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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler
Autoren: Frederick Forsyth
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Blick auf seine Kopie. Vierundvierzig. Er war dazu gelangt, daß er die Abfolge der Zahlen umkehrte und dann 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 subtrahierte.
    »Wem gehört sie?« fragte er.
    »Es ist ein als geheim eingestufter Privatanschluß«, sagte sie. »Ich mußte an ein paar von mir erwiesene Gefälligkeiten erinnern, um ihn identifiziert zu bekommen. Eine Nummer in einem großen Stadthaus in Georgetown. Rat mal, wem sie gehört.«
    Sie sagte es ihm. Quinn atmete vernehmlich aus. Wenn man lange genug mit einer siebenstelligen Zahl herumspielt, ist es möglich, daß dabei aus reinem Zufall die Privatnummer einer hochgestellten Persönlichkeit herauskommt.
    »Danke, Sam. Es ist alles, was ich habe. Ich werd’s versuchen und dir Bescheid sagen.«
    Um 20.30   Uhr an diesem Abend saß Senator Bennett Hapgood in der »Maske« eines großen New Yorker Fernsehsenders, während ein hübsches Mädchen ihm noch ein bißchen ockerfarbenen Puder aufs Gesicht tupfte. Er reckte das Kinn hoch, um die schlaffe Haut unter dem Unterkiefer etwas zu straffen.
    »Nur ein bißchen mehr Haarspray hierher, Schätzchen«, sagte er zu ihr und deutete auf eine der gefönten weißen Locken, die jungenhaft in die Stirn fiel, aber vielleicht verrutschen konnte, wenn sie nicht fixiert wurde.
    Sie hatte gute Arbeit geleistet. Das feine Geäder um seine Nase war verschwunden, unter die Lider hatte sie Tropfen gespritzt, die die Augen funkeln ließen, die Sonnenbräune des »frontierman«, in langen Stunden unter einer Ultraviolettlampe mühsam erworben, bezeugte eine kraftstrotzende Gesundheit. Die zweite Aufnahmeleiterin steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Wir sind bereit für Sie, Senator«, sagte sie.
    Bennett Hapgood erhob sich und stand da, während ihm die Maskenbildnerin den Umhang abnahm und von seinem perlgrauen Anzug eventuelle letzte Puderstäubchen entfernte. Dann folgte er der Aufnahmeleiterin ins Studio. Er nahm seinen Platz links vom Moderator ein, und ein Tonassistent klemmte ihm ein Mikrofon, so klein wie ein Knopf, an den Jackenaufschlag. Der Moderator, der eine der wichtigsten Nachrichtensendungen des Landes zur besten Sendezeit moderierte, war damit beschäftigt, sein Manuskript durchzugehen; der Bildschirm zeigte einen Werbespot über Hundefutter. Er blickte auf und feixte mit seinen Perlenzähnen Hapgood an.
    »Freut mich, Sie zu sehen, Senator.«
    Hapgood reagierte mit dem obligatorischen übertrieben breiten Lächeln.
    »Freut mich, hier zu sein, Tom.«
    »Wir haben nur noch zwei Spots. Dann sind wir auf Sendung.«
    »Schön. Ich überlasse mich ganz Ihrer Führung.«
    Wart mal ab, mein Freund, dachte der Moderator, der aus der liberalen Tradition des Ostküsten-Journalismus kam und den Senator als eine Gefahr für die Gesellschaft betrachtete.
    Das Hundefutter wurde von einem Pritschenwagen abgelöst. Als dann das letzte Bild einer glückseligen Familie verblaßte, die zum Frühstück ein Produkt verdrückte, das aussah und vermutlich auch schmeckte wie ein feuerfester Ziegel, deutete die Aufnahmeleiterin mit einem Finger auf Hapgood. Das rote Lämpchen auf der Kamera Eins glühte auf, und der Moderator blickte mit dem sorgenvollen Gesicht des engagierten Bürgers in die Linse.
    »Trotz wiederholter Dementis des Pressesprechers des Weißen Hauses, Craig Lipton, erreichen unsere Sendung nach wie vor Meldungen, daß Präsident Cormacks Gesundheitszustand noch immer Anlaß zu tiefer Beunruhigung gibt. Und dies nur zwei Wochen, bevor das mit seinem Namen und seiner Präsidentschaft aufs engste verbundene Projekt, der Nantucket-Vertrag, zur Ratifizierung vor den Kongreß kommt.
    Einer der konsequentesten Gegner des Vertrags ist der Vorsitzende der Bewegung ›Bürger für ein starkes Amerika‹, Senator Bennett Hapgood.«
    Bei dem Wort »Senator« leuchtete das Lämpchen auf Kamera Zwei auf und strahlte das Bild des sitzenden Senators in dreißig Millionen amerikanische Heime aus. Kamera Drei zeigte den Zuschauern beide Männer, als der Moderator sich zu Hapgood hindrehte.
    »Senator, wie bewerten Sie die Chancen einer Ratifizierung im Januar?«
    »Was soll ich sagen, Tom? Gut sind sie kaum, nach dem, was in den letzten Wochen geschehen ist. Aber selbst abgesehen von diesen Ereignissen – der Vertrag sollte nicht ratifiziert werden. Wie Millionen meiner amerikanischen Mitbürger sehe auch ich zu diesem Zeitpunkt keinen berechtigten Grund, den Russen zu trauen – und darauf läuft es ja hinaus.«
    »Aber die Frage des Vertrauens
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