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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß
Autoren: Agatha Christie
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und her.
    »Man hört ja ab und zu von derart bestialischen und sinnlosen Morden«, erwiderte er.
    »Aber ja, sicher, und darauf wird es letzten Endes vermutlich auch hinauslaufen. Natürlich ist ein Suchbefehl nach einem Verdächtigen ausgegeben worden. Von den Dorfbewohnern ist es wohl niemand gewesen, da sind wir ziemlich sicher. Alle haben stichfeste Alibis. Zur Tatzeit waren die meisten bei der Arbeit. Ihr Cottage liegt natürlich etwas am Rand des Dorfes an einem einsamen Sträßchen. Jeder hätte also unbemerkt ins Haus gelangen können. Rund ums Dorf gibt es ein Labyrinth von Sträßchen. Es war ein schöner Tag und es hatte seit einigen Tagen nicht geregnet, also gibt es keine eindeutigen Spuren von Autoreifen – falls jemand mit dem Auto kam.«
    »Glauben Sie, dass jemand mit dem Auto kam?« Mr Entwhistle horchte auf.
    Der Inspector zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Was ich sagen will ist, dass der Fall nicht ganz schlüssig erscheint. Das, zum Beispiel…« Er schob eine Handvoll Schmuckgegenstände über seinen Schreibtisch – eine mit Perlen besetzte Brosche in der Form eines Kleeblatts, eine mit Amethysten eingelegte Brosche, eine kurze Perlenkette und ein Granat-Armband.
    »Das sind die Dinge, die aus ihrem Schmuckkästchen entwendet wurden. Sie lagen in der Hecke direkt vor dem Haus.«
    »Ja – das ist in der Tat eigenartig. Vielleicht war der Verbrecher einfach entsetzt über das, was er getan hatte…«
    »Möglicherweise. Aber dann hätte er den Schmuck doch wahrscheinlich oben im Haus gelassen… obwohl er natürlich auch auf dem Weg von ihrem Schlafzimmer zum Gartentor Panik bekommen haben könnte.«
    »Oder das Ganze wurde, wie Sie andeuten, lediglich zur Tarnung gestohlen«, ergänzte Mr Entwhistle leise.
    »Ja, es gibt mehrere Möglichkeiten… Natürlich kann es auch diese Gilchrist gewesen sein. Zwei Frauen, die in einem Haus zusammenleben – was weiß man von den Streitigkeiten, den Ressentiments oder Leidenschaften, die es zwischen ihnen gegeben hat? O doch, wir ziehen auch diese Möglichkeit in Betracht. Aber es ist eher unwahrscheinlich. Soweit wir wissen, war der Umgang zwischen den beiden recht freundschaftlich.« Er zögerte, bevor er fortfuhr. »Und Sie sagen, dass niemand von Mrs Lansquenets Tod profitieren wird?«
    Der Notar rutschte wieder auf seinem Stuhl umher.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Inspector Morton sah überrascht auf.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, dass Mrs Lansquenets Einkommen aus einer jährlichen Zuwendung von ihrem Bruder bestand und dass sie, Ihres Wissens, selbst kein Vermögen oder sonstige Werte besaß.«
    »Das stimmt auch. Ihr Mann starb völlig mittellos, und so, wie ich sie als Mädchen kannte, würde es mich wundern, wenn sie jemals Geld gespart oder etwas beiseite gelegt hätte.«
    »Ihr Haus ist nur gemietet und gehört ihr nicht selbst«, berichtete der Inspector weiter. »Und die paar Möbel sind nichts Besonderes, selbst nach heutigen Maßstäben nicht. Landhausstil in nachgemachter Eiche und ein bisschen bunt bemaltes Kunstgewerbe. Wem immer sie das vererbt hat, reich wird er damit nicht – falls sie überhaupt ein Testament gemacht hat.«
    Mr Entwhistle schüttelte den Kopf.
    »Von einem Testament weiß ich nichts. Aber ich hatte sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Was meinten Sie dann vorhin mit Ihrer Bemerkung? Sie hatten doch sicher etwas Bestimmtes im Sinn.«
    »Ja. Ja, in der Tat. Ich wollte nur ganz genaue Angaben machen.«
    »Haben Sie sich damit auf die erwähnte Erbschaft bezogen? Die von ihrem Bruder? Konnte sie denn testamentarisch darüber verfügen?«
    »Nein, nicht so, wie Sie denken. Über das Kapital selbst hatte sie keine Verfügungsgewalt. Jetzt, nach ihrem Tod, wird es unter den fünf anderen Erben von Richard Abernethies Testament aufgeteilt. Das meinte ich mit meiner Bemerkung. Von ihrem Tod profitieren automatisch alle fünf.«
    Der Inspector blickte enttäuscht drein.
    »Ach, und ich dachte, wir würden da vielleicht auf eine Spur stoßen. Aber von der Seite hat wohl niemand ein Motiv, sie mit einem Beil zu erschlagen. Sieht so aus, als wär’s ein Kerl gewesen, der nicht ganz richtig im Kopf ist – vielleicht einer von diesen kriminellen Halbstarken, von denen gibt’s ja viele. Und dann hat er die Nerven verloren und den Schmuck weggeworfen und Fersengeld gegeben… Ja, so muss es gewesen sein. Außer, es war die höchst ehrbare Miss Gilchrist, aber das ist wohl eher
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