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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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als du acht Jahre alt warst. Wegen der großen Ähnlichkeit. Ich bin sicher, er wusste Bescheid. Trotzdem hat er dich aufgezogen wie einen eigenen Sohn.«
    Nun nahm die ganze Geschichte eine völlig andere Wendung. Jean-Pierre Toinin hielt sich für einen Gott, der seinem Sohn höchstens die Rolle eines Halbgottes zugestand. Der Sohn jedoch war ihm immer wieder entkommen und hatte versucht, sein Werk zu zerstören. Ein ungeschickter, zerstörerischer Sohn. Kubiela war der Minotaurus von Toinin, der monströse Stiefsohn, der im Verborgenen gehalten wurde. Er war auch sein Ikarus, der zu nah an der Sonne flog. Und sein Kronos, der ihn entmachten wollte …
    Der alte Mann trat zu Kubiela und packte ihn am Nacken.
    »Diese Morde sind eine Huldigung, mein Sohn. Im Übrigen besitze ich ganz einzigartige Bilder von …«
    Toinin brach ab. Kubiela hatte seine Waffe gezückt und presste den Lauf in die Falten von Toinins Regenmantel.
    Der Greis lächelte nachsichtig.
    »Wenn du das tust, wird sie sterben.«
    »Wir werden ohnehin alle sterben.«
    »Nein.«
    »Nicht?«
    Kubiela nahm den Finger vom Abzug.
    »Ich habe nicht die Absicht, euch zu töten. Ihr könnt überleben.«
    »Unter welcher Bedingung?«
    »Dass ihr die Spielregeln einhaltet.«

E s gibt nur noch eine Möglichkeit, hier hinauszukommen. Und zwar am anderen Ende des Bunkers, auf der Südseite. Um diese Seite zu erreichen, musst du die im Krieg von den Deutschen erbauten zehn Zellen überqueren.«
    »Was für Zellen?«
    »Die Liegeplätze ihrer berüchtigten U-Boote.«
    Toinin zog eine kleine Tür innerhalb der hohen eisernen Abtrennung auf. Sofort sprühte ihm eine wahre Stichflamme aus Gischt ins Gesicht. Gleichgültig öffnete er die Tür noch ein Stück weiter. Kubiela gewahrte ein großes, von Kais umgebenes Becken, über das sich eine weiß gestrichene, mindestens zehn Meter hohe Betonbrücke spannte. Unmittelbar über dem Steg kreuzten sich die Metallträger, die das Dach stützten.
    »Ihr werdet diesen Laufgang dort benutzen und ihm einfach geradeaus folgen. Er überquert alle Liegeplätze. Mit etwas Glück könnt ihr so die andere Seite des Bunkers erreichen.«
    »Ihr?«
    »Du und Anaïs. Die einzige Schwierigkeit bildet das Meer. Bei diesem Sturm dürften die einzelnen Zellen fast komplett überflutet werden, aber wie du siehst, gibt es eine Art Brüstung, die euch Schutz bietet.«
    »Und du lässt uns einfach so gehen?«
    »Unter einer Bedingung. Du gehst vor. Anaïs wird dir folgen. Aber wenn du dich auch nur ein einziges Mal umdrehst, um nachzuschauen, ob sie wirklich hinter dir ist, stirbt sie.«
    Ich nenne sie Eurydike . Damit war ihm wohl die Rolle des Orpheus zugedacht. Kubiela versuchte sich an den genauen Hergang der Geschichte des Lyraspielers und seiner Frau zu erinnern. Eurydike starb nach einem Schlangenbiss. Orpheus, der nur über die Macht seiner Musik verfügt, überschreitet den Styx, schlägt den Zerberus in seinen Bann und schafft es, Hades, den Herrscher der Unterwelt, dazu zu bewegen, Eurydike freizulassen. Der Totengott stellt allerdings eine Bedingung. Auf dem Weg nach oben muss Orpheus vor Eurydike hergehen und darf sich nicht umdrehen.
    Der Rest ist bekannt. Kurz vor dem Verlassen der Unterwelt hält Orpheus es nicht mehr aus und wirft einen Blick zurück. Eurydike geht zwar hinter ihm, aber es ist zu spät. Der Held hat seinen Schwur gebrochen. Seine Geliebte verschwindet für immer in der Unterwelt.
    »Und du?«, fragte er.
    »Wenn du Wort hältst, werde ich davongehen.«
    »Dann endet der Fall also hier?«
    »Für mich sicher. Die Probleme in der Welt der Sterblichen musst du selbst regeln.«
    Toinin bückte sich und hob eine dicke, in Plastik geschweißte Akte auf.
    »Hier ist deine Versicherung für die Zukunft. Auszüge aus dem Matrjoschka-Projekt. Daten, Opfer, die Substanz und die Verantwortlichen.«
    »Die Polizei wird den Fall totschweigen.«
    »Bestimmt. Die Medien allerdings nicht. Aber Achtung! Du solltest die Papiere nicht unters Volk bringen. Lass Mêtis lediglich wissen, dass sie sich in deinem Besitz befinden und dass du sie irgendwo an einem sicheren Ort verwahrst.«
    »Und was ist mit deinen Morden?«
    »Die Akte enthält auch mein Geständnis.«
    »Kein Mensch wird es glauben.«
    »Ich habe gewisse Details erwähnt, die nur die Polizei und der Mörder kennen können. Des Weiteren habe ich Dokumente beigefügt, aus denen hervorgeht, wo und wie ich die Utensilien für jede Inszenierung besorgt habe. Außerdem
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