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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Barry Eisler
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abgemacht war.«
    »Das kann ich nicht machen«, sagte er, »aber beim nächsten Auftrag können Sie mehr von mir verlangen. Ich glaube nicht, dass irgendwer das ablehnen würde.«
    »Wo ist das Geld geblieben?«
    »Das Geld für die Raketen?«
    »Ja.«
    »Das wurde am Tatort geborgen.«
    »Wie viel?«
    »Rund drei Millionen.«
    Ich lachte. »›Rund drei Millionen‹? Hat sich keiner über so einen krummen Betrag gewundert?«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass euer guter Hilger zuerst sämtliche Zeugen exekutiert und sich dann ungefähr zwei Millionen unter den Nagel gerissen hat. Es war dunkel, und er hatte es eilig, also konnte er das Geld wohl kaum in Hundertern abzählen.«
    »Nein. Und warum hat er dann nicht alles genommen?«
    »Weil es ein Geschäft war. Es hätte doch komisch ausgesehen, wenn bei der Transaktion kein Bargeld den Besitzer gewechselt hätte. Hilger ist zwar geldgierig, aber schlau ist er auch.«
    Kanezaki schwieg lange. Dann: »Ich muss Sie was fragen: Meinen Sie, er wusste, was in diesen Frachtkisten war?«
    Ich überlegte kurz. »Ich glaube nicht, dass er es im Voraus wusste, nein. Er schien überrascht, als er das Wort ›Rakete‹ hörte, und Belghazi hat zu ihm gesagt, er solle keine Fragen stellen, auf die er die Antwort doch nicht hören wolle.«
    »Ja, aber trotzdem, bei so einer Sache einfach zuzusehen …«
    »Wenn es Sie interessiert, ich glaube, dass er vielleicht noch versucht hätte, das Geschäft zu verhindern, nachdem er erst mal begriffen hatte, worum es eigentlich ging. Aber hätte er es im Voraus wissen müssen? Hätte er es wissen können, wenn er genau genug hingeschaut hätte? Verdammt noch mal, ja. Wahrscheinlich hat er, weil er ja so prima ›Infos‹ von Belghazi bekam, nur allzu gern die Augen davor verschlossen, und das so lange, bis die Umstände jede Schönrederei und Selbstverleugnung unmöglich machten.«
    Wieder entstand eine lange Pause, während er das Gesagte verarbeitete. »Das hab ich mir auch schon gedacht. Wie dem auch sei, wegen dem Geld, das er an sich genommen hat, kann ich nicht viel machen. Diesmal nicht.«
    Macht nichts, dachte ich. Ich weiß jetzt, wer er ist. Ich hab sein Gesicht gesehen, ganz klar und deutlich durch das Fernglas. Und ich weiß, dass er den Namen Hilger benutzt, zumindest als Deckname. Dox und ich könnten ja mal mit ihm plaudern und ihm erklären, dass es nicht nett ist, alles für sich zu behalten.
    »Sie sollten mal über das Arrangement nachdenken, das die Nahostabteilung mit Belghazi hatte«, sagte ich, »Ich glaube kaum, dass das ein Einzelfall war.«
    »War es nicht.«
    »Dann werdet ihr noch von anderen zum Narren gehalten?«
    »Hören Sie, die Leute, die den Dreck haben, sind nun mal dreckig. Bei Belghazi ist einiges schief gelaufen, aber das heißt nicht, dass das ganze Konzept falsch ist.«
    »Wenn man so viel Zeit mit Menschen verbringt, die dreckig sind, was wird dann aus einem selbst?«
    »Wer sauber bleiben will, sollte sich lieber vom Sandkasten fern halten.«
    Ich lachte. »Er hat Sie an der Nase herumgeführt.«
    »Klar hat er das. Gegner führen sich immer gegenseitig an der Nase herum. Aber das heißt nicht, dass man nicht ins Geschäft kommen kann. Solange für beide Seiten was drin ist, läuft die Sache.«
    »Unglaublich.«
    »Eigentlich nicht. So ist die Welt nun mal. Sehen Sie sich Amerika an. Sämtliche Interessengruppen spenden an beide politischen Parteien, weil sie wissen, dass der jeweilige Sieger dann in ihrer Schuld steht, egal wer es ist.«
    Ich stockte, dachte nach und sagte dann: »Ich möchte Sie um etwas bitten.«
    »Heraus damit.«
    »Ihr habt eine Akte über mich. In der Akte wird Rio de Janeiro erwähnt. Und Naomi Nascimento.«
    »Ja.«
    »Ich möchte, dass beides getilgt wird.«
    »Kann ich machen.«
    »Gut«, sagte ich. »Ich werde Ihnen jetzt etwas verraten. Und diese Information sollten Sie ernst nehmen. Sehr ernst.«
    Er schwieg kurz, dann: »In Ordnung.«
    »Mir liegt was an dieser Frau. Zwischen uns ist es aus, aber mir liegt was an ihr. Ich stehe in ihrer Schuld. Wenn jemand aus Ihrer Organisation oder über Ihre Organisation Naomi irgendwie schadet oder auch nur versucht, sie zu beschatten, um an mich heranzukommen, und ich davon erfahre, dann werden Sie mir dafür bezahlen.«
    »Ich verstehe.«
    »Gut«, sagte ich erneut.
    Wieder entstand eine Pause. »Ich hoffe, Sie lassen mich wissen, wann Sie für den nächsten Auftrag bereit sind«, sagte er. »Es gibt noch
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