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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: John Grisham
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hier im District, der was Ähnliches gemacht hat - das muss vor sieben, acht Jahren gewesen sein. Er kündigte bei seiner Kanzlei und nahm etliche brisante Unterlagen mit, und die tauchten Geheimnisvollerweise in einer anderen Kanzlei auf, die diesem Anwalt einen hübschen Job angeboten hatte. Der Name des Anwalts ist mir entfallen …«

    »Makovek. Brad Makovek«, sagte ich.
    »Stimmt. Was ist mit ihm passiert?«
    »Seine Zulassung wurde ihm für zwei Jahre aberkannt.«
    »Und genau das strebt Ihre Gegenpartei an.«
    »Auf keinen Fall, Richter«, sagte Mordecai. »Auf gar keinen Fall werden wir zwei Jahre akzeptieren.«
    »Was würden Sie denn akzeptieren?«
    »Höchstens sechs Monate. Und darüber lassen wir nicht mit uns reden. Diese Burschen haben die Hosen voll, Richter - das wissen Sie. Die haben die Hosen voll, wir nicht.
    Warum sollten wir uns überhaupt auf einen Vergleich einlassen? Mir wäre eine Verhandlung vor einem Schwurgericht viel lieber.«
    »Er wird keine Schwurgerichtsverhandlung geben.« DeOrio blieb vor mir stehen und sah mir in die Augen. »Wären Sie mit einer sechsmonatigen Aberkennung Ihrer Zulassung einverstanden?« fragte er.
    »Ja«, sagte ich. »Aber sie müssen bezahlen.«
    »Wie viel?« fragte er Mordecai.
    »Fünf Millionen. Von den Geschworenen würde ich mehr kriegen.«
    DeOrio trat, tief in Gedanken, ans Fenster und kratzte sich am Kinn. »Es könnten ebenso gut sieben Millionen sein«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Oder zwanzig«, sagte Mordecai.
    »Wer soll das Geld bekommen?« fragte der Richter.
    »Das wird ein Alptraum«, gab Mordecai zu.
    »Wie viel davon ist Ihr Honorar?«
    »Zwanzig Prozent. Die Hälfte davon geht an eine Stiftung in New York.«
    Der Richter drehte sich abrupt um, faltete die Hände hinter dem Kopf und begann wieder auf und ab zu gehen. »Sechs Monate sind wenig«, sagte er.
    »Mehr gestehen wir nicht zu«, erwiderte Mordecai.
    »Na gut. Lassen Sie mich mit der anderen Partei sprechen.«
    Unsere Unterredung mit DeOrio hatte nicht einmal fünfzehn Minuten gedauert. Die bösen Buben brauchten eine Stunde. Aber sie waren ja auch diejenigen, die sich um das Geld stritten.
    Wir tranken Cola auf einer Bank in der geschäftigen Eingangshalle und betrachteten schweigend die zahllosen Anwälte, die auf der Jagd nach Gerechtigkeit und Mandanten vorübereilten.
    Wir gingen in den Korridoren auf und ab und sahen die verängstigten Menschen, die wegen der verschiedensten Vergehen vor den Richtertisch geführt wurden.
    Mordecai unterhielt sich mit ein paar Anwälten, die er kannte. Ich kannte niemanden. Die Anwälte der großen Kanzleien verbrachten nicht sehr viel Zeit im Superior Court.
    DeOrios Gerichtsgehilfin holte uns in den Gerichtssaal zurück, wo die anderen Beteiligten bereits versammelt waren. Die Atmosphäre war gespannt. DeOrio schien erregt, Arthur und die anderen machten einen erschöpften Eindruck. Wir setzten uns und warteten darauf, dass der Richter das Wort ergriff.
    »Mr. Green«, begann er, »ich habe mit den Anwälten der Beklagten gesprochen.

    Hier ist ihr Angebot: drei Millionen Dollar und eine einjährige Aberkennung von Mr. Brocks Zulassung.«
    Mordecai hatte sich gerade erst gesetzt und sprang wieder auf. »Wir verschwenden unsere Zeit«, sagte er und nahm seine Aktentasche. Ich folgte seinem Beispiel und erhob mich ebenfalls.
    »Bitte entschuldigen Sie uns, Euer Ehren«, sagte er. »Wir haben Besseres zu tun.« Wir gingen zum Mittelgang.
    »Sie sind entschuldigt«, sagte der Richter deutlich verärgert.
    Wir verließen eilends den Gerichtssaal.

    ACHTUNDDREISSIG

    Ich schloss gerade den Wagen auf, als das Handy in meiner Tasche vibrierte. Es war Richter DeOrio. Mordecai lachte, als ich sagte: »Ja, Euer Ehren, wir sind in fünf Minuten da.« Wir ließen uns Zeit und brauchten zehn Minuten - wir wuschen uns in der Toilette im Erdgeschoß die Hände, wir gingen langsam und benutzten die Treppe -, damit DeOrio Gelegenheit hatte, die Gegenpartei noch ein wenig zu bearbeiten.
    Das erste, was ich beim Betreten des Gerichtssaals sah, war, dass Jack Bolling, einer der drei RiverOaks-Anwälte, sein Jackett ausgezogen und die Hemdsärmel aufgekrempelt hatte und den Drake & Sweeney-Anwälten den Rük-ken kehrte. Ich bezweifelte zwar, dass er sie geohrfeigt hatte, aber er sah aus, als sei er dazu willens und in der Lage.
    In einem Schwurgerichtsprozess würde die große Schadenersatzzahlung, von der Mordecai träumte, allen drei Beklagten auferlegt
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