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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
Autoren: Malcolm Mackay
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ein Kind.«
    »Lebt das Kind bei ihnen?«, fragt Calum, immer das Szenario im Blick.
    »Nee, bei den Großeltern.«
    Nate Colgan. Der Name beschwört Bilder herauf, die man nicht sehen will. Knallhart. Tut nicht nur so. Keiner, der seine tattoobedeckten Muskeln spielen lässt und einen auf wütend macht. Wirklich knallhart. Jemand, den Leute wie Jamieson einsetzen, aber mit Vorsicht behandeln. Den man besser nicht gegen sich aufbringt. Den auch Calum nicht gegen sich aufbringen will. Er ist ihm einmal begegnet. Colgan wirkte mürrisch. Wenn er sprach, klang es erstaunlich intelligent. Nicht unberechenbar. Kein Wutausbruch ohne ersichtlichen Grund. Das hat nichts mit Härte zu tun. Das ist wahnsinnig. Hart heißt, dass die Leute wissen, was man ihnen antun wird, ohne einen daran hindern zu können. Calum wusste nicht, wie es um die Beziehung zwischen Colgan und Cope augenblicklich stand. Wenn möglich, sollte er ihr lieber aus dem Weg gehen.
    Ihm kommt dabei ein Gedanke.
    »Arbeitet Winter immer noch allein?«, fragt er.
    Das ist wichtig. Wenn Winter allein arbeitet, kann er ihn einfach erledigen. Gehört Winter einer Organisation an, wird Calum dafür bezahlen müssen. Solche Leute dürfen keine Schwäche zeigen.
    Jamiesons Blick geht zu Young. Calum kann dessen Reaktion nicht sehen.
    »Soweit wir wissen«, beginnt Jamieson, »arbeitet er immer noch allein. Aber er dringt in mein Revier ein und geht dabei nicht gerade unauffällig vor. Als wollte er mir auf den Sack gehen. Als wüsste er, dass er Rückendeckung hat. Glaub ich zwar nicht, könnte aber bald so weit sein. Ich will ihn vorher beseitigen.«
    Das ist alles, was Calum wissen soll. Keine weiteren Einzelheiten. Kein Wort davon, wer ihm den Rücken deckt und wie gründlich. Doch das deutet auf was Größeres hin. Üble Sache.
    Mit einem Nicken ist der Auftrag angenommen. Kein Händedruck, ist nicht nötig. Das hier ist schließlich kein Herrenclub. Keine Ehrensache. Es ist ein Geschäft. Calum hat eingewilligt. Versaut er’s, wird er wahrscheinlich bestraft. Nicht umgebracht. Wenn man jemanden bei Misserfolg umbringt, wer will dann noch für einen arbeiten? Doch man ächtet ihn. Macht ihm das Leben schwer. Calum weiß das. Er hat es bei anderen erlebt. Ist auch schon den wirklich guten Leuten passiert. Meistens passiert es den Großmäulern, den Idioten, die glauben, den Auftrag ausführen zu können, und doch nicht dazu imstande sind. Es ist leicht, jemanden umzubringen. Jemanden richtig umzubringen, ist schwer. Wer es richtig macht, weiß das. Wer es schlecht macht, lernt es. Auf die harte Tour. Und die harte Tour hat Folgen. Auch die guten Leute wissen das.

6
    Jamieson sitzt auf seinem Stuhl und beobachtet, wie sich die Tür hinter Calum schließt. Young sitzt immer noch schweigend auf dem Sofa zu seiner Rechten. Jamieson ist ein Mann der Tat. Er fordert jemanden auf, einen anderen umzubringen, und wendet sich dann wieder seinen Pferden, seinem Golfspiel oder jedem anderen Hobby zu, das gerade seine Aufmerksamkeit beansprucht. Aber heute nicht. Heute sitzt er da, trommelt auf den Tisch und betrachtet noch immer die geschlossene Tür.
    »Der Junge hat viel Talent«, sagt er leise. »Aber irgendwas an ihm gefällt mir nicht.«
    »Bloß ein bisschen unbeholfen«, sagt Young schulterzuckend, »so ist er nun mal. Kein gewöhnlicher Blindgänger.«
    »Ja, stimmt«, sagt Jamieson und nickt. »Das hat mir Frank schon nach ihrer ersten Begegnung gesagt. Der Junge wär smart und hätte auch die nötigen Eier.«
    Mut und Intelligenz allein sind nicht viel wert. Deshalb arbeiten Jamieson und Young zusammen und werden das auch nie ändern. Es ist der Grund, warum so viele Leute bei dem, was sie tun, nicht richtig gut sind. Sie haben nur das eine oder das andere. Ein Schwachkopf kann genug Mut haben, um in diesem Geschäft von Nutzen zu sein. Ein kluger Kopf kann viel bewirken. Um herausragend zu sein, muss man aber beides haben. Muss wissen, wann man sich auf seinen Grips und wann auf seine Eier verlässt. Manche Leute haben so viel von beidem, dass sie jahrzehntelang nicht hinter Gitter kommen. Doch manchmal machen auch Leute mit Grips und Mumm einen Fehler. Einen einzigen. Einen simplen, schlampigen. Zwanzig Jahre Knast. Danach nicht mehr zu gebrauchen. Die Intelligentesten hüten sich davor, ihren Grips als Garantie zu betrachten.
    »Machst du dir Sorgen?«, fragt ihn Young. Es kommt selten vor, dass Jamieson wegen eines Auftrags unsicher ist.
    Jamieson zuckt mit
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