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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Barry Eisler
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nach der Definition von ›natürlicher Todesursache‹.«
    »Was sind das für Raketen?«, fragte ich.
    »Die heißen ›Alazans‹. Das sind Boden-Boden-Raketen mit einer Reichweite von zehn Meilen. Ursprünglich wurden sie von sowjetischen Wissenschaftlern für Wetterexperimente entwickelt, aber offenbar eigneten sie sich noch besser als Terrorwaffe. Konventionelle Versionen davon wurden vom aserbaidschanischen Militär im Krieg gegen Armenien um die umstrittene Enklave von Nagorny-Karabach eingesetzt und von Separatisten in Südossetien bei Zusammenstößen mit georgischen Truppen.«
    »In den Nachrichten hieß es, die jetzt beschlagnahmten hätten radioaktive Gefechtsköpfe.«
    »Ja, vor zwei Jahren stießen wir auf Dokumente, aus denen hervorging, dass eine der Alazan-Batterien mit nuklearen Sprengköpfen ausgestattet worden war – was aus den Raketen ›schmutzige Bomben‹ machte. Die Nuklearbatterie stand in Transnistrien, einer Separatistenenklave, die sich vor zwölf Jahren von Moldawien abgespalten hatte. Transnistrien wird derzeit von keiner Regierung außer der eigenen anerkannt, und seine riesigen Waffenvorräte aus Sowjetzeiten machen es zum Umschlagplatz für illegalen Waffenhandel.«
    »Diese beiden Männer«, sagte ich und dachte laut nach. »Die Russen. Waren die aus Transnistrien?«
    »Ja, die Militärjunta, die in Transnistrien jetzt das Sagen hat, ist russlandfreundlich. Der Rest der Enklave spricht Moldawisch, was im Grunde nichts anderes als Rumänisch ist. Ziemlich kompliziert das Ganze.«
    »Scheint mir auch so.«
    »Jedenfalls, man muss wissen, dass jetzt eine kleine Clique das ›Land‹ Transnistrien nach ihren selbstgemachten Regeln beherrscht. Ein Großteil des Handels wird von einem einzigen Unternehmen kontrolliert, der Sheriff Company, und die gehört dem Sohn des Präsidenten von Transnistrien. Der Sohn ist überdies Leiter der Zollbehörde von Transnistrien, die sämtliche Waren kontrolliert, die ins Land kommen oder es verlassen. Die Lieferungen gehen über den Flughafen von Tiraspol, mit Lastwagen in die Ukraine oder nach Moldawien und per Bahn und Schiff von der Hauptstadt nach Odessa.«
    »Oder über Hongkong.«
    »Eine ziemlich abwegige Route, wenn Sie mal einen Blick auf die Landkarte werfen, aber genial, wenn man über solche Kontakte vor Ort verfügt wie Belghazi. Er hat seine Führungsoffiziere in der Nahostabteilung hinters Licht geführt. Die dachten, er sei ein ›guter‹ Waffenhändler, der die ›bösen‹ Waffenhändler an sie verpfiffen hat. In Wahrheit hat er ihnen nur Informationen über seine Konkurrenten geliefert und die ganze Zeit mit allem gehandelt, was ihm das meiste Geld einbrachte. Die Alazans waren vermutlich nur ein Beispiel. Wer weiß, was er noch alles direkt vor der Nase der CIA verscherbelt hat.«
    »Damit ist ja nun Schluss.«
    »Stimmt. Als ich gesagt habe, Sie sollten stolz auf sich sein, war das mein Ernst. Die Leute, an die er die Raketen verkaufen wollte, hätten die ganz egal wo eingesetzt. Wenn die in die USA eingeschmuggelt worden wären, hätte es eine Katastrophe gegeben.«
    »Die beiden, die in Kwai Chung gestorben sind«, sagte ich. »In welchem Verhältnis standen die zu dem Präsidenten von Transnistrien? Und zu seinem Sohn?«
    »Wieso fragen Sie?«
    »Ich behalte einfach gern im Kopf, wer vielleicht Lust haben könnte, mich von seiner Liste für Weihnachtskarten zu streichen.«
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Neffen des Präsidenten. Vettern des Sohnes.«
    Ich dachte einen Moment darüber nach. »Die Familie ist wahrscheinlich ziemlich traurig über den Verlust«, sagte ich. »Könnte ich mir zumindest denken.«
    »Die können Sie unmöglich mit den Geschehnissen in Kwai Chung in Verbindung bringen.«
    »Was ist mit Hilger?«
    »Hilger?«
    Vielleicht stellte Kanezaki sich nur dumm. Oder der Name »Hilger« war ein operatives Pseudonym, das Kanezaki unbekannt war. Spielte im Grunde keine Rolle.
    »Der NOC«, sagte ich.
    Es entstand eine Pause, in der er die Tatsache verarbeitete, dass ich die Identität des NOC herausgefunden hatte, oder zumindest seinen operativen Decknamen. »Ohne hier irgendwelche Namen zu bestätigen«, sagte er, »kann ich zumindest sagen, dass alle Beteiligten Grund haben, bei der offiziellen Version zu bleiben. Das Ganze war eine Gemeinschaftsaktion der CIA und der Hongkonger Polizei.«
    »Das klingt, als hätten Dox und ich eine Prämie verdient«, sagte ich. »Sie haben erheblich mehr bekommen, als
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