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Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln

Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln

Titel: Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln
Autoren: Carola Wimmer
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Weihnachtsengel vor dir gemacht«, erklärt er.
    Laura überlegt einen Moment, dann stiehlt sich zaghaft ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Das ist gar keine so schlechte Idee!«
    Mittlerweile hat der Bus sein Ziel erreicht, die Geschwister sind am Marktplatz angekommen, dem mit Abstand schönsten Ort in Rhodenberg. Direkt am Platz liegt das Rathaus, daneben befinden sich zahlreiche gemütliche Straßencafés und kleine Geschäfte. Gegenüber steht das Stadttheater, ein Stück daneben die Kirche und das Pfarrhaus, sehr viel weiter hinten Jakobs und Lauras Schule. Auf der Mitte des Platzes thront eine riesenhafte Bronzefigur. Sie zeigt den Ritter Edmund von Rhodenberg, dessen einst mächtige Burg auf dem Gipfel des nahen Berges heute nur noch eine Ruine ist.
    Um das Denkmal herum haben Händler zum ersten Advent Buden mit Pfefferkuchen, Glühwein und kandierten Äpfeln aufgebaut. Es brennen Laternen und Lichterketten, von überall her duftet es nach Zuckrigem, nach Gewürzen und Tannennadeln.
    Gerade als die Geschwister überlegen, ob sie noch einen kleinen Abstecher über den Markt machen wollen, hören sie jemanden vor sich hinschimpfen. »Fürchterlich, fürchterlich. Es ist einfach alles nur fürchterlich.«
    Es ist Frau Knukel, eine alte Dame mit Hund, die jeder in der Stadt kennt. Denn Frau Knukel läuft jeden Tag murrend und meckernd durch die Straßen. Die Kinder in Jakobs Klasse behaupten, dass Frau Knukel keine Menschenseele leiden kann.
    Heute scheint sie besonders schlechte Laune zu haben. »Jemine, jemine. Mensch, Mensch, Mensch!«, zetert sie halblaut, während sie an Jakob und Laura vorbeischleicht. An der Leine schleift sie ihre Pudeldame »Lady« hinter sich her, die noch langsamer und schlechter zu Fuß ist als Frau Knukel. Denn auch Lady ist alt, ihr schwarzes Fell ist stumpf, grau und staubig.
    Das hat noch gefehlt, denkt Jakob. Energisch schiebt er Laura Richtung Pfarrhaus. Die alte Frau ist ihm unheimlich.
    Zum Glück brauchen sie nicht lange zu klopfen. Pfarrer Klingelmann hat schon auf die Kinder gewartet und bittet sie in sein Arbeitszimmer. Das Büro des Pfarrers ist vollgestopft mit Büchern und Dokumenten, sein Schreibtisch quillt über von Papier. Auch auf den Sesseln, die eigentlich für Besucher bestimmt sind, liegen Zeitschriften, Aktenordner und Kartons. Pfarrer Klingelmann bringt Kekse und Tee, dann setzt er sich auf eine kleine freie Ecke seines Schreibtisches. Von hier betrachtet er Laura mit ernstem Gesichtsausdruck. »Schön, dass du vorbeikommen konntest, Laura«, sagt er. »Du weißt, dass dir eine sehr wichtige Aufgabe bevorsteht?«
    Laura nickt. Sie wirkt nicht im Geringsten aufgeregt.
    Wenn in den winterdunklen Tagen
    uns die schlimmsten Nöte plagen.
    Wenn wir allein sind und verfroren
    Und alle Hoffnung scheint verloren,
    Kommt auf unsren Hilfeschrei
    Ein Engel aus dem Nichts herbei.
    Und um hier davon zu künden,
    Will ich den Lichterkranz entzünden.
    trägt Pfarrer Klingelmann im weihevollen Ton vor. »Wie du sicher weißt, ist dies das Gedicht, was du aufsagen wirst. Lerne es bitte auswendig«, sagt er. Dann kramt er in einer Schublade und zieht einen Zettel hervor. »Hier steht erstmal alles drauf, was du wissen musst. Im Augenblick habe ich nur wenig Zeit. Es ist ja schließlich Sonntag. Aber in gut zwei Wochen treffen wir uns wieder. Dann gehen wir alles durch und feilen an deinem Vortrag. In Ordnung?«
    Laura nickt und steckt den Zettel in ihre Tasche.
    »Und nun zeige ich euch noch die eigentliche Hauptdarstellerin des Traditionsadvents«, erklärt Pfarrer Klingelmann gut gelaunt.
    Als der Pfarrer aus dem Raum eilt, wirft Laura Jakob einen fragenden Blick zu. »Ich dachte, ich wäre die Hauptdarstellerin?«, flüstert sie. Aber Jakob weiß auch nicht, was der Pfarrer meint, und zuckt nur mit den Schultern. Keine Minute später kommt Pfarrer Klingelmann mit einer Holztruhe in den Armen zurück ins Büro. Mit größter Vorsicht hebt er die schwere Kiste auf seinen vollen Schreibtisch. »Hier bitte«, sagt er und öffnet den Deckel. Neugierig spähen Laura und Jakob hinein. Die Truhe ist ganz und gar mit Holzwolle ausgelegt, in ihrer Mitte liegt eine etwa kniehohe geschnitzte Figur. Es ist ein Engel.
    »Dieser fünfhundert Jahre alte Weihnachtsengel ist das A und O unseres Rhodenberger Traditionsadvents«, sagt Pfarrer Klingelmann stolz. »Und ohne diesen Engel würde es diese Stadt wohl nicht mehr geben.«
    Was hat es mit dem Weihnachtsengel auf sich?





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