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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Katz Krefeld
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unberechenbar und gefährlich. An anderen Orten, an denen er sich gezeigt hatte, war es zu heftigen Tumulten mit brennenden Fahrzeugen, Verwüstungen und vereinzelten Todesfällen gekommen.
    Der Demonstrationszug näherte sich. An seiner Spitze befanden sich sechs schwarz gekleidete Männer, die einen Sicherheitsring um Mullah Badr Udeen gebildet hatten, damit ihm niemand von den Demonstranten oder Schaulustigen zu nahe kommen konnte. Offenbar handelte es sich um Bodyguards, die nicht weniger professionell ausgebildet waren als die Sicherheitskräfte der Polizei, dachte Storm. Abgesehen vom Sicherheitsaspekt verliehen sie der Ankunft des Mullahs etwas Staatsmännisches. Die Pressefotografen, die sich bislang im Eingangsbereich der Korsgade-Halle untergestellt hatten, strömten jetzt der Menge entgegen. Erste Blitzlichter zuckten durch den Regen.
    Die Einsatzkräfte der Polizei hatten sich auf beiden Straßenseiten postiert, sodass die Menge direkt zum Eingang der Halle geleitet wurde. Einzelne Demonstranten riefen den Beamten etwas zu, doch kam es nicht zu tätlichen Angriffen. Als die Menge an Storm vorbeizog, konnte er Mullah Udeen im Kreis seiner Leibwächter deutlich erkennen. Er war ein kleiner untersetzter Mann um die sechzig, der einen mächtigen Bart und auf dem Kopf einen silberfarbenen Turban trug. Der Mullah wechselte ein paar Worte mit Ebrahim, der einen demütigen Eindruck machte und sich immer wieder verbeugte, wenn Badr Udeen das Wort an ihn richtete. Es wunderte Storm, dass Ebrahim ausgerechnet diesen höchst umstrittenen Mullah nach Dänemark eingeladen hatte. Einen Mann, dem die Beteiligung an mehreren Terroranschlägen im Sudan und Mittleren Osten und nicht zuletzt an den Bombenschlägen auf die Madrider Eisenbahnzüge nachgesagt wurde, wenngleich man ihm nichts nachweisen konnte.
    Bei den Gesprächsrunden mit den Imamen war Ebrahim stets der versöhnlichste von ihnen gewesen, der sich fortwährend darum bemüht hatte, die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Doch hatte dies umso deutlicher gemacht, wie tief die Kluft zwischen beiden Lagern inzwischen geworden war.
    » Ein Verstoß gegen das Vermummungsverbot«, sagte der Einsatzleiter des Sonderkommandos und zeigte auf eine Gruppe von zwanzig Personen, die sich rote Tücher vor Nase und Mund gebunden hatten.
    Storm sah zu dem Beamten mittleren Alters hinüber, der das Visier seines Helms herunterklappte. » Das ist schwer zu verhindern.«
    » Sollen wir denn nicht einschreiten?«
    » Und einen internationalen Konflikt heraufbeschwören?« Storm ließ die Frage in der Luft hängen.
    » Ich dachte, Sie wollen, dass wir alle Teilnehmer erkennungsdienstlich erfassen.« Er zeigte zu zwei Beamten mit Handkameras hinüber, die den Demonstrationszug filmten. » Hat das nicht Priorität?«
    Storm lächelte verhalten. » Unsere oberste Priorität ist es, kein Öl ins Feuer zu gießen.«
    Der Einsatzleiter starrte ihm mit offenem Mund hinterher, als Storm sich umdrehte und in den Reihen der einsatzbereiten Uniformierten verschwand.
    Er schlenderte über den Platz, vorbei an den parkenden Mannschaftswagen. Auf der anderen Straßenseite zog die Menge, den Namen des Mullahs skandierend, bereits in die Korsgade-Halle ein. Bis jetzt war alles ruhig geblieben, doch wusste man nie, was passieren würde, nachdem die Zuhörer der Rede des Mullahs gelauscht hatten. Storm hoffte, dass es bei vereinzelten Protestrufen blieb. Sie hatten ohnehin genug damit zu tun, die Szene im Auge zu behalten. Diejenigen zu überwachen, die im stillen Kämmerlein an Rohrbomben bastelten und religiöse Hetzschriften verfassten.
    Als er die Kreuzung erreichte, bog er nach links in die Blågårdsgade ab und ging auf einen ramponierten, schwarz angestrichenen Lieferwagen zu, auf dem das Firmenlogo eines Autoverleihers prangte. Er lehnte sich an den Wagen und betrachtete seine Schuhsohle, als wäre er in irgendwas hineingetreten. Dann spähte er die Straße hinunter, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand beobachtete, und klopfte leise an den Wagen. Die Tür glitt vorsichtig auf. Storm trat ein und zog sie rasch hinter sich zu.
    Das bläuliche Licht von vier Monitoren erhellte das Innere des Wagens. Es roch nach Thermoskaffee und dem Schweiß der drei Männer, die vor ihren technischen Geräten saßen. Claus musterte Storm von Kopf bis Fuß.
    » Regnet es etwa?«, fragte er mit einem vagen Lächeln, das in seinem runden Gesicht kaum zu übersehen war.
    Storm ließ sich schwerfällig auf einen
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