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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion
Autoren: Celeste Bradley
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leben. Willa hielt den Atem an. Sie war sich nicht sicher, wie sich Victoria entscheiden würde.
    »Also gut.« Victoria ließ sich auf ihren Stuhl sinken. »Er wusste es. Er vermutete etwas in der Richtung, sogar noch, bevor er die offizielle Nachricht erhielt. Ich versuchte ihn davon zu überzeugen, dass es nicht so war. Er verhielt sich, als sei deine Entehrung nicht der Rede wert«, fuhr Victoria fort. »Ich erwartete, dass er dich für dein Handeln verachten würde. Aber weißt du, was er gesagt hat? ›Thaniel kennt seine Pflicht. Und er wird wissen, dass ich nur die meine tue.‹ Als wäre, uns alle zu betrügen, uns den fortgesetzten Peinlichkeiten auszusetzen und für alle Zeiten meinen Stand in der Gesellschaft zu ruinieren – als wäre das alles nicht der Rede wert! Dann schlug er mir die Tür vor der Nase zu, wie er es jeden Tag unseres gemeinsamen Lebens tat. Wenn es nach mir ginge, würde ich diese verdammte Tür niederbrennen!«
    Thaniel kennt seine Pflicht. Die Worte durchstießen Nathaniel wie ein Speer. Konnte Randolph Bescheid gewusst haben? Die ganze Zeit schon? Konnte er gewusst haben, dass Nathaniel für die Krone arbeitete, dass seine Kontaktaufnahme zu den Lilienrittern eine patriotische Tat war?
    Und er wird wissen, dass ich nur die meine tue.
    Das Wissen legte sich wie Balsam auf etwas Altes, Zerrissenes in seinem Innern. Randolph hatte es irgendwie erfahren, hatte möglicherweise sogar gewusst, dass Nathaniel den Royal Four angehörte und dass er nur seine Pflicht erfüllte. Er hatte nicht gewagt, mehr zu wissen als seine eigenen Vermutungen, denn er stufte sich selbst als Sicherheitsrisiko ein, hatte nicht gewollt, dass Nathaniels Opfer durch irgendein Zeichen seiner Vergebung in der Öffentlichkeit hinterfragt wurde. Randolph hatte ihn unterstützt – auf die einzige Art, von der er annahm, dass sie ihm zur Verfügung stand: Er hatte bei dem Schwindel so gut es ging mitgewirkt.

    Nathaniel presste einen langen Moment die Augen zu. Randolph, du verdammter Idiot. Du hättest mich niemals verraten, hättest mich niemals verraten können.
    Als er die Augen wieder aufschlug, bemerkte er, dass Willa ihn voller Mitgefühl anschaute.
    Sie konnte nicht wissen, was ihm jetzt gerade durch den Kopf gegangen war, aber es war sehr wahrscheinlich, dass sie gemerkt hatte, dass ihm ein Felsbrocken von der Seele gefallen war, denn ihr Lächeln war sanft und glücklich und nur für ihn.
    Victoria hob den Kopf. Zorn funkelte in ihren Augen. »Aber Randolph hat danach nie mehr dasselbe für mich gefühlt. Er sagte mir, dass er dich zum Teil verstoßen hätte, um dich von mir fern zu halten. Von mir! Kannst du dir das vorstellen?«
    »Allzu gut«, knurrte Myrtle.
    »Randolph hat danach nie wieder mit mir gesprochen.« Sie ließ die Schultern hängen, als sei eine große Last von ihr genommen. »Es stimmt also. Als er starb, kannte er die Wahrheit.«
    Willa sagte nichts, sondern schaute nur Nathaniel über den Kopf seiner Mutter hinweg an. Er schloss die Augen und atmete tief ein. »Ich wünsche dir Glück mit dem Geld, das dir versprochen wurde, Victoria«, sagte er leise. »Ich verstehe, dass du allen Grund hast, mit dem Leben unzufrieden zu sein. Du tust mir Leid, und ich hoffe für dich, dass du noch etwas Freude findest. Ich verachte dich nicht für deine Taten, aber ich muss gestehen … ich liebe dich auch nicht dafür.«
    »Oh, Nathaniel. Ich … du musst verstehen, dass ich immer nur das Beste für dich …«
    Nathaniel beobachtete seine Mutter mit Augen, die sowohl das Gute als auch das Schlechte deutlich sahen. Sie war eine zornige Frau, die viele Enttäuschungen erlebt hatte,
das stimmte – aber sie hatte sich aus eigenem Antrieb dazu entschlossen, sich in ihrer Bitterkeit zu suhlen.
    »Victoria, vielleicht eines Tages … aber bitte nicht jetzt.« Er wandte sich an Willa und verneigte sich knapp. »Willa, Myrtle – wenn Ihr mich bitte entschuldigen wollt, ich möchte eine Weile allein sein.«
    Er drehte sich um und ließ sie ohne ein weiteres Wort stehen.
     
    Daphne war nicht glücklich.
    Selbstverständlich war sie selten zufrieden, nicht einmal in den besten Zeiten. Es gab immer noch etwas, das sie kaufen, oder irgendjemanden, den sie übertrumpfen oder dem sie imponieren wollte.
    Die Reise aufs Land verlief nicht gut. Das Kutschrad war im Schlamm stecken geblieben und drohte zu brechen, und sie waren gezwungen, nur wenige Stunden von London entfernt Rast zu machen.
    Sie schob den einfachen
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