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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm
Autoren: Michael Moorcock
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ihr Gewand war von tiefstem Scharlachrot, ihre Gliedmaßen waren wie rosagefärbtes Elfenbein, und ihr Gesicht war sehr hell, die Lippen vom Atmen leicht geöffnet. Sie schlief.
    Elric machte zwei Schritte auf die Frau zu, dann blieb er plötzlich stehen. Erschaudernd wandte er sich ab.
    Mondmatt war besorgt. Er sah helle Tränen in Elrics roten Augen.
    »Was ist, Freund Elric?«
    Elric bewegte die weißen Lippen, konnte aber nicht sprechen. Eine Art Stöhnen entrang sich seiner Kehle.
    »Elric...«
    Mondmatt legte dem Freund eine Hand auf den Arm. Elric schüttelte sie ab.
    Langsam wandte sich der Albino wieder dem Bett zu, als zwänge er sich, einen unerträglich scheußlichen Anblick zu ertragen. Er atmete tief durch, straffte den Rücken und legte die linke Hand auf den Knauf seiner Zauberklinge.
    »Mondmatt.«
    Er zwang sich zum Sprechen. Mondmatt blickte auf die Frau auf dem Bett, sah dann Elric an. Erkannte er sie?
    »Mondmatt - dies ist ein Zauberschlaf...«
    »Woher weißt du das?«
    »Es - es ist ein ähnlicher Schlummer wie der, den mein Cousin Yyrkoon über Cymoril brachte.« »Bei den Göttern! Meinst du wirklich.?« »Ich meine gar nichts!« »Aber das ist nicht.«
    » . nicht Cymoril, das weiß ich auch. Ich - sie ist wie sie, ihr sehr ähnlich. Aber zugleich auch wieder nicht. Es ist nur, ich habe nicht damit rechnen können.«
    Elric senkte den Kopf.
    Er sagte mit leiser Stimme: »Komm, verschwinden wir von hier.«
    »Aber sie muß die Eigentümerin dieses Schlosses sein. Wenn wir sie wecken, könnten wir.«
    »Durch Menschen wie uns kann sie nicht geweckt werden. Ich hab' es dir doch gesagt, Mondmatt.« Elric atmete tief ein. »Sie ist in einen verzauberten Schlaf gefallen. Ich konnte Cymoril mit all meinen Zauberkräften nicht daraus wecken. Solange man gewisse magische Hilfsmittel nicht besitzt und Kenntnisse über den verwendeten Zauberspruch, läßt sich nichts machen. Schnell, Mondmatt, wir wollen fort von hier!«
    In Elrics Stimme lag ein Drängen, das Mondmatt erschaudern ließ.
    »Aber.«
    »Dann gehe ich allein!«
    Elric hastete förmlich aus dem Zimmer. Mondmatt hörte seine Schritte im Treppenhaus verhallen.
    Er näherte sich der schlafenden Frau und betrachtete ihre Schönheit.
    Er berührte ihre Haut. Sie fühlte sich unnatürlich kalt an. Er zuckte die Achseln und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Dabei hielt er nur einen Augenblick lang inne, weil sein Blick auf etliche alte Kampfschilde und Waffen gefallen war, die hinter dem Bett an der Wand hingen. Seltsame Trophäen für das Schlafzimmer einer Frau, sagte er sich. Er bemerkte den geschnitzten Holztisch unter den Trophäen. Etwas lag darauf. Er kehrte in das Zimmer zurück. Ein seltsames Gefühl durchströmte ihn, als er eine Landkarte erkannte. Darauf war das Schloß eingezeichnet und auch der Zaphra-Trepek-Fluß.
    Die Landkarte war von einem Kompaßstein beschwert, in Silber gefaßt und an einer langen Kette befestigt.
    Mondmatt ergriff die Karte mit der einen und den Kompaß-Stein mit der anderen Hand und stürzte aus dem Zimmer.
    »Elric! Elric!«
    Er hastete die Treppe hinab und erreichte den Saal. Elric war fort. Die Saaltür stand offen.
    Er folgte dem Albino aus dem geheimnisvollen Schloß in den Schnee hinaus.
    »Elric!«
    Elric wandte sich um, sein Gesicht war verkrampft, sein Blick wirkte gequält.
    Mondmatt zeigte ihm Karte und Kompaßstein.
    »Wir sind nun doch gerettet, Elric!«
    Elric blickte in den Schnee. »Ja. Das sind wir.«

Fünftes Kapitel
    Traum des bedrohten Lord
    Und zwei Tage später erreichten sie den oberen Bereich des Zaphra-Trepek und die Handelsstadt Alorasaz mit ihren Türmen aus gefällig geschnitztem Holz und wunderschön gearbeiteten Blockhäusern.
    Nach Alorasaz kamen die Trapper und die Bergleute, die Kaufleute aus Iosaz, das weiter flußabwärts lag, oder auch von weit her, etwa aus Trepesaz an der Küste. Eine fröhliche, belebte Stadt, deren Straßen an jeder Ecke von großen roten Kesseln erleuchtet und beheizt wurden. Um diese Feuer kümmerten sich Bürger, deren Aufgabe es war, die Kessel stets glühend zu halten. In dicke Wollkleidung gehüllt, begrüßten sie Elric und Mondmatt beim Betreten der Stadt.
    Obwohl sie sich von Wein und Fleisch ernährt hatten, die Mondmatt umsichtigerweise mitgenommen hatte, waren sie erschöpft von der Wanderung über die Steppe.
    Sie drängten sich durch die bunte Menge -lachende rotwangige Frauen und stämmige, pelzgekleidete Männer, deren Atem
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