Einfach so.«
    In der letzten Zeit dachte er oft über die Welt nach – und wo sein Platz darin war. Die anderen Jungen in seinem Alter stellten sich solche Fragen nicht. Die meisten wussten , wie ihre Zukunft aussah. Sie würden auf den Feldern arbeiten.
    Aber Kal konnte wählen. Und in den letzten Monaten hatte er seine Wahl getroffen. Er würde Soldat werden. Er war jetzt fünfzehn Jahre alt und konnte mit dem nächsten Anwerber gehen, der durch den Ort kam. Und genau das hatte er auch vor. Für ihn stand es fest. Er würde zu kämpfen lernen. Das war das Ende seiner Unschlüssigkeit.
    Oder?
    »Ich will verstehen«, sagte er. »Ich will, dass alles einen Sinn ergibt.«
    Seine Mutter lächelte. Sie stand in ihrem braunen Arbeitskleid da und hatte das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden; der obere Teil war unter ihrem gelben Kopftuch verschwunden.
    »Was ist los?«, wollte er wissen. »Warum lächelst du?«
    »Du willst, dass alles einen Sinn ergibt?«
    »Ja.«
    »Wenn die Feuerer das nächste Mal durch den Ort kommen, um Gebete zu verbrennen und die Berufungen der Leute zu
erheben, werde ich dir Bescheid geben.« Sie lächelte noch immer. »Aber bis dahin schälst du weiter Wurzeln.«
    Kal seufzte, doch dann gehorchte er. Er blickte wieder aus dem Fenster und hätte vor Entsetzen beinahe die Knolle fallen lassen. Die Kutsche. Sie kam die Straße vom Herrenhaus herunter. Er spürte ein nervöses Zögern in sich. Er hatte geplant, er hatte nachgedacht, aber jetzt, da es soweit war, wollte er nur noch hier sitzen und weiterschälen. Bestimmt würde es noch eine andere Gelegenheit geben …
    Nein. Er stand auf und versuchte die Angst aus seiner Stimme herauszuhalten. »Ich muss mich waschen.« Er hielt seine krembedeckten Finger hoch.
    »Du hättest die Wurzeln vorher abspülen sollen, so wie ich es dir gesagt habe«, bemerkte seine Mutter.
    »Ich weiß«, sagte Kal. Klang sein Seufzer des Bedauerns echt genug? »Ich sollte sie jetzt alle gleichzeitig abspülen.«
    Hesina sagte nichts, als er die drei verbliebenen Wurzeln nahm, den Raum durchquerte, mit klopfendem Herzen die Tür aufstieß und in das Abendlicht hinaustrat.
    »Sieh mal«, sagte Tien hinter ihm. »Von dieser Seite aus ist er grün. Ich glaube nicht, dass es ein Sprengsel ist, Mutter. Es ist das Licht. Es verändert den Stein …«
    Die Tür schwang zu. Kal setzte die Knollen ab und rannte durch die Straßen von Herdstein. Er kam an Männern vorbei, die Holz hackten, an Frauen, die das Spülwasser ausschütteten, und an einer Gruppe von alten Männern, die auf einer Treppe saßen und in den Sonnenuntergang blickten. Er steckte die Hände in eine Regentonne, zog sie wieder heraus, schüttelte das Wasser ab und lief weiter. Am Bruchwall fand er einen kleinen Hain aus Stumpfwichtbäumen. Sie waren knollenförmig und so groß wie ein Mensch. Ihre Blätter wuchsen nur an der windabgewandten Seite. Wie die Sprossen einer Leiter hingen sie auf der gesamten Länge des Baumes herab und bewegten sich leise im Wind. Als Kal sich
ihnen näherte, drängten sich die großen, fahnenartigen Blätter eng an die Stämme und verursachten dabei peitschende Geräusche.
    Kals Vater stand auf der anderen Seite und hatte
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