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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: John Grisham
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die Akte an mich zu nehmen, und ich habe seitdem tausendmal gewünscht, ich hätte es nicht getan.
    Ich habe nach Informationen gesucht, die, wie ich wusste, geheim bleiben sollten, aber das ist keine Entschuldigung. Ich möchte mich bei Ihnen, den anderen Anwälten und Mitarbeitern der Kanzlei und Ihrem Mandanten RiverOaks entschuldigen.«
    Ich setzte mich und brachte es nicht fertig, sie anzusehen. Mordecai sagte mir später, meine Zerknirschung habe die Temperatur im Saal um drei Grad ansteigen lassen.
    Dann traf DeOrio eine kluge Entscheidung: Er ging zum nächsten Punkt über, nämlich zu den Schadenersatzzahlungen in den Fällen, die noch nicht behandelt worden waren. Wir wollten im Namen von Marquis Deese, Kelvin Lam und jedem anderen Opfer klagen, das wir finden konnten. Devon Hardy und Lontae Burton waren tot, also gab es noch fünfzehn weitere potentielle Kläger. Das hatte Mordecai angekündigt, und auch der Richter wusste es.
    »Wenn Sie eine Haftung Ihrerseits einräumen, Mr. Jacobs«, sagte DeOrio, »müssen wir über Schadenersatzzahlungen sprechen. Wie viel bieten Sie zur Beilegung der fünfzehn anderen Fälle an?«
    Arthur beriet sich flüsternd mit Rafter und Malamud und antwortete dann: »Nun, Euer Ehren, wir nehmen an, dass diese Leute seit nunmehr einem Monat ohne Wohnung sind. Wenn wir ihnen fünftausend Dollar geben, können sie sich eine neue Wohnung suchen, wahrscheinlich sogar eine wesentlich komfortablere.«
    »Das ist wenig«, sagte DeOrio. »Mr. Green.«
    »Das ist viel zu wenig«, pflichtete Mordecai ihm bei. »Auch hier gilt: Ich beurteile einen Fall danach, was die Geschworenen vermutlich dazu sagen werden.
    Dieselben Beklagten, dieselbe Klage, eine ähnliche Zusammensetzung der Geschworenen - ich kann mit Leichtigkeit fünfzigtausend pro Fall bekommen.«
    »Und mit wie viel wären Sie zufrieden?« fragte DeOrio.
    »Fünfundzwanzigtausend, Euer Ehren.«
    »Ich finde, Sie sollten annehmen«, sagte der Richter zu Arthur. »Die Forderung erscheint mir nicht überhöht.«
    »Fünfundzwanzigtausend für jeden der fünfzehn Betroffenen?« fragte Arthur. Er befand sich in einem Zweifrontenkrieg, und seine Unerschütterlichkeit geriet ins Wanken.
    »Sehr richtig.«
    Sie steckten die Köpfe zu einer Besprechung zusammen, bei der jeder der vier Drake & Sweeney-Anwälte sein Votum abgab. Es war bezeichnend, dass die Anwälte der anderen beiden Parteien nicht befragt wurden. Offenbar würde die Kanzlei die Rechnung bezahlen. Gantry war vollkommen gelassen - sein Geld stand nicht auf dem Spiel. RiverOaks hatte vermutlich damit gedroht, eine eigene Klage gegen die Kanzlei anzustrengen, wenn der Fall nicht beigelegt werden sollte.
    »Wir akzeptieren fünfundzwanzigtausend«, sagte Arthur leise, und Drake & Sweeney war um dreihundertfünfundsiebzigtausend Dollar ärmer.
    DeOrios Klugheit bestand darin, dass er wusste, wie man das Eis brach. Er wusste, dass er sie zwingen konnte, kleinere Forderungen zu akzeptieren, und wenn das Geld erst einmal floss, würde es nicht mehr aufhören, bis wir fertig waren.
    Im Jahr zuvor hatte ich nach Abzug meines Gehalts und meines Bonus, und nachdem man ein Drittel des durch mich eingenommenen Honorars für die laufenden Kosten beiseitegelegt hatte, vierhunderttausend Dollar zu dem großen Topf beigetragen, aus dem die Teilhaber bedient wurden. Und ich war nur einer von achthundert gewesen.
    »Meine Herren, damit sind nur noch zwei Punkte ungeklärt. Der erste betrifft das Geld: Wie viel davon wird nötig sein, um einen Vergleich zu erzielen? Der zweite betrifft Mr. Brocks Disziplinarverfahren. Wie es scheint, hängt das eine mit dem anderen zusammen. Wenn die Verhandlungen an einem solchen Punkt angelangt sind, spreche ich gern vertraulich mit beiden Parteien. Ich werde mit den Klägern beginnen. Mr. Green und Mr. Brock, würden Sie bitte ins Richterzimmer kommen?«
    Die Gehilfin führte uns durch den Gang hinter dem Richtertisch in ein schön ausgestattetes Büro mit getäfelten Wänden, in dem DeOrio gerade die Robe ablegte und bei seiner Sekretärin Tee bestellte. Er bot uns auch welchen an, doch wir lehnten dankend ab. Die Gehilfin schloss die Tür, und wir waren mit Richter DeOrio allein.
    »Wir kommen gut voran«, sagte er. »Ich muss Ihnen allerdings sagen, Mr. Brock, dass das Disziplinarverfahren ein ernstes Problem ist. Ist Ihnen klar, wie ernst?«
    »Ich glaube schon.«
    Er ließ die Finger knacken und begann auf und ab zu gehen. »Es gab mal einen Anwalt
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