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Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln

Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln

Titel: Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln
Autoren: Carola Wimmer
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Abend hatte Jakob versucht herauszufinden, was es mit der Figur des Rhodenberger Weihnachtsengels auf sich hat. Doch weder Mama noch Papa wussten eine Antwort. Deshalb fragt er in der ersten Schulstunde seine Geschichtslehrerin Frau Krause.
    »Der Weihnachtsengel ist unser prominentester Mitbürger«, erklärt sie bereitwillig. Denn Frau Krause ist immer erfreut, wenn Schüler Fragen stellen. Während Frau Krause in Großbuchstaben » DER RHODENBERGER WEIHNACHTSENGEL « an die Tafel schreibt, flüstert es vom Nebentisch: »Deine Schwester ist also dieses Jahr der Weihnachtsengel. So, so!«
    Jakob wirft einen kurzen Blick auf den Flüsterer. Es ist Ronnie, die Betriebsscherzkeksnudel, wie ihn Frau Krause nennt. Aber Klassenclown wäre auch eine treffende Bezeichnung, findet Jakob. Denn wenn irgendwo Zahnpasta auf einer Türklinke verschmiert ist, die Mädchen- und Jungenschilder an der Toilette vertauscht sind oder der Papierkorb am Boden festgeklebt wurde, kann Ronnie nicht weit sein. Am Anfang fand Jakob Ronnies Scherze sogar lustig. Aber seit der Episode mit dem nassen Schwamm auf seinem Stuhl, ist er auf Ronnie nicht mehr gut zu sprechen.
    Jetzt lehnt sich Ronnie weit zu Jakob herüber, damit ihn dieser auch genau versteht.
    »Hoffen wir mal, dass der Weihnachtsengel dieses Jahr keine Bruchlandung hinlegt«, flüstert er bedeutungsvoll.
    In diesem Moment dreht sich Frau Krause zurück zur Klasse.
    »Ah, Ronald«, sagt sie, als sie Ronnie erblickt. »Kannst du uns vielleicht etwas zum Weihnachtsengel sagen?«
    »Ja, allerdings.« Ronnie kratzt sich am Kopf, um Zeit zu gewinnen. »Der Rhodenberger Weihnachtsengel ist ein Engel, der, wie soll ich sagen, also den hat dieser Dings, damals der Kerl, der von Rhodenberg …«, rät er weiter.
    »Fast richtig«, unterbricht ihn die Lehrerin. »Der Weihnachtsengel ist der berühmten Freifrau von Holdenstein nachgebildet, die am 4. Dezember 1518 mit Edmund von Rhodenberg die Ehe einging. Der Engel wurde von Edmund von Rhodenberg eigenhändig geschnitzt.«
    »Genau so ist es«, sagt Ronnie zufrieden und lehnt sich bequem auf seinem Stuhl zurück. »Nach dem Bildnis der Freifrau von Holdenstein. Das weiß hier in Rhodenberg ja jedes Kind.«
    »Und morgen wird der Engel im Eingangsbereich der Kirche aufgestellt, dort, wo ihn jeder sehen kann«, erklärt Frau Krause. »Denn am vierten Advent, dem Tag der Weihnachtsengeltraditionsadventsfeier, rettete Dorothea von Holdenstein unsere Stadt vor fürchterlicher Verwüstung.«
    Freifrau von Holdenstein? Verwüstung? Die Worte purzeln in Jakobs Kopf wild durcheinander. Er kann sich nicht mehr konzentrieren. Denn am liebsten würde er jetzt sofort aufspringen und sich Ronnie vorknöpfen. Ihn beschimpfen und ihm wüst drohen – oder vielleicht doch besser darum bitten, Laura keinen dummen Streich zu spielen. Aber nichts von dem würde helfen, weiß Jakob. Vor Wut ballt er seine Faust, bis sie schmerzt. Was soll er nur tun?
    Jakob verbringt die nächsten Pausen vorsichtshalber in Lauras Nähe. Grimmig hält er dabei Ausschau nach Ronnie. Und nach der letzten Stunde holt Jakob seine Schwester in ihrem Klassenzimmer ab. Um Ronnie aus dem Weg zu gehen, macht Jakob mit Laura sogar einen Umweg zur Bushaltestelle.
    Als sie dabei durch die Schäfchengasse laufen, entdecken sie ein Geschäft, das sie vorher noch nie gesehen haben. »Dies-und-Das-Shop«, steht auf einem selbst gemalten Schild. Und daneben: »Neueröffnung.«
    Im Schaufenster liegen neben Büchern, gehäkelten Topflappen und Nippes auch Bastelsachen.
    »Ich brauche für die Weihnachtssterne noch Goldfolie. Vielleicht bekomme ich die hier?«, überlegt Laura.
    Jakob rümpft die Nase. »Das sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus«, sagt er.
    Doch Laura hat bereits die Türklinke in der Hand.
    Im Laden sieht es genauso aus wie im Schaufenster. Überall liegen kreuz und quer Dinge herum, die nicht zueinander passen. In einem Korb schmiegt sich eine riesige Plüschmaus an eine Tischlampe, in den Regalen stehen Gewürzgurkengläser neben Elektronikbauteilen.
    »Mist«, flucht Jakob, als er über einen Holzklotz stolpert. »Was liegt denn hier für Müll?«
    »Entschuldigung! Das da ist meine Weihnachtsecke«, hört er eine Stimme aus dem hinteren Teil des Ladens rufen. Wenige Augenblicke später steht ein junger Mann vor ihnen, ein großer Schlacks mit freundlichen blauen Augen, schwarzem Haar und einem verschmitzten Lächeln. Er hat einen Staubwedel in der Hand.
    »Was hat denn ein
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