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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion
Autoren: Celeste Bradley
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öffnete protestierend den Mund. »Aber … Nathaniel ist ein Verräter! Seine Frau ist nichts … nichts als eine Wirtshausmagd.«
    »Da haben wir aber etwas ganz anderes gehört«, gab eine der Frauen besserwisserisch zurück. »Lord Reardon und die liebreizende Willa, die, wie man hört, übrigens eine Favoritin des Prinzregenten ist.
    Das ist die romantischste Liebesgeschichte überhaupt! Er war so mutig wie ein Held aus einer Legende.« Die Frau seufzte theatralisch.
    Daphne verschlug es fast den Atem. Der geflochtene Hut knisterte in ihrer Faust. »Willa Trent ist eine gewöhnliche Landmaus, deren beste Tage bereits vorüber sind und die nie einen Mann abbekommen hätte, wenn sie ihn nicht mit einem Stein bewusstlos geschlagen hätte.«
    »Das Gerücht habe ich auch gehört«, antwortete die andere. Sie schnaubte. »Aber ich habe es nie geglaubt.«
    »Nein, nicht eine Sekunde«, behauptete die erste Frau. Dann musterte sie Daphne kritisch. »Ich kenne Euch. Ihr habt Lord Reardon fallen gelassen, habt ihn in Zeiten höchster Not verlassen!« Die Frau grinste höhnisch. »Es tut mir ausgesprochen Leid, dass ich es Euch sagen muss, aber der Vetter Eures Ehemannes ist bei weitem der am besten aussehende und mutigste Mann, den es jemals in London gegeben hat. Wenn Ihr das nicht glaubt, dann seid vielleicht Ihr hier der Verräter.«
    Die beiden Frauen traten mit drohenden Mienen näher.
Die Hutmacherin riss sogar Daphne das Häubchen aus der Hand. »Leute wie Ihr und Eurer Gemahl sind in meinem Laden nicht willkommen!«, zischte sie Daphne und Basil an.
    Oje. Basil beugte sich zu ihr. »Zeit zu gehen, Liebes.«
    Sie verließen eilig das Geschäft, dann verlangsamten sie den Schritt und gingen in normaler Geschwindigkeit zum Gasthaus zurück.
    »So eine Frechheit«, sagte Daphne erzürnt zu Basil. »Wenn wir unsere Erbschaft von Tante Myrtle gemacht und ein Haus gekauft haben, werde ich diesen beiden Frauen niemals erlauben, auch nur einen Fuß hineinzusetzen. Ich werde sie bei jeder Gelegenheit schneiden. Ich werde …«
    »Ah ja, darüber wollte ich schon mit dir reden«, schnaufte Basil außer Atem. »Es scheint, Myrtle hat es dir übel genommen, dass du den Ball nicht vorzeitig beendet hast, als Randolph gestorben ist.«
    Daphne wandte sich entsetzt Basil zu. »Was?« »Ich befürchte, sie hat uns aus ihrem Testament gestrichen«, antwortete Basil betrübt. »Aber reg dich nicht auf, Schatz. Wir können immer noch davon leben, was ich einmal erben werde, wenn …«
    Daphne rutschte die Hand aus. Sie schnellte in die Luft und traf Basil im Gesicht – mitten auf der Straße, als wäre Daphne eine gewöhnliche … eine gewöhnliche Wirtshausmagd! »Basil, du wirst nichts erben! Nathaniel und Willa werden einen Haufen Söhne bekommen, und du bist der Allerletzte, der irgendein Geld sieht. Hast du nicht gesehen, wie sie sich verhalten, wenn sie zusammen sind. Er ist ihr Sklave, Idiot von einem Mann, der er ist!«
    Basil legte sich eine Hand auf die Wange. »Idiot«, wiederholte er dumpf.
    In diesem Augenblick traf ihn die erste Hand voll Schlamm. Sie explodierte auf seiner Brust und spritzte auf
Daphnes Kleid und ihren Mantel und ruinierte ihre Kleidung für immer.
     
    Allein. Im Studierzimmer seines Vaters ließ Nathaniel sich auf den schweren Stuhl fallen und barg das Gesicht in den Händen. Zu erfahren, dass Randolph die Geschichte auch nur angezweifelt hatte, wäre ein Trost gewesen – zu wissen, dass er die Wahrheit nicht nur geahnt und seinen Teil dazu beigetragen hatte, seine Tarnung zu stützen, nahm Nathaniel eine schwere Last vom Herzen.
    Um seinen Schmerz noch weiter zu schmälern, überprüfte Nathaniel seinen alten, lange gehegten Groll gegen Simon, den Ersatzsohn. Merkwürdigerweise konnte er keine Spur mehr davon in sich entdecken. Simon hatte sich mehr als Bruder oder zumindest als Kamerad erwiesen, als Nathaniel je für möglich gehalten hätte.
    Ein großer Teil seines Schmerzes war gestillt, ein großer Teil seiner Last von ihm genommen … es würde eine Weile dauern, bis er sich wieder an den Mann erinnern würde, der er vorher gewesen war. Wenn dies überhaupt möglich war.
    Kurze Zeit später humpelte Ren Porter ohne anzuklopfen in Randolphs Studierzimmer – nein, es gehörte ja jetzt Nathaniel.
    Obwohl er gerade darüber nachgedacht hatte, zu gehen, um Willa zu erzählen, was er herausgefunden hatte, blickte Nathaniel grimmig. »Hatte ich nicht gesagt, ich wünsche nicht gestört zu
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