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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang
Autoren: Joachim C. Fest , Bernd Eichinger
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Panzersperren und befestigte Stellungen zu errichten. Doch als die sowjetischen Armeen zunächst verhielten, war der Bau eines wie behelfsmäßig auch immer angelegten Verteidigungssystems unbegreiflicherweise zum Erliegen gekommen. Die Einstellung der Arbeiten ging nicht zuletzt auf Hitler selber zurück, der sich zunehmend darauf versteifte, daß die Hauptstadt an der Oder verteidigt werden müsse und kein Verband den zugewiesenen Frontabschnitt verlassen dürfe. »Halten oder untergehen!« lautete die in zahllosen Befehlen und Durchhalteappellen wiederholte Parole.

    Von links nach rechts: Generaloberst Wassili Iwanowitsch Tschuikow, Generaloberst Gotthard Heinrici und General Theodor Busse, die bei der
    Schlacht operativ eine Hauptrolle spielten.

    Der sowjetischen Streitmacht gegenüber lagen das LVI. Panzerkorps General Helmuth Weidlings und, etwas nach Süden versetzt, vor allem die 9. Armee unter General Theodor Busse. Vergebens hatte General Heinrici, zu dessen Heeresgruppe die beiden Verbände gehörten, auf die Einschließungsgefahr hingewiesen, die bei einem erfolgreichen Durchbruch Schukows drohte, und mehrfach auch die Warnung wiederholt, daß der Widerstand nur kurze Zeit durchzuhalten sei; dann müsse der Mangel an infanteristisch bewährten Kräften, an Munition und Nachschub aller Art sowie vor allem die grenzenlose Erschöpfung der Truppen das Ende herbeiführen. Aber Hitlers unbeirrbarer Glaube, daß der Wille jede materielle Unterlegenheit wettmache, brachte im Verein mit irgendwelchen großspurigen, niemals eingehaltenen Zusicherungen von Göring, Dönitz oder Himmler - wenigstens augenblicksweise - die lange begrabene und nur von Hitler selber künstlich aufrechterhaltene Zuversicht zurück. Am Ende wurden einige Volkssturmbataillone mit Omnibussen an die Front geschafft, um Schukows Armeen und motorisierte Korps aufzuhalten. Noch während der Rundfunk meldete, daß »Tausende von Berlinern mit ihren Verbänden an die Front« abgerückt seien, war für einen Teil von ihnen der Einsatz schon beendet. Russische Jagdflugzeuge, die den gesamten Luftraum um die Stadt beherrschten, hatten einige der Wagenkolonnen auf halber Strecke ausgemacht und mit wenigen Tiefangriffen vernichtet.
    Die Vorhersagen Heinricis trafen nur allzugenau ein.
    Nachdem Schukow seine Verbände wieder formiert hatte, ließ er sie bei Eintritt der Dunkelheit erneut angreifen und setzte sie um so rücksichtsloser ein, als inzwischen bekannt geworden war, daß sein Rivale im Süden der Front, Marschall Iwan S. Konjew, offenbar erfolgreicher manövriert hatte. Nicht nur war es Konjew gelungen, die Lausitzer Neiße an mehr als einhundertdreißig Stellen zu überqueren und der Offensive damit den entscheidenden Durchbruch zu öffnen; vielmehr glaubte er seither auch, gute Gründe für seine wiederholt erhobene Forderung zu haben, an der Eroberung Berlins beteiligt zu werden und Schukow die verheißene Siegestrophäe im letzten Augenblick streitig zu machen.

    Ausgangslage bei Beginn der russischen Offensive gegen Berlin am 16. April
    1945. Bereits im Januar hatte die Rote Armee die Oder erreicht und bei Küstrin einen annähernd vierzig Kilometer langen und vereinzelt bis zu zehn Kilometer tiefen Brückenkopf gebildet.
      Ein stummer, von Stalin mit arglistigen Andeutungen gegen den inzwischen ungeliebten Schukow beförderter Wettlauf setzte ein. Als in einem der Gespräche Konjew den Diktator um die Genehmigung ersuchte, mit seinem rechten Flügel über Lübben und Luckenwalde nach Norden zu schwenken, wo er innerhalb weniger Tage bei Zossen an die Stadtgrenze Berlins gelangen werde, hatte Stalin eingeworfen, ob dem Marschall bekannt sei, daß sich in Zossen »das Hauptquartier der Wehrmacht« befinde. Auf Konjews knappes »Ja!« war von Stalin die Antwort gekommen: »Gut. Ich bin einverstanden. Lassen Sie die beiden Panzerarmeen auf Berlin vorstoßen.«
      Weiter nördlich, im Mittelabschnitt der Oderfront, hatten Schukows Truppen gegen Mitternacht endlich die ersten Häuser von Seelow erreicht. Eine Zeitlang wogte der Kampf um die hufeisenförmigen Höhen hin und her. Dann waren die streckenweise zehnfach unterlegenen, nicht selten aus Reserven von hier und da zusammengerafften Einheiten der Wehrmacht hoffnungslos zermürbt und gingen zusehends in Auflösung über. Darüber hinaus war Heinrici von der wachsenden Sorge erfüllt, daß Konjews stürmisch vorstoßende Verbände plötzlich in seinem Rücken auftauchen und die 9.
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