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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Katz Krefeld
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warten heißt, den Ungläubigen zu helfen. Warum helft ihr unseren Feinden?«
    In der Umkleide war es totenstill geworden. Nur das Brummen der Neonröhre an der Decke war zu hören. Die vier Männer warfen sich nervöse Blicke zu. Niemand von ihnen wollte das Wort ergreifen.
    » Redet!«, forderte sie ein Leibwächter mit lauter Stimme auf.
    Sie zögerten immer noch. Schließlich trat der Jüngste von ihnen, der noch ein Teenager war, einen Schritt auf den Mullah zu. Er schaute Udeen untertänig an. » Verehrter Mullah Badr Udeen«, begann er auf Arabisch. » Wir möchten Ihren Segen, ehe wir unsere heilige Mission ausführen. Darum haben wir gewartet.«
    Badr Udeen musterte den schmächtigen Jungen von Kopf bis Fuß. » Wie heißt du, mein Sohn?«
    » Mustafa«, antwortete er.
    Badr Udeen betrachtete sein Gesicht. Abgesehen von dem Flaum am Kinn war seine Haut vollkommen glatt. Seine Züge waren fast feminin. » Und wo kommst du her?«
    » Ich bin hier geboren. Aber meine Familie stammt aus Nuseirat.«
    » Nuseirat«, wiederholte Badr Udeen träumerisch. » Die Leute von dort sind für ihre Schönheit und ihren Mut bekannt.«
    Mustafa senkte verlegen den Blick.
    » Bist du bereit für diese Aufgabe?«
    Mustafas Augen füllten sich mit Tränen. » Ja, wir sind alle bereit.«
    » Und ihr habt ein passendes Ziel ausgewählt?«
    » Ja, unsere Feinde werden einen gewaltigen und schmerzhaften Schlag erleiden«, antwortete der Junge mit tonloser Stimme.
    Badr Udeen atmete tief durch. » So habt ihr meinen Segen. Lasst es geschehen. Allahu akbar.«
    » Allahu akbar«, antworteten die vier Männer.

3
    MACHT IST RECHT
    Wer hat das Raubtier gezähmt, das wir Mensch nennen? Was hat ihn seither geleitet? Da die meisten egoistisch und skrupellos sind, werden die besten Resultate stets durch Terror und Gewalt erreicht, nicht durch akademische Diskussionen. In dieser Hinsicht ist Freiheit ein abstrakter Begriff ohne Bedeutung. Er wird von denen im Mund geführt, die ihre Macht bewahren wollen.
    K apitel I: D ie fundamentale L ehre
    Der dichte Mittagsverkehr schlängelte sich im Regen um das Ritterdenkmal, während der Wind die letzten Blätter von den Bäumen am Kongens Nytorv riss. Ein junger Mann mit dunkelgrüner Jacke drückte sich an der Fassade der französischen Botschaft am Nyhavn entlang. Er setzte die Füße mit großer Sorgfalt, um nicht auf die Ritzen zwischen den Steinfliesen zu treten.
    » Nicht auf die Ritzen treten«, murmelte er durch die aufgesprungenen Lippen.
    Mit seiner spitzen Nase und den nassen Haaren glich er einer ersoffenen Maus.
    Er hatte selbst erlebt, welchen Schaden die alten russischen Tretminen, die der Feind benutzte, anrichten konnten. Eine einzige Mine konnte einen Trupp mit sechs Mann in Stücke reißen. Er sah sich verzweifelt um. Wo waren seine Kameraden geblieben? Sie hatten sich geschworen, keinen von ihnen im Stich zu lassen. Bevor sie aufgebrochen waren, hatten sie sich sogar die Nummer ihres Zugs sowie einen Totenkopf auf den Unterarm tätowieren lassen. Warum war er jetzt auf sich allein gestellt? Er blickte sich orientierungslos um, vermisste seinen Kompass und seinen Karabiner. Es war ihm, als kenne er diesen Ort und doch auch nicht. Hatten sie hier patrouilliert? Vor lauter Angst konnte er sich nicht konzentrieren. Er spähte zu den Hausdächern auf der anderen Seite des Platzes hinauf. Ein fähiger Scharfschütze traf sein Ziel auf sechshundert Meter Abstand, und bis zum ersten Gebäude waren es nicht einmal zweihundert Meter. Zum Glück regnete es. Das beeinträchtigte die Sicht der Schützen. Kälte und Regen taten ein Übriges, um die Flugbahn des Projektils unberechenbar zu machen. Eine Abweichung von wenigen Millimetern konnte ihm das Leben retten. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Musste die Gefahren von Minen und Scharfschützen gegeneinander abwägen. Da er sich inzwischen die gleichmäßigen Abstände zwischen den Ritzen eingeprägt hatte, beschleunigte er seine Schritte. Als er sich dem Eingang näherte, sah er drei Männer in Anzügen, die Zigaretten rauchten. Er betrachtete die Jacketts der beiden vorderen Männer. Nirgendwo eine Ausbeulung, die auf ein Schulterholster schließen ließ. Der dritte Mann wurde von den beiden anderen verdeckt. Man konnte nicht sehen, ob er bewaffnet war. Waren es Zivilbeamte? Unwillkürlich ließ er die Hand in seine Tasche gleiten, spürte sein Handy und einen zylinderförmigen Gegenstand. Er umfasste den Zylinder und drückte ihn gegen
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