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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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ursprünglichen Persönlichkeit am nächsten. Ich habe ihnen zu erklären versucht, dass du keinerlei Gefahr darstellst, aber man wollte die Angelegenheit ein für alle Mal regeln.«
    »Und da hast du wieder gemordet.«
    »Ich wollte einen richtigen Coup landen. Den Minotaurus! Dieses Mal habe ich deine Fingerabdrücke in der Reparaturgrube hinterlassen. Ich war ganz sicher, dass die Polizei die Verbindung zu Victor Janusz herstellen würde, weil du in Marseille einmal verhaftet worden warst. Und des Mordes an Ikarus würde man sich bestimmt entsinnen. Es stand zu hoffen, dass man dich der mythologischen Mordserie überführen, psychiatrisch untersuchen und aufgrund deiner Amnesie für unzurechnungsfähig erklären würde.«
    »Hätte es nicht einen einfacheren Weg gegeben, mich zu schützen? Du hättest mir ein geringeres Verbrechen anlasten oder mich wegen einer Geisteskrankheit einweisen lassen können.«
    »Nein. Es war wichtig, dich in einer Spezialklinik für psychisch gestörte Schwerverbrecher unterzubringen, um dich aus der Reichweite der Killer zu bringen. Irgendwie hätte ich es fertiggebracht, Zugang zu bekommen und dein Verhalten weiter zu studieren. Niemand hätte dir je Glauben geschenkt. Ich hätte ungestört weiter an meinen Forschungen über dein Gehirn arbeiten können.«
    Toinins Wahnsinn hatte Methode. Doch jetzt wollte Kubiela die Antwort auf jedes Rätsel erfahren.
    »Du hast deine Opfer mit einer Überdosis Heroin getötet. Woher hattest du den Stoff?«
    »Ich habe ihn selbst hergestellt. Heroin ist, wie du weißt, ein Morphinderivat. Und Morphin gibt es in meiner Klinik mehr als genug. Seit dreißig Jahren beschäftige ich mich mit der Synthetisierung bestimmter Substanzen. Heroin zu entwickeln war geradezu ein Kinderspiel.«
    »Was hatte es mit Patrick Bonfils auf sich? Wieso trieb er sich am Bahnhof in Bordeaux herum?«
    »Das war ein Kollateralschaden. Bonfils gehörte der ersten Patientengeneration an. Er hatte sich in seiner Persönlichkeit als Fischer stabilisiert, und niemand dachte mehr an ihn. Aber dann begann er sich Gedanken über seine Herkunft zu machen. Seine Nachforschungen führten ihn bis in meine Klinik in der Vendée, wo er sich mehrmals aufgehalten hatte. Ich traf alle Vorbereitungen, um das Implantat aus seinem Kopf zu entfernen, nachdem ich ihm eine große Menge der Substanz verabreicht hatte. Ich wollte ihm das Leben retten. Doch kurz vor der Operation bekam er plötzlich eine Panikattacke und ist geflohen. Dabei hat er mehrere Pfleger verletzt.«
    »Und ein Telefonbuch und einen Schraubenschlüssel mitgenommen.«
    »Was dann geschah, war fast komisch. Bonfils versteckte sich in einem kleinen Lieferwagen – genau dem, den ich für meine Opfer benutzte. Auf diese Weise brachte ich ihn, ohne es zu ahnen, nach Bordeaux. Er ist mir auf das Bahnhofsgelände gefolgt. In der Grube kam es zu einer Schlägerei, aber es gelang mir, ihm eine Spritze zu verabreichen. Schließlich ließ ich ihn in einem Bahnwärterhäuschen neben den Gleisen zurück.«
    Allmählich sah Kubiela klarer, doch noch fehlte die wichtigste Information.
    »Warum um alles in der Welt wolltest du mir unbedingt das Leben retten? Bloß, weil ich dein bestes Versuchskaninchen war?«
    »Dass du diese Frage stellst, zeigt mir, dass du die Hauptsache nicht verstanden hast. Warum, glaubst du wohl, habe ich ausgerechnet die Mythen von Uranus, Ikarus und dem Minotaurus ausgesucht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Es geht jedes Mal um einen ungeschlachten, täppischen oder zerstörerischen Sohn.«
    Das Donnern des Ozeans schien noch zuzunehmen. Die Brecher wurden höher und stärker. Ob der Bunker diesen Naturgewalten standhalten konnte? Und plötzlich tauchte aus dem irrwitzigen Wirbel eine unfassbare Wahrheit an die Oberfläche.
    »Willst du etwa behaupten …«
    »Du bist mein Sohn, François. Während meiner Zeit am medizinischen Zentrum habe ich nichts anbrennen lassen. Alle meine Patientinnen mussten dran glauben. Bei einigen nahm ich eine Abtreibung vor, manchmal trieb ich auch Forschungen an den Föten. Ich injizierte ihnen meine Substanz und beobachtete, was passierte.«
    Kubiela hörte nicht mehr zu. Die letzte russische Puppe war gerade zwischen seinen Fingern zerbrochen. Er machte einen letzten Versuch, diesem äußersten Albtraum zu entkommen.
    »Ist es so unmöglich, dass ich doch Andrzej Kubielas Sohn bin?«
    »Schau in einen Spiegel, und die Antwort ist klar. Wohl aus diesem Grund hat Andrzej mit mir gebrochen,
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