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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm
Autoren: Michael Moorcock
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stöhnte, als Mondmatt ihm auf die Füße half. Er versuchte zu sprechen, doch die Lippen waren ihm zugefroren.
    Die beiden Männer umklammerten einander und taumelten und krochen auf das Schloß zu.
    Der Eingang war offen. Sie fielen hindurch, und die Wärme, die das Innere verströmte, belebte sie soweit, daß sie sich aufrichten und durch einen schmalen Korridor in einen großen Saal wanken konnten.
    Es war ein leerer Saal.
    Eine Einrichtung gab es nicht, abgesehen von einem riesigen Holzfeuer am anderen Ende des Saals. Sie gingen über riesige Fliesen aus Lapislazuli darauf zu.
    »Das Schloß ist also bewohnt.«
    Mondmatts Stimme hörte sich rauh und ungeübt an. Er sah sich um und betrachtete die Basaltmauern auf allen Seiten. Er erhob die Stimme, so gut er es vermochte:
    »Sei gegrüßt, wer immer Herr dieses Schlosses ist! Wir sind Mondmatt aus Elwher und Elric von Melnibone und erbitten deine Gastfreundschaft, denn wir haben uns in deinem Land verirrt.«
    Im nächsten Augenblick knickten Elric die Knie ein, und er fiel zu Boden.
    Mondmatt stolperte auf ihn zu, während die Echos seiner Stimme im Saal verhallten. Bis auf das Knacken der Holzscheite im Feuer war es still.
    Mondmatt zerrte Elric zum Feuer und legte ihn in der Nähe nieder.
    »Wärm dir die Knochen, Freund Elric. Ich suche die Leute, die hier wohnen.«
    Dann durchquerte er den Saal und erstieg die Steintreppe, die in das nächste Stockwerk des Schlosses führte.
    Diese Etage war ebenso ohne Möbel und Verzierungen wie schon der Saal. Es gab viele Räume, die aber ausnahmslos leer waren. Mondmatt begann Unbehagen zu empfinden, er ahnte übernatürliche Kräfte. War dies etwa Theleb K'aarnas Schloß?
    Denn irgend jemand wohnte hier, soviel war klar. Irgend jemand hatte das Feuer angezündet und das Tor geöffnet, damit sie eintreten konnten. Diese Unbekannten hatten das Schloß auch nicht auf üblichem Wege verlassen, denn diese Spuren wären im Schnee vor dem Tor sichtbar gewesen.
    Mondmatt hielt inne, machte kehrt und ging langsam wieder die Treppe hinab. Als er den Saal erreichte, sah er, daß Elric sich ein wenig erholt hatte und am Kaminrand lehnte.
    »Und - was - hast du - gefunden...?« fragte Elric mit schwerer Zunge.
    Mondmatt zuckte die Achseln. »Nichts. Keine Dienstboten. Keinen Herrn. Wenn die Leute auf der Jagd sind, dann jagen sie mit Flugtieren, denn im Schnee draußen gibt es keine Hufspuren. Ich muß zugeben, daß ich ein wenig nervös bin.« Er lächelte schwach. »Ja - und auch ein wenig hungrig. Ich suche die Küche. Wenn eine Gefahr auf uns zukommt, wäre es besser, ihr mit vollem Magen begegnen zu können.«
    Neben dem Kamin war eine Tür. Er bewegte den Türgriff und betrat einen kurzen Korridor, an dessen Ende sich eine zweite Tür befand. Die Hand auf das Schwert gelegt, ging er durch den Gang und öffnete die Tür am Ende. Ein Wohnraum, leer wie der Rest des Schlosses. Dahinter erblickte er die Küche der Anlage. Er ging durch diese Küche und bemerkte, daß Kochutensilien vorhanden waren, geputzt und sauber, doch nicht in Gebrauch, und erreichte schließlich die Speisekammer.
    Hier hing der größte Teil eines erlegten Rehs, und auf dem Regal darüber reihten sich zahlreiche Häute und Flaschen mit Wein. Darunter lagen Brot und etliche Backwaren und darunter befanden sich Gewürze.
    Als erstes stellte sich Mondmatt auf die Zehenspitzen und nahm eine Flasche Wein herab. Er zog den Korken heraus und roch an dem Inhalt. In seinem ganzen Leben hatte er nichts gerochen, das zarter oder leckerer gewesen war.
    Er kostete den Wein und vergaß Schmerzen und Erschöpfung. Aber er vergaß nicht, daß Elric noch im Saal auf ihn wartete.
    Mit seinem kurzen Schwert schnitt er ein Schinkenstück ab und klemmte es sich unter den Arm. Er wählte ein paar Gewürze aus und steckte sie in seinen Gurtbeutel. Unter den anderen Arm schob er ein Brot, und in beiden Händen trug er je eine Flasche Wein.
    Er kehrte in den Saal zurück, setzte seine Beute ab und half Elric dabei, von dem Wein zu trinken.
    Der seltsame Wein wirkte fast sofort, und Elric schenkte Mondmatt ein dankbares Lächeln.
    »Du bist - ein guter Freund - ich frage mich, warum.«
    Mondmatt wandte sich verlegen brummend ab. Er begann das Fleisch zuzubereiten, das er über dem Feuer braten wollte.
    Er hatte seine Freundschaft mit dem Albino selbst nie ganz begriffen. Sie war stets eine seltsame Mischung aus Zurückhaltung und Zuneigung, eine wohlabgestimmte Balance, die beide
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