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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Sonnenbrille verborgen lagen, verwirrt an. » Aber … wollen wir denn nicht zur Moschee zurück?«
    » Nach dem Gebet.«
    » Aber ich habe den Mullah so verstanden, dass wir gemeinsam beten.« Ebrahim versuchte, dem Leibwächter über die Schulter zu schauen, um einen Blick in die dunkle Umkleide zu erhaschen.
    » Du sollst hier warten. Das ist der Wunsch von Mullah Udeen.«
    Ebrahim nickte. » Ja … natürlich, das …«
    Die Tür wurde geschlossen, ehe er den Satz beenden konnte.
    Mullah Badr Udeen ließ sich schwer auf die schmale Bank sinken, die sich an der gesamten Wand der kleinen Umkleide entlangzog. Hier roch es muffig nach den vergessenen Handtüchern, die im hinteren Teil des Raumes an den Kleiderhaken hingen. Der Leibwächter machte sich daran, den Raum mit einem Handdetektor abzusuchen. Er führte den Apparat, der an ein großes Walkie-Talkie erinnerte, sorgsam an der Wand entlang. Dann untersuchte er die Steckdosen neben der Tür. Schließlich hielt er den Detektor unmittelbar an die defekte Neonröhre, die an der Decke flackerte, und vergewisserte sich, ob das Display irgendwelche Ausschläge zeigte.
    » Hier waren sie nicht drin«, sagte er auf Arabisch. » Der Raum ist sicher.«
    Badr Udeen trocknete sich mit dem Taschentuch die Stirn. Sein Auftritt schien ihn erschöpft zu haben. Er wirkte wie ein alternder Boxer, der bei seinem letzten Kampf noch einmal die volle Distanz von zwölf Runden hatte bewältigen müssen. Er faltete das Taschentuch auseinander und putzte sich lautstark die Nase. Dann bedeutete er dem Leibwächter, dass er bereit war.
    Der wandte sich den Duschen am Ende des Raumes zu und machte eine ungeduldige Geste. Aus einer dunklen Nische tauchten vier Männer auf. Die Leibwächter wiesen ihnen den Weg zu Badr Udeen. Sie waren offenbar sehr nervös und richteten ihre Blicke starr auf die Fußbodenfliesen.
    » Assalamu alaikum, seid gegrüßt, Brüder«, murmelte Badr Udeen.
    » Wa Alaikum Assalam«, antworteten die Männer ohne aufzublicken.
    » Wie ich hörte, seid ihr schon seit gestern hier. Allah der Allmächtige belohnt die Geduldigen.« Er knüllte sein Taschentuch zusammen und stopfte es sich in die Tasche. » Wie weit seid ihr gekommen?«
    Faris Farouk, der älteste der Männer, schaute vorsichtig auf. » Wir sind … weit gekommen«, stammelte er auf Arabisch.
    » Ich bin des Englischen mächtig, falls dir das weiterhilft, Bruder«, entgegnete Badr Udeen und räusperte sich. » Niemand spricht mehr die Sprache des Propheten.«
    Faris begann mit weitschweifigen Entschuldigungen, ehe Badr Udeen ihm mit einer Handbewegung Einhalt gebot und ihn bat, mit dem Bericht fortzufahren.
    Faris nestelte nervös am Reißverschluss seines lila Kapuzenpullovers. » Wir haben … in den letzten sechs Monaten über vierhundertfünfzig Kilo Dünger von Brüdern in Dänemark und Schweden beschafft.«
    » Vierhundertneunzig Kilo«, berichtigte Hamza, der neben ihm stand. Er war Anfang zwanzig und hatte eine lange Narbe, die sich vom rechten Mundwinkel bis zum Ohr zog.
    Farris sah irritiert zu ihm hinüber, ehe er seinen Blick wieder auf Mullah Udeen richtete. » Ja, fast fünfhundert Kilo.«
    Badr Udeen strich sich durch den Bart und gähnte. » Das ist die gleiche Menge, die das Hotel Continental in Peschawar in Schutt und Asche gelegt hat. Denkt an den Diesel – der Dünger soll mit Dieselkraftstoff vermischt werden, um eine maximale Sprengkraft zu entfalten.«
    » Wir denken daran«, entgegnete Faris.
    Badr Udeen sah ihn eindringlich an. » Was ist mit dem Sprengstoff, der die Bombe aktivieren soll?«
    » TATP , das wir selbst hergestellt haben. Wir haben auch bereits eine Probesprengung durchgeführt.« Faris berichtete, dass sie vor einer knappen Woche mitten in der Nacht zu einer einsamen Kiesgrube gefahren waren. Über zwei Stunden lang hatten sie abgewartet und sich vergewissert, dass niemand in der Nähe war, bevor sie die Sprengung ausgelöst hatten. Alles war perfekt verlaufen. Die Kraft der kleinen Sprengladung war mehr als ausreichend, um den Dünger, den sie gesammelt hatten, detonieren zu lassen.
    » Wodurch wird die Sprengung ausgelöst?«
    » Durch ein präpariertes Handy. Alles ist bereit«, antwortete Hamza rasch. » Die Bombe wird großen Schaden anrichten.«
    » Ausgezeichnet. Es gibt nur eine Sache, die ich nicht verstehe.« Er schaute in die Runde. » Wenn ihr so weit gekommen seid, wieso habt ihr dann noch nicht zugeschlagen?«
    Keiner von ihnen antwortete.
    » Zu
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